Kosten können nicht mehr gedeckt werden Heilsarmee verlässt Bonn wegen Helfermangel

Bonn · Das Begegnungscafé der Heilsarmee an der Dorotheenstraße, das erst vor fünf Jahren öffnete, schließt zum Monatsende. Der Grund: Die Gemeinde hat nicht genügend Helfer.

 Symbolfoto.

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Foto: picture alliance/dpa/Daniel Reinhardt

Die Heilsarmee verlässt zum 31. Oktober Bonn. Damit wird auch das Begegnungscafé in der Dorotheenstraße geschlossen, das erst vor fünf Jahren eröffnet worden war. Als Grund gibt die freikirchliche christliche Gemeinde, die sich um Bedürftige kümmert, an, dass für den Betrieb qualifizierte Helfer fehlten und die Kosten nicht mehr gedeckt werden könnten. Allerdings soll es einen Nachfolger geben, der die Räume übernimmt und ein soziales Angebot aufrechterhält.

2014 war die Heilsarmee von der Kaiserstraße, in der sie ein Gebäude besaß, in die Altstadt gezogen. Das Haus wurde verkauft, die neuen Räume wurden gemietet. „Die Idee dahinter war, mit einem Begegnungscafé und einem Saal für Gottesdienste eine christliche Freikirche aufzubauen“, sagt Peter Zurbrügg, Major der Heilsarmee und Leiter in Bonn.

Zunächst habe das auch gut funktioniert: Drei engagierte neue Mitglieder kamen hinzu. Auch in der neu eingerichteten Kleiderkammer habe man viele Kontakte knüpfen können. Durch das Café, das mehrmals in der Woche öffnete, sei ein Raum für die Gemeinschaft entstanden. Die Ehrenamtlichen verteilten Essen an Bedürftige und übernahmen auch seelsorgerische Aufgaben. Jeden Sonntag gab es einen Gottesdienst.

„Man braucht qualifiziertes Personal“

Zurbrügg, der aus der Schweiz stammt und hauptberuflich für die Heilsarmee arbeitet, leitet den Bonner Standort seit zwei Jahren. „Schon davor war die personelle Besetzung eine gewissen Herausforderung“, erzählt er. Zuletzt hatte man fünf Mitglieder, die regelmäßig kamen. „Um die Menschen zu versorgen, die dorthin kommen und am Rand der Gesellschaft stehen, braucht man qualifiziertes Personal.“ Andere Einrichtungen hätten beispielsweise Sozialarbeiter und Pädagogen. „Oftmals hatten wir deshalb eine Vermittlerrolle und verwiesen an andere Angebote in der Stadt“, erklärt Zurbrügg.

Eine weiterer Punkt, der die internationale Hilfsorganisation zur Schließung bewogen hat, ist ein rein wirtschaftlicher. „Die Heilsarmee funktioniert auf Spendenbasis“, so Zurbrügg. Wenn man eine Gemeinde aufbaue, sammle man zwar Mitgliedsbeiträge ein. „In der Situation, die wir zuletzt hatten, finanziert sich das aber nicht.“ Auch das Spendenvolumen habe das Defizit nicht auffangen können. Man habe Zuschüsse zahlen müssen, weil die Einnahmen nicht ausreichten.

Für die Räume in der Dorotheenstraße gibt es laut Zurbrügg bereits einen Nachmieter, der, wenn alles wie geplant läuft, auch das Begegnungscafé in einer ähnlichen Form weiterführen will. Der nächste Standort der Heilsarmee ist in Köln, der etwa viermal so groß ist wie der ehemalige in Bonn. „Dort gibt es auch Gottesdienste, Essens- sowie Beratungsangebote und sogar einen Spielplatz.“ Dort würden auch Helfer gebraucht.

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