Feuerwerker, Wirt und Ex-Prinz Hansi Zinn ist ein Bonner Original

Bonn · Egal was Hansi Zinn macht: Die Freude anderer spornt ihn stets an. Jetzt geht das Bonner Original in Ruhestand und will mehr Zeit mit der Familie verbringen.

 Feuerwerker Hansi Zinn mit Frau Kathrin.

Feuerwerker Hansi Zinn mit Frau Kathrin.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Wettervorhersagen für die Silvesternacht in Bonn sind geradezu ideal: Trocken, acht bis neun Grad und eine leichte Brise aus Nordwest. „Perfekte Voraussetzungen“, sagt Hansi Zinn. „Bei leichtem Wind verraucht das Feuerwerk nicht.“ Er muss es wissen. Schließlich kennt sich in diesem Metier kaum ein anderer in der Stadt so gut aus wie er. „Ein Feuerwerker hat Angst vor Starkwind, aber auch vor Windstille.“

2004 gründete er mit seiner Frau Kathrin das Unternehmen „Bonn Feuerwerk“, heute die größte Feuerwerksfirma in der Region. Wenn die Zinns zünden, dann wird es bunt, groß und außergewöhnlich – dann gibt es überdimensionale Leuchtbilder, Feuertöpfe, die 70 Meter in die Höhe schießen, Fontänen oder auch 25 Meter lange Luftschlangen, die auf das Publikum herabregnen.

Als staatlich geprüfter Großfeuerwerker sowie Bühnen- und Filmpyrotechniker hat Hansi Zinn fast alle Großereignisse der vergangenen Jahre begleitet. Bei Rhein in Flammen und der Klangwelle war er dabei, in der Köln-Arena, im Gürzenich, in der Beethovenhalle, im Kameha und im Maritim. Rund 600 Feuerwerke hat er seit 2004 geplant, organisiert, aufgebaut und abgebrannt. Wie viel Arbeit hinter einer pyrotechnischen Show steckt, wissen wohl nur wenige. „Manchmal investieren wir für ein Feuerwerk von 90 Sekunden mehr als 500 Arbeitsstunden“, erzählt er. Jetzt zieht sich der Vater zweier Söhne in die zweite Reihe zurück. Mit Beginn des neuen Jahres wird er nicht mehr als aktiver Feuerwerker arbeiten, sondern nur noch beratend und vermittelnd bei der Organisation helfen. „Aber ich habe noch viele Ideen“, sagt er schmunzelnd und ergänzt: „Ich bin nicht weg von der Bühne.“

Apfel-Wirt, Erfinder der Lady’s Night an der Glühwein-Pyramide auf dem Bonner Weihnachtsmarkt, Gastronomieberater, Ex-Prinz – Hansi Zinn ist eine Institution in Bonn. „Ich habe immer Spaß an der Freude anderer gehabt. Das hat mich motiviert. Sowohl als Gastwirt, als auch als Feuerwerker“, sagt der 70-Jährige.

Als Achtjähriger nach Bonn gekommen

In Marburg geboren kam er als Achtjähriger mit seinen Eltern und zwei Geschwistern nach Bonn, weil der Vater im Wirtschaftsministerium arbeitete. Nachdem er zunächst die Karlschule besucht hatte, machte er am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium sein Abitur. Schon während des anschließenden Jurastudiums jobbte er in verschiedenen Kneipen. „Außerdem war ich als Möbelfahrer bei Hertie beschäftigt. Ich habe die Möbel gebracht und beim Kunden aufgebaut“, erzählt Zinn. 1974 wurde er Geschäftsführer der Kneipe Apfel in der Bonner Südstadt, die er am 1. Januar 1977 schließlich übernahm. „Eigentlich wollte ich mein Studium nur für eine kurze Zeit unterbrechen und später weitermachen. Aber ich bin dann doch lieber Gastwirt geworden.“

Hansi Zinn und der Apfel – diese beiden Namen werden in Bonn immer noch in einem Atemzug genannt. Bei einer seiner legendären Silvesterpartys entdeckte er schließlich auch die Leidenschaft fürs Feuerwerk. „Erst habe ich nur ein paar Raketen um Mitternacht vor der Tür abgeschossen und mich dann aber von Jahr zu Jahr gesteigert“, erzählt er. Die Leidenschaft war geweckt, 2004 meldete er ein Gewerbe an und absolvierte eine Ausbildung. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Ob bei Bläck-Fööss-Konzerten, bei Bruce Kapusta oder im Karneval – Zinn sorgte für die passenden Lichteffekte – in Hallen und im Freien. Heute ist der 70-Jährige, der 1989 als Prinz Hansi I. die Bonner Jecken regierte, in vielen Vereinen und Gemeinschaften aktiv.

Was ändert sich für ihn mit Beginn des Jahres und seinem Teilzeit-Ruhestand? „Ich werde auf jeden Fall mehr Zeit für meine Familie haben. Die steht für mich an erster Stelle.“ Dazu zählen neben Ehefrau Kathrin und den beiden Söhnen auch seine 93 Jahre alte Mutter. Zudem sollen Sport und Fahrradfahrten entlang des Rheins häufiger auf dem Tagesplan stehen.

Doch Hansi Zinn wäre nicht Hansi Zinn, wenn er nicht schon neue Pläne schmieden würde. Beispielsweise zum Beethoven-Jahr 2020. „Mitten auf dem Rhein könnte man von einem Schiff aus ein tolles Feuerwerk zünden, während zu beiden Seiten des Ufers ein Volksfest stattfindet“, überlegt er. „Ich würde bei der Organisation mit Rat zur Seite stehen“, versichert er. Denn auch mit Beethoven kennt er sich bestens aus. Schließlich hat er den größten Sohn der Stadt schon mehrmals im Zuge der Klangwelle auf dem Münsterplatz ins rechte Licht gerückt.

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