Bonner Köpfe: Heide Schütz Hartnäckig für den Frieden unterwegs

Bonn · Zum Tag der Menschenrechte hat Heide Schütz mit ihrem Frauennetzwerk für Frieden eine Mahnwache am Münster organisiert. Seit 1996 ist sie als Geschäftsführerin und Vorsitzende der Motor des bundesweiten Netzwerks, das die in der Charta der Vereinten Nationen ausgesprochene Verpflichtung der Völker zum Frieden wortwörtlich nimmt.

 Heide Schütz in der Bibliothek des Frauennetzwerks.

Heide Schütz in der Bibliothek des Frauennetzwerks.

Foto: Benjamin Westhoff

Nein, die aktuellen politischen Entwicklungen entmutigten sie nicht, sagt Heide Schütz und zeigt in der Bibliothek ihres Vereins das Programmheft „20 Jahre Frauennetzwerk für Frieden“. „Ich bin hartnäckig. Ich habe so viele Jahre gekämpft. Da gebe ich doch jetzt nicht auf“, sagt sie. An der Wand hängt ein Bild der ersten weiblichen Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner. Für „die Bertha“ 2013 endlich eine Gedenkstele am gleichnamigen Platz in Bonn aufgestellt zu haben, das sei für das Netzwerk auch nur mit Hartnäckigkeit gegangen, erzählt Schütz.

„Wir lehnen Kriege und kriegerische Handlungen sowie deren Vorbereitung ab.“ An diesem Samstag, dem Tag der Menschenrechte, steht Schütz ab 15 Uhr mit ihren Mitstreiterinnen bei einer Mahnwache am Münster, Gangolfstraße 14. „Wir erinnern an genau diese Deklaration, die am 10. Dezember 1948 durch die UN-Generalversammlung verabschiedet wurde.“

Ihre 75 Jahre sieht man der energiegeladenen Frau nicht an. Ihre Netzwerkarbeit, die derzeit 16 Gruppierungen zusammenschließt, stemmt sie rein ehrenamtlich nur mithilfe einer Frau im Minijob und engagierten Praktikantinnen. Als Kriegskind im zerbombten Berlin habe sie die wichtige Schulspeisung der US-amerikanischen Quäker schätzen gelernt, blickt Schütz zurück.

In Trier wuchs sie auf. In Saarbrücken und Mainz studierte sie Germanistik, Anglistik und Politikwissenschaften. „Mein Mann und ich waren in der studentischen Mitbestimmungsarbeit sehr aktiv“, erinnert sich Schütz. Fakultätssprecherin war sie und wortmächtige Stimme im Studentenparlament. „Da habe ich alles gelernt, was ich in der politischen Arbeit später brauchte.“

Dann lehrte die Mutter zweier Kinder ihr Berufsleben lang in der Schule, zuletzt im Bonner Helmholtz-Gymnasium. Sie war „auch im Unterricht immer engagiert in Friedensfragen, bevor ich ganz in die internationale Arbeit einstieg“, berichtet Schütz.

Aller Anfang sei gerade für Friedensaktivistinnen schwer gewesen, weil die Frauen neben den Fahrtkosten auch für die Unterkunft aufkommen mussten. „Wir haben also immer da getagt, wo die meisten Sofas verfügbar waren“, sagt Schütz lachend. Den Auslöser für den Aufbau des Netzwerks habe sie vor 20 Jahren auf der Weltfrauenkonferenz in Peking gespürt.

Schwerpunkte seien Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden gewesen. Und als eine afrikanische Teilnehmerin fragte, wie sie denn in Kontakt bleiben und die Zusammenarbeit vertiefen könnten, da habe das bei ihr eingeschlagen wie ein Blitz: Ein deutsches Netzwerk musste her, ein gerade in den Nach-Wende-Jahren wichtiges Deutsch-Tschechisches Frauenforum baute Schütz gleich mit auf.

Das Netzwerk feierte im September Jubiläum und lenkte den Fokus auf die Rolle von Männern und Frauen im Friedensengagement. „Wir müssen heute gemeinsam die Genderbrille aufsetzen und sichtbar machen, an welchen Stellen die Genderperspektive in Zukunft eine Rolle spielt“, so Schütz. Feminismus und Gender seien in bestimmten Kreisen regelrechte Schimpfworte, bestätigt sie.

„Ich bin jetzt so alt, dass mich das nicht mehr trifft.“ Vor ein paar Tagen hat sie über das Thema in Georgien referiert. Die Tagungsteilnehmer dort hätten mit ihr fruchtbar diskutiert. Da werde man doch hierzulande nicht wirklich das Rad in der Geschlechterfrage zurückdrehen wollen, meint sie mit Blick auf den rechten Rand der Gesellschaft. „Ich glaube aber, dass stabil ist, was wir schon erreicht haben.“

Kürzlich erhielt sie im Alten Rathaus das Bundesverdienstkreuz für ihre unermüdliche Friedensarbeit. Sie freue sich sehr über diese Wertschätzung, aber sie sehe sie ausdrücklich als Würdigung aller Beteiligten. „Unsere Arbeit läuft nur als Teamwork“, betont Heide Schütz. Nachwuchs sei herzlich willkommen.

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