Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg Hartmut Ihne - Südstädter mit vielfältigen Neigungen

BONN · Hartmut Ihne ist vielseitig: Bevor er Philosophie, Politikwissenschaften und Germanistik studierte, versuchte sich der Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg am nicht eben artverwandten Studium der Elektrotechnik.

 Zur Abwechslung mal ein Croissant: Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, im Café Extro.

Zur Abwechslung mal ein Croissant: Hartmut Ihne, Präsident der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, im Café Extro.

Foto: Roland Kohls

Der gebürtige Bielsteiner studierte in Bern und Bonn, in Neuchâtel, Oxford und Siegen. Der 57-Jährige arbeitete an Universitäten, im Deutschen Bundestag und ganz früher auch mal als freier Mitarbeiter für den Bonner General-Anzeiger.

Hartmut Ihne: Das war mir zu hektisch und zu schnell, dieses journalistische Tagesgeschäft. Aber der Ausflug war interessant und hat mir später viel geholfen.

Und es hat ihm sogar Denkfutter geliefert für seine Aufgabe an der Spitze einer noch jungen, 1995 mit Hilfe von Geld aus dem Bonn/Berlin-Ausgleich gegründeten Hochschule mit fast 7000 Studierenden, etwa 1000 Mitarbeitern, davon 144 Professoren, und 191 wissenschaftlichen Mitarbeitern.

Ihne: Die Wissenschaft tut sich schwer damit, wichtige Erkenntnisse für die Gesellschaft verwertbar zu machen. Was auch daran liegt, dass die Wissenschaft dieses Problem mit ihren bisherigen Instrumentarien nicht lösen kann.

Schließlich geht es darum, den Menschen vor Augen zu führen, was die neuesten Forschungsergebnisse für sie bedeuten, welche Folgen sie haben. Im Guten wie im Schlechten. Eine Aufgabe, die in den Händen der Medien liege und in den Händen weniger Institutionen, die sich mit Wissenschaftsvermittlung oder Technikfolgenabschätzung beschäftigen. Ihnes Frage dazu erinnert ein wenig an das ewige Rätsel was eher war, Huhn oder Ei.

Ihne: Hört die Wissenschaft auf, wenn die Erkenntnis da ist? Oder fängt sie dann erst an?

Der Südstädter, der im Sommer dieses Jahres im Amt bestätigt worden ist, wäre kein Hochschul-Präsident, wenn solche Überlegungen keinen konkreten Niederschlag auf dem Sankt Augustiner Campus oder in einer der Dependancen in Hennef oder Rheinbach finden würde.

Ihne: Wir planen ein Zentrum für anwendungsbezogene Forschung für den Mittelstand. Wir brauchen diese Wechselbeziehung zu den Unternehmen, um zu wissen, ob wir die richtigen Fragen stellen.

Und die Praxisnähe, davon ist der 57-Jährige überzeugt, ist es, die eine Fachhochschule ausmacht.

Ihne: Die überwiegende Mehrzahl aller Absolventen deutscher Hochschulen geht nicht in die Forschung, sondern in die Praxis. Deshalb zeigen wir unseren Studenten, was sie mit einer Theorie machen können.

Dabei fühlt sich Ihne, der in der Freizeit joggt und Krafttraining macht, an seine eigene Ausbildungszeit erinnert. Nach der Realschule, einer Elektrikerlehre und der Fachoberschule hat er mit seinen technischen Fähigkeiten während des Studiums Geld verdient. Dann wechselte er nach dem nachgeholten Abitur zu den Geisteswissenschaften, promovierte in Ethik. Und hält bis heute nicht jeden Umweg für einen Irrweg. Im Gegenteil.

Ihne: Ich gehe gerne viel. Ich laufe und schreie Wörter beim Laufen in den Wald. Das bringt's.

Sonst entspannt er sich beim Lesen. Was noch lange nicht heißt, dass er sich mit den Texten nichts abverlangt. Denken findet er beruhigend, geht als Protestant in die lateinische Vesper in Maria Laach, um den Fluss, die Gleichförmigkeit des Rituals zu genießen, widmet sich anderen Religionen oder der Astrophysik. Trotz seiner vielfältigen Neigungen gibt es Themen, die Ihne nicht mehr loslassen. Zum Beispiel die Entwicklungszusammenarbeit, in der er seit seiner Zeit als Mitarbeiter im Bundestag verhaftet ist und die auch später in seiner Rolle als Geschäftsführer am Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) der Uni Bonn eine Rolle gespielt hat.

Ihne: Ich möchte einen Beitrag leisten, um die Situation der Menschen in den Armutsregionen der Welt zu verbessern.

Da engagiert sich der Privatmensch Ihne, spendet oder leistet Freiwilligenarbeit. Als erster Präsident nach Gründungsrektor Wulf Fischer ist er stolz, dass die Hochschule eine Kooperation mit einer ghanaischen Uni unterhält oder ein Internationales Zentrum für nachhaltige Entwicklung gründet. An diesen und anderen Projekten will Frühaufsteher Ihne weiterarbeiten. Mit einem Frühstück, für das er sich gerne Zeit nimmt, für den Tag gestärkt. Bio-Schwarzbrot, Kaffee und Zeitungslektüre auf dem iPad, so sieht das Menü aus. Nur nicht im Extro. Da darf's ein Croissant sein.

Die Serie

Für manche ist es die wichtigste Mahlzeit des Tages, für andere nicht mehr als ein schneller Kaffee. Frei nach dem Motto "Der Mensch ist, was er isst", lernt der GA Menschen aus der Region beim Frühstück kennen. Spielregel: Der Gast bestimmt, wo was auf den Teller und in die Tasse kommt. Sylvia Binner traf den Präsidenten der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg im Extro in der Bonner Südstadt.

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