Beruf Stuckateur Handwerk und Kunst verbinden

BONN · Jonas Beckmann gehört zum Nationalteam der Stuckateure. In Bonn gibt es wegen der vielen Altbauten in seinem Beruf viel zu tun. Wer sich für das Handwerk interessiert, kann ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Jugendbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz absolvieren.

 Jonas Beckmann aus dem Nationalteam der Stuckateure.

Jonas Beckmann aus dem Nationalteam der Stuckateure.

Foto: Barbara Frommann

Bei Dunkelheit schlendert Jonas Beckmann besonders gerne durch die Straßen der West- und Südstadt. „Wenn drinnen die Lichter brennen, dann erkennt man von außen die filigranen Stuckarbeiten an den Zimmerdecken“, schwärmt der 22-Jährige. „Das ist für mich immer ganz faszinierend.“

Als Kammersieger hat der ehemalige Auszubildende der Firma Stuck-Belz aus Bonn 2014 seine Lehre abgeschlossen. Heute ist er längst Meister seines Fachs und gehört zum Nationalteam der Stuckateure. Gemeinsam mit der Mannschaft tritt er bei Europa- und Weltmeisterschaften an.

„Auf ihn sind wir besonders stolz. Er ist ein gutes Vorbild für unseren derzeitigen Auszubildenden“, lobt Michael Christmann, Inhaber des Fachbetriebs, seinen ehemaligen Mitarbeiter, der jetzt im familieneigenen Unternehmen arbeitet. „Ein guter Stuckateur verbindet Handwerk und Kunst“, so Christmann.

Neue Wege geht die Firma seit vergangenem Herbst. Da das Unternehmen vor allem Arbeiten im Bereich des Denkmalschutzes erledigt, besteht die Möglichkeit, im Betrieb ein Freiwilligen Soziales Jahr zu absolvieren. Möglich wurde das auch durch die Zusammenarbeit mit dem Projekt Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Eine Chance, die sich Niklas Koop nicht entgehen ließ. Seit September gehört der ehemalige Schüler des Hardtberg-Gymnasiums zum Belz-Team. Er geht mit zu den Baustellen, übernimmt erste Aufträge oder arbeitet in der Werkstatt an der Herstellung von Formen und Modellen. „Ich wusste einfach nicht, in welche Richtung es nach dem Fachabitur gehen sollte“, sagt er. Doch nach einem halben Jahr ist er sich nun ganz sicher. „Das ist es. Das ist mein Beruf. Die Arbeit mit den Kollegen macht mir wirklich sehr viel Spaß.“ Dabei hat er sich in den letzten Monaten offenbar so geschickt angestellt, dass er im Herbst eine Ausbildung zum Stuckateur beginnen wird.

Auch wenn der Beruf in einigen Regionen zu einem aussterbenden Handwerk gehört, in Bonn können sich die Fachleute nicht über fehlende Aufträge beklagen. Nicht nur in der Südstadt sind das Know-how und das Geschick der Handwerker gefragt. „Manchmal erkennen wir bei Restaurierungen, dass unser Betrieb bereits vor Jahrzehnten Reparaturen vorgenommen hat. Jeder hat eine unverwechselbare Handschrift“, verrät Inhaber Michael Christmann.

Derzeit arbeitet das Team an einem großen Auftrag in der Kurfürstenstraße. Dafür müssen die alten Rosetten gesichert, abgenommen und gereinigt sowie neue Formen angefertigt werden. „Wir heben unsere Abdrücke immer auf. Wenn nach Jahren etwas ergänzt werden muss, dann können wir auf unsere Schablonen zurückgreifen“, so Christmann.

Doch sein Team kann nicht nur kleine Ornamente und Figuren, sondern auch riesengroße fertigen. So ist die Kreuzblume vor dem Kölner Dom in der Werkstatt des Unternehmens an der Bornheimer Straße entstanden. Im Gegensatz zum Original der Kathedrale ist das 14 Meter hohe Modell jedoch aus Zement gegossen und bekam dann eine perfekte Kopie der Oberflächenschattierung. Den Stuckateur kann eigentlich nichts schrecken, außer Nässe. „Wasser ist der größte Feind des Stucks“, so Michael Christmann.

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