Sammlerstücke und handgemachter Schmuck Haustürflohmarkt lockt zahlreiche Besucher in die Altstadt

Bonn · Der Haustürflohmarkt in der Bonner Altstadt erlebte am Samstag seine zwölfte Auflage. Besucher der Kirschblüte konnten an den Ständen der Anwohner fündig werden. Der GA hat die Stimmung vor Ort eingefangen.

 Mara Seliger (rechts) bietet Bücher, Brettspiele und Kleidung beim Flohmarkt in der Altstadt an.

Mara Seliger (rechts) bietet Bücher, Brettspiele und Kleidung beim Flohmarkt in der Altstadt an.

Foto: Abir Kassis

Für all jene, die gern auf Schnäppchenjagd gehen und sich an der rosa Blütenpracht in der Altstadt nicht sattsehen können, dürfte der Flohmarkt am Samstag ein besonderes Erlebnis gewesen sein. Zum Höhepunkt der Kirschblütenwochenenden boten Anwohner vor ihren Hauseingängen, in Hinterhöfen und Kellern jede Menge Trödel, Plunder und Kurioses an. In diesem Jahr geht die beliebte Frühlingstradition in die zwölfte Runde.

Für Andreas und Ortrud Müller, die eine große Bierzeltgarnitur kurzerhand zum Verkaufstisch umfunktioniert haben, bietet der Flohmarkt eine passende Gelegenheit, um das Depot leer zu räumen. Das Paar hat allerhand antiken Hausrat, Bücher, Taschen, Hüte und Dekoration im Angebot. Wer beim Verkaufsstand der Müllers an eine Entrümpelung denkt, liegt gar nicht mal so falsch. „Das waren drei Haushaltsauflösungen“, berichtet Müller. „Hier sind sogar Sachen aus meiner Zeit damals in Amerika“, sagt der Rentner und zeigt ein paar Brettspiele. Über milde Temperaturen und viel Kundschaft, die durch die Nordstadt flaniert, freut sich das Paar an diesem Samstag. „Man sagt ja, die Germanen waren das Volk der Jäger und Sammler“, sagt Müller. „Meine Eltern waren offensichtlich Sammler.“

Kordula Koch ist in diesem Jahr zum ersten Mal beim Haustürflohmarkt dabei. Nachdem sie sich vor Kurzem das Handwerk der Perlenkunst angeeignet hat, präsentiert sie ihre ersten Unikate heute gleich vor ihrer Haustür. „Am beliebtesten sind die Armbändchen“, so Kochs erste Bilanz am Mittag. Wenn es gut läuft, will sie den handgemachten Schmuck künftig auch auf den Rheinauenflohmärkten anbieten.

Alte Brettspiele, Kleidung, Bücher und Kuscheltiere auf einem Wühltisch: Viel Vorbereitung brauchte Mara Seliger für ihren Verkaufsstand am Samstag nicht. „Ich habe eine Stunde vor Beginn damit angefangen, alles zusammenzusuchen“, sagt die 23-Jährige gelassen. „Dann habe ich zwei Bretter aus dem Keller geholt und schnell einen Tisch gebastelt.“ Die meisten ihrer Verkaufsstücke waren einst in ihrem eigenen Besitz. „Aber die Schuhe hier sind von einer Freundin“, sagt Seliger und zeigt auf ein Paar schwarze Pumps.

Nico Sippel und seine Geschwister nutzten den Flohmarkt am Samstag, um ihr Kinderzimmer auszumisten. Zusammen mit einem Freund räumten die Jugendlichen kistenweise Spielzeug aus dem Dachboden und Keller ihrer Eltern. „Es ist schön, zu sehen, dass sich die Leute über die Sachen freuen“, sagt Sippel. Besonders sein Legospielzeug sei bei den Besuchern beliebt.

An den Verkaufstischen zwischen den Kirschblüten wird in gewohnter Manier gefeilscht. Ab und zu zeigt sich am Samstagmittag die Frühlingssonne und lädt einige Trödel-Fans zu einem kühlen Bier beim Nachbarn, zu einer Waffel oder zu einer gefüllten Teigtasche an einem der Verkaufsstände ein. „Ohne das Miteinander vor Ort wäre es nicht dasselbe“, findet Leon Krüger, der in einer Studenten-WG auf der Heerstraße wohnt und einige Freundschaften in der Altstadt geschlossen hat. Er begutachtet gerade ein paar Taschenmesser, als ihm ein besonderes Exemplar ins Auge fällt. „Acht Euro für das Kleine“, sagt Michael Bade, der eine ganze Sammlung an Messern auf einem Tisch vor seiner Garage aufgereiht hat. Seiner jahrzehntelangen Leidenschaft will er mittlerweile nicht mehr nachgehen. „Irgendwann ist man aus dem Alter raus“, sagt der 43-Jährige. Für sein Holzmesser der Marke Böker hat er mit Krüger einen glücklichen Besitzer gefunden. Anfangs etwas zögerlich entscheidet sich der Student, das Messer als Geburtstagsgeschenk für einen Kumpel mitzunehmen.

Dass sie bei ihrem Besuch in der Altstadt nicht nur ein rosa Blütenmeer, sondern auch einen Flohmarkt auffinden würde, wusste Himari Tanaka nicht. Die Japanerin ist mit ihrer Schwester und Nichte für die Kirschblüte angereist. Der Baum mit seinen vergänglichen Blüten sei in ihrer Kultur ein Zeichen der Erneuerung, erklärt die Japanerin. „Es ist eine schöne Überraschung, dieser Flohmarkt“, sagt Tanaka. „Vielleicht finden wir hier noch ein paar Souvenirs für die Familie.“

Livemusik auf dem Schulhof der Marienschule rundete den Kirschblütentag am Samstag ab. Bei „Marienschule goes Pop“ präsentierte die Altstadtinitiative Bonn in Zusammenarbeit mit der Musikstation Beuel drei junge Bonner Bands und Musikerinnen – und sorgte damit für gute Stimmung bei den Gästen.

Über die positive Resonanz während der Kirschblütenzeit freut sich Paul Ahrens, Vorsitzender der Altstadtinitiative Bonn, die jedes Jahr mit Veranstaltungen in die Altstadt lockt. „Wir wollen die Zeit der Kirschblüte nutzen, um den Bonnerinnen und Bonnern, aber natürlich auch den vielen Besucherinnen und Besuchern von außerhalb zu zeigen, welch interessantes und kreatives Viertel die Altstadt ist.“

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