Jakobsmuschel-Symbol Pilgerweg führt am Hauptbahnhof in Bonn vorbei

Bonn. · Ulrich Schmitz kümmert sich für den Bonner Eifelverein um die Markierung der Wander- und Pilgerwege. In der Innenstadt stellt ihn das vor Probleme.

 An Laternenpfählen darf Ulrich Schmitz die Markierungsaufkleber für den Pilgerweg anbringen.

An Laternenpfählen darf Ulrich Schmitz die Markierungsaufkleber für den Pilgerweg anbringen.

Foto: Stefan Knopp

So stellt man sich das Pilgern vor: Weite Landschaft, blauer Himmel, man ist allein auf weiter Flur. In Bonn kommt dieses Gefühl besonders gut auf dem Meßdorfer Feld auf – wie gut, dass ein Pilgerweg mitten hindurch führt. Aber bis man dort angelangt ist, muss man den Aufklebern mit dem Jakobsmuschel-Symbol durch teils ungemütliche Straßen folgen – und den richtigen Weg durch den Hauptbahnhof finden. 

Ulrich Schmitz ist jedes Jahr mindestens zweimal auf diesem Pilgerweg unterwegs, der über Trier bis nach Schengen in Luxemburg führt. Er betreut für den Bonner Eifelverein diesen Weg bis zum Eisernen Mann bei Buschhoven sowie eine Strecke, die über den Venusberg führt und Teil sowohl des „Krönungsweges“ nach Aachen als auch des „Osteifelwegs“ ins Moselgebiet ist. Alle drei Wege beginnen am Bonner Münster. Schmitz‘ Aufgabe besteht vorrangig darin, die Beschilderung zu prüfen und neue Markierungen aufzukleben.

Es ist aber gar nicht so leicht, dafür Flächen zu finden. An städtischen Straßenlaternen ist das erlaubt, ebenso an den Stangen von Verkehrsschildern. Gerade in der Bonner Innenstadt sind die Laternenpfähle aber nicht glatt, sondern geriffelt. Da müsse man schon Silikon verwenden, um die Aufkleber anzubringen, erklärt Schmitz. Oder sie bestehen aus Granit. „Die sind nicht tauglich, weil sie zu porös sind.“ Sonst bleiben dort nur vereinzelte Pfähle oder Fallrohre von Regenrinnen, wenn die Gebäudeeigentümer das erlauben.

Schmitz fährt die Strecken mit dem Rad ab. Deshalb ist er auch immer froh, wenn er aus dem Innenstadtbereich raus ist. Dazu muss der Hauptbahnhof unterquert werden. Die Pilgerweg-Markierungen – es sind die blauen Aufkleber mit der gelben Jakobswegmuschel – weisen noch vom Busbahnhof die Rampe hinab in den Bereich unter dem Bahnhof. Danach muss man einfach wissen, dass man am Ende auf die Colmantstraße gelangen muss, denn Aufkleber kann Schmitz dort unten nicht einfach so anbringen – alles Privateigentum, da müsste er erst Erlaubnisse einholen. Allerdings würden die meisten Pilger heute ohnehin mit digitalen Wegbeschreibungen arbeiten, sagt er.

Sobald man den Bahnhof hinter sich gelassen hat, muss man nur die Augen offenhalten. Dann führen einen die Markierungen am LVR-Museum und der Endenicher Burg vorbei. Hier zweigen die Wanderwege Richtung Venusberg ab, der Pilgerweg führt weiter aufs Meßdorfer Feld. Dort findet man die Markierungen findet an den steinernen Bänken. Über die Weiße Brücke und an der Meßdorfer Straße entlang gelangt man zur Lessenicher Laurentiuskirche. Dort können Pilger auch einen offiziellen Jakobsweg-Stempel erhalten. Danach geht es weiter über Gielsdorf aufs Feld. Der Weg führt am Eisernen Kreuz vorbei nach Rheinbach und weiter.

Der Weg durch die Straßen ist etwas ungemütlich. Deshalb rät Schmitz: „Man fährt besser mit Bus und Bahn nach Lessenich und beginnt dort die Wanderung nach Westen, als vom Münster aus.“ Denn der Weg zum Eisernen Mann sei auch so weit genug, dann stünde man dort und müsse ja noch irgendwie wieder zurück. Wer die Strecke aber nicht als Wanderer, sondern als Pilger zurücklegen möchte, hat natürlich eigentlich keine Wahl.

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