Deutsches Museum Bonn „Haus leistet unschätzbaren Beitrag“

Bonn · Ingenieure unterstützen den Erhalt des von der Schließung bedrohten Deutschen Museums in Bonn. Das Land NRW und der Rhein-Sieg-Kreis können sich eine Beteiligung an der Finanzierung des Museums vorstellen.

Über mangelndes Interesse an seiner Arbeit kann sich das Deutsche Museum in diesen Tagen nicht beschweren. An den Wochenenden, sagt Direktorin Andrea Niehaus, platze das Haus aus allen Nähten. Unter der Woche hielten gerade erst die Metalltechniker ihre Lossprechung in den Räumen an der Ahrstraße ab. Und am Mittwochabend trafen dort im Zuge einer Tagung der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) und der Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) zusammen. Das Deutsche Museum hatte mit seinem Förderverein „Wissenschaf(f)t Spass“ zur Veranstaltung „Technik schafft Zukunft!“ in das von der Schließung bedrohte Museum geladen.

Andrea Niehaus, Leiterin des Deutschen Museums, begrüßte die Gäste im „wohl schönsten Keller Deutschlands“. Der Abend stand ganz im Zeichen einer möglichen Schließung, die der Förderverein abzuwenden versucht. Karl-Friedrich Linder, Geschäftsführer der Dr. Reinold Hagen Stiftung Bonn und Gründungsmitglied des Fördervereins, griff während seines Grußwortes die Entscheidung der Stadt Bonn, dem Museum keine Fördergelder mehr zuzuteilen, scharf an: „Ich hatte damit gerechnet, dass man auf das Deutsche Museum zugeht und erklärt, dass man sparen müsse. Hätte die Stadt gesagt, dass man 100.000 Euro oder einen anderen Betrag einsparen müsste, hätte man schauen können, wie man das fehlende Geld kompensieren kann. So hat die Stadt aber im Mai 2015 einfach Tatsachen geschaffen“, sagte Linder.

Er erinnerte auch daran, dass im Zuge des Berlin-Bonn-Gesetzes der Bundesstadt eine Ausgleichsvereinbarung von rund 1,5 Milliarden Euro für den Zeitraum 1995 bis 2004 zugesprochen wurde. 861 Millionen Euro seien demnach für den Wissenschaftsbereich vorgesehen gewesen. „Das Deutsche Museum muss unbedingt erhalten bleiben, weil es einen unschätzbaren Beitrag leistet. Es ist nicht nur ein Museum, sondern auch der Lernort vieler Schülerinnen und Schüler aus der Region.“

Förderverein verzeichnet Zulauf

Er forderte außerdem, dass die sogenannten Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) frühzeitig in den Schulen unterrichtet werden sollten und dass „schlechtere“ Hauptschüler mobilisiert werden und Studienabbrecher aktiviert werden müssten, als Fachkräfte zu agieren. Eine Gleichstellung von akademischen und beruflichen Abschlüssen wäre zudem erstrebenswert. Das Museum bietet einen niedrigschwelligen, außerschulischen Einblick in diese Fächer an, in dem Niehaus und der Förderverein „einen Wert erkennen, der neben den finanziellen Argumenten oft übersehen wird“. Antonio Casellas, Vice President Global Product Management GKN Sinter Metals Bonn und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins, möchte sich für einen Erhalt des „immens wichtigen“ Museums einsetzen und ist sich ziemlich sicher, dass man dies auch schaffen wird.

Andrea Niehaus sagte am Donnerstag, der Förderverein habe mittlerweile 80 Mitglieder, ein Zuwachs von 20 in den vergangenen Wochen. Was die Finanzierung angehe, „gibt es viele lose Enden, die wir noch zusammenführen müssen“. Das nordrhein-westfälische Forschungsministerium hatte Überlegungen einer Beteiligung schon offiziell bestätigt; dem Vernehmen nach denkt auch der Rhein-Sieg-Kreis darüber nach. Der Bund hat das bisher abgelehnt. Das Hauptproblem bleibt, über reine Projektmittel hinaus feste Gelder für den Betrieb zu akquirieren. Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan kündigte einen runden Tisch an, um für den Erhalt zu kämpfen. Einen Termin gibt es aber laut Niehaus noch nicht.

Der Stadtrat war im Sommer 2015 mehrheitlich einer Verwaltungsvorlage gefolgt: Die Fördermittel von 830.000 Euro sollen künftig weitgehend gestrichen werden; 250.000 Euro für drei feste Planstellen bleiben möglicherweise erhalten. Die Stadt kündigte entsprechend dem Beschluss im Januar den Betreibervertrag mit dem Deutschen Museum München zum 31. Januar 2018.

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