Jugendliche in Bonn verurteilt Handy-Gang bestahl und erpresste Mitschüler

Bonn · Über mehrere Monate haben drei 14 und 15 Jahre alte Jugendliche ihre Mitschüler in Bonn bestohlen und erpresst. Die Täter machten noch Jüngere zu ihren Handlangern.

Im Pausenhof kann es kaum aufgeregter zugehen: Teenies kreischen, chillen, einige spielen gelangweilt an ihren Handys. Der ungewöhnliche Tumult im Saalbau des Bonner Land- und Amtsgericht ist keineswegs ein Klassenausflug, wie sich bald rausstellt. Die Schüler, die an diesem Tag schulfrei haben, sind alle Zeugen - seit neun Uhr morgens geladen - und sollen in einem Prozess gegen drei Mitschüler aussagen. Das Trio - zur Tatzeit 14 und 15 Jahre alt - hatte sich auf Diebstähle von Handys und Geld in ihrer eigenen Schule spezialisiert. Wegen Diebstahls, räuberischer Erpressung, Nötigung und auch Körperverletzung mussten sich die Drei verantworten, wegen ihres jugendlichen Alters unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Drei Stunden später gab es erste Geständnisse, wie Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann auf Anfrage bestätigte. Drei Monate haben die drei Angeklagten - so räumen sie schließlich ein - von März bis Juni 2017 ihre Mitschüler beklaut: Mal verschwand ein Handy während des Sportunterrichts. Nach Plan wurde es in eine Hecke geworfen, später dort wieder rausgefischt und verkauft. Ein teures Telefon griff sich einer im Klassenzimmer vom Pult einer Mitschülerin, während sie an der Tafel eine Aufgabe lösen musste. Verloren ging auch ein Smartphone während eines Schulausflugs ins Sealife-Center in Königswinter.

Jüngere zu Handlangern gemacht

Besonders infam jedoch: Das Trio hatte ganz nach Mafiamanier noch Jüngere zu Handlagern gemacht. Ein 13-Jähriger wurde mit Faustschlägen dazu gezwungen, für sie die begehrten Handys abzugreifen. Dem noch nicht strafmündigen Mitschüler soll wie folgt gedroht worden sein: „Wenn du nicht noch ein Handy klaust, werden wir dich behindert schlagen.“ Später soll dem Jüngeren gedroht worden sein, er müsse mit 50 Euro nach Köln kommen, sonst müsse er sterben.

Als sie ihm androhten, ihn als Dieb zu verpetzen, wenn er nicht spurt, bekam er die Panik und erzählte es seiner Mutter: Nur dass er zunächst - um im besseren Licht zu stehen - dramatisiert hatte. Die Angeklagten hätten ihm ein Messer an den Hals gehalten und ihn zu den Straftaten genötigt. Erst im Prozess räumte er als Zeuge ein, bestätigte Niepmann, dass er übertrieben und das mit dem Messer nur erfunden habe. Daraufhin gestanden die Angeklagten, dass sie den jungen Mitschüler böse unter Druck gesetzt hatten. Zuvor hatten sie beteuert, der 13-Jährige habe unbedingt mitmachen wollen, er sei der Schlimmste von allen gewesen sei.

Vergleichsweise milde Urteile

Nachdem die Angeklagten den „Weg zur Wahrheit“ - so Richterin Veronika Verhejden - gefunden haben, gab es vergleichsweise milde Urteile: Zwei der drei Angeklagten müssen einen sozialen Trainingskurs sowie 100 Sozialstunden ableisten. Der Dritte jedoch - er war der Gewalttätige im Trio - muss sogar eine Woche in den Jugendknast.

Die Sanktionen ihrer Eltern - als der Fall in der Schule angezeigt wurde - war für zwei Angeklagte bei weitem schlimmer: Denn seitdem leiden sie unter Fernseh- und Handyverbot, Streichung der Taschengelder. Auch Internetspiele sind tabu. Einer von ihnen darf sogar nur in Begleitung seiner Eltern ins Freie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Hohe Hürden
Kommentar zur Ratssitzung am Montag Hohe Hürden