Poppelsdorfer Bunker Haus auf dem Dach ein Sanierungsfall

Poppelsdorf · Das einstige Vorzeigeprojekt auf dem Poppelsdorfer Bunker hat nach acht Jahren marode Dächer. Die Eigentümer streiten sich deshalb mit dem Bauträger vor Gericht, wer daran schuld ist und wer den Schaden zahlt.

 Nachdem der Dachdecker die Holzkonstruktion freigelegt hat, sieht man die durch eingedrungene Feuchtigkeit völlig verrottet Dachisolierung.

Nachdem der Dachdecker die Holzkonstruktion freigelegt hat, sieht man die durch eingedrungene Feuchtigkeit völlig verrottet Dachisolierung.

Foto: privat

In den beiden Doppelhaushälften auf dem Bunker an der Trierer Straße zu wohnen, mit herrlicher Aussicht, ist ein exklusiver Traum. Doch für die Eigentümerinnen ist das Objekt inzwischen ein Alptraum. Denn das Flachdach auf den Häusern von Ira Storck und Doro Kniesel ist nach acht Jahren einsturzgefährdet, worüber es Streit zwischen ihnen und dem Bauträger gibt. Wer ist schuld? Wer zahlt den Schaden?

„Wir haben ein Betondach bestellt und bezahlt, aber gebaut wurde ein Holzdach“, sagen die beiden Eigentümerinnen. Gemerkt habe man das nicht, weil es kein Richtfest gab. „Wir kamen erst auf die Baustelle, als es um die Böden ging. Der Kies lag da schon auf dem Flachdach.“ Aufgefallen sei die Sache erst, weil Storcks Mann plötzlich meinte, das Dach „wabert“ irgendwie. Ein Dachdecker bestätigte, dass die Holzschalung völlig verrottet sei. Wasser ist in Wände eingedrungen, was zu Schimmel führte.

Der Bauträger wehrt sich. „Es hatte statische Gründe, dass ein Holzdach gebaut wurde, weil es leichter ist“, sagt Geschäftsführer Uwe Franz. Über die Tragfähigkeit des Bunkers sei nicht viel bekannt gewesen, daher wurde aus Vorsicht eine leichtere Konstruktion gewählt. Und die Eigentümerinnen hätten auch gesehen, wie diese eingebaut wurde. Wenn Feuchtigkeit eindringe, liege es meist an einer Beschädigung der Dampfsperren-Folie, zum Beispiel durch den Einbau von Elektrostrahlern. Das getan zu haben bestreiten Storck und Kniesel.

Ein vom Gericht eingesetzter Gutachter kommt zum Ergebnis: „All diese Probleme gäbe es bei einer massiven Stahlbetonkonstruktion natürlich nicht.“ Feuchtigkeit reduziere die Lebensdauer eines Holzdachs dramatisch. Das Holzdach im Nachhinein durch ein Betondach zu ersetzen, sei aus statischen Gründen „technisch völlig ausgeschlossen“, so der Gutachter. Ein Schock war dessen Hinweis, das Dach sei nicht mehr standsicher: „Es besteht die Gefahr, dass jederzeit zwischen den Sparren das Dach nach unten zusammenfällt.“

Die 165 Quadratmeter große Dachfläche sei nicht sanierbar, sondern müsse komplett neu errichtet werden, was mit 82 500 Euro zu Buche schlage. Der Bauträger, der mit dem Haus als Referenzobjekt auf seiner Homepage wirbt, ist nach eigener Darstellung gesprächsbereit und hat laut Franz Angebote gemacht. Eines sah so aus, dass er das Objekt zurückkaufe, ein anderes, dass er einen Teil zur Sanierung beisteuere. Das lehnen die Eigentümerinnen ab, sie fordern eine Komplettübernahme der Kosten. Und man will auch die Wertminderung der Häuser klären lassen, die jeweils über 500 000 Euro gekostet haben.

Vor dem Landgericht läuft deshalb ein Beweissicherungsverfahren, bestätigte Sprecher Thomas Stollenwerk. Mit dem Gutachten sei die Sache erledigt oder es werde ein Ergänzungsgutachten beantragt, welche Art von Dach geschuldet sei. „Wenn sich dann ein Mangel herausstellt und die Gegenseite verweigert sich, kann man klagen“, erklärt er. Auch die Staatsanwaltschaft ist inzwischen eingeschaltet. „Ich habe dort eine Anzeige wegen Betruges gestellt“, sagt Storck.

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