Büchsenmacher Reiner Wolter Handwerk ohne goldenen Boden

DRANSDORF · Schusswaffen haben in Deutschland keinen guten Ruf. Das war einmal anders: "Jeder Deutsche hatte früher eine Waffe", sagt Reiner Wolter. Mit "früher" meint er allerdings das 19. Jahrhundert. Da war der Büchsenmacher noch ein viel beschäftigter Mann.

 Büchsenmacher Reiner Wolter in seiner Werkstatt.

Büchsenmacher Reiner Wolter in seiner Werkstatt.

Foto: Stefan Knopp

Wolter ist ein solcher Büchsenmacher, ein Meister in einem aussterbenden Handwerk. "Es ist ausläufig, weil die Gesetze immer strenger werden." Mit der Lehre bei Firma Kettner in Köln begann er 1975, als schon abzusehen war, dass es der Berufsstand künftig schwerer haben wird - 1976 wurde die erste Gesetzesnovelle erlassen, die den Erwerb von Feuerwaffen einschränkte.

Damals war er einer von rund 110 Lehrlingen. Vor einigen Jahren, sagt Wolter, habe es noch etwa 20 Lehrstellen in ganz Deutschland gegeben. "Tendenz fallend." Waffen werden heute industriell gefertigt, außerdem sei die Nachfrage in Deutschland stark gesunken, weil weniger gejagt werde. Jäger sind seine Hauptzielgruppe. Er selber hat ein 33 Hektar großes Revier auf dem Venusberg, das sich zwischen Poppelsdorf und Dottendorf erstreckt, Melbtal und Waldau inklusive.

Aus gesundheitlichen Gründen wurde der heute 55-Jährige mit 40 Jahren schon in Rente geschickt. Bis dahin hatte er beim Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums gearbeitet, wo er unter anderem Versuche mit Schusswaffen durchgeführt hatte.

An der Abendschule machte er nebenbei auch noch den Meister. Jetzt führt er sein gut gesichertes Geschäft am Rand von Dransdorf Richtung Bornheim, in dem er auch eine Werkstatt eingerichtet hat. Von der Präzisionsfräsmaschine über den Polierbock bis zur Ständebohrmaschine hat er dort alles stehen, was er zur Anfertigung einer Waffe benötigt.

Dazu kommt er allerdings nicht mehr oft. Ein Gewehr baut er im Jahr, höchstens zwei. Es gibt auch nicht viel zu reparieren: Laut Wolter kommen die meisten Waffen nur wenige Male im Jahr zur Anwendung und nutzen sich deshalb kaum ab.

Aus dem gleichen Grund verkauft er auch kaum noch Munition: Eine Schachtel mit 100 Patronen hält bei den meisten Kunden sehr lange. Und mit dem neuen Jagdgesetz der rot-grünen Landesregierung werde sich durch längere Schonzeiten und Einschränkungen in der Jagdwild-Auswahl noch mehr ändern, sagt Wolter.

Mit Kritik an der Schusswaffenherstellung komme er kaum in Berührung, eher in seiner Eigenschaft als Jäger. Er mache mit seiner Leidenschaft weiter, solange er kann. Das Wichtigste beim Büchsenmachen: "Geduld und Ruhe. Man muss hochpräzise feilen, technisches Verständnis haben, außerdem rechnen und mit den Maschinen umgehen können." Das gilt für die alten Waffen mit Nussbaumschaft genauso wie für die Hightechwaffen mit Synthetikschaft. Büchsen kauft Wolter schon lange nicht mehr an. "Heute überlassen mir die Leute ihre Waffen", sagt der Büchsenmacher.

Sein Meisterstück ist so ein Hightechgerät. Der Schaft besteht aus Kunststoff, das Gewehr hat einen Successgriff, der den Halt und damit die Präzision verbessert. Das Gesellenstück hatte noch Holzteile. Diese Waffe hatte er verkauft. "Nach 20 Jahren habe ich sie zurückgekauft." Jetzt steht sie im Regal und erinnert an bessere Zeiten für dieses Handwerk.

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