Spektakel in Endenich Heiß auf das finstere Mittelalter

ENDENICH · Der Schmiedehammer klirrte, vor bunten Zelten stieg der Rauch der Feuerstellen auf, auf denen gegrillt, gebacken und gegart wurde, und verbreitete appetitliche Düfte.

Menschen standen in Grüppchen zusammen und unterhielten sich, dazwischen liefen Kinder herum - auf dem Hof und im Garten der Stadtteilbücherei Endenich herrschte am Samstag lebendiges Treiben.

Es fiel nicht schwer, sich gleich wie auf einem mittelalterlichen Markt zu fühlen: Unter dem riesigen alten Maronenbaum, wo im Sommer wöchentlich das "Lesecafé" stattfindet, traf sich diesmal ein bunt gemischtes Publikum aus modern gekleideten Familien und solchen in mittelalterlicher "Gewandung".

Man flanierte zwischen den Ständen, die ein abwechslungsreiches Angebot bereithielten. Es wurde gesponnen, gefilzt, gewebt und geflochten. Musik und Gesang der Gruppe "Die Irrlichter" oder die Klänge einer keltischen Harfe untermalten die mittelalterliche Atmosphäre auf dem Hof und den Wiesen.

Man konnte einem Schmied zusehen, die überaus präzise Arbeit eines "Leyendeckers" - eines auf Schiefer spezialisierten Dachdeckers - bewundern, Töpfern und Drechslern auf die Finger schauen und mitmachen. Und von den beiden am Spieß gegrillten Wildschweinen waren bald nur noch ein paar Knochen übrig.

Zum Mittelalterspektakel geladen hatte der Förderverein der Stadtteilbücherei Endenich, "Antiche Gaudium" - frei aus dem Lateinischen übersetzt: "Zur Freude von Endenich". Unter dem Namen Antiche taucht das Dorf Endenich im Jahre 804 zum ersten Mal in den Urkunden auf.

"Wir möchten mit solchen Veranstaltungen die Bedeutung der Bücherei im Bewusstsein der Leute verankern", sagte die Vereinsvorsitzende Gabriele Hähner. "Unsere Bibliothek spielt nicht nur im Hinblick auf Bildung und Kultur, sondern auch im sozialen Miteinander und Zusammenleben eine wichtige Rolle."

Mit vielen Attraktionen zum Zuschauen oder Mitmachen kamen die kleinen Besucher auf ihre Kosten: Ein Zauberer und ein Puppenspieler entführten Kinder und Eltern in ihre Welten. Auf dem Kinderturnierplatz konnten sich Mädchen und Jungen abenteuerlich bewähren und wurden dann zu Rittern oder Ritterfräulein derer zu Endenich geschlagen.

Sie bestaunten das Lager der "Raubritter aus Duisdorf" und deren nach historischen Vorlagen selbst geschneiderten Gewänder oder versuchten beim Reiterkampf, den Gegner mit einem Strohsack vom Holzbalken zu schubsen. Die Jugendlichen ließen sich von erfahrenen Schützen in die Kunst des Bogenschießens einführen.

Wer das alles auf die Beine stellt? "Wir haben insgesamt 120 ehrenamtliche Helfer, die in mehreren Schichten beim Essen, Trinken und bei den Kinderattraktionen arbeiten", erklärte Gabriele Hähner. Dazu gehörte das Ehepaar Emons, das seine auf einem professionellen Paellakocher frisch zubereitete Reis-Gemüsepfanne anbot. "Damit wir auch für die Vegetarier was haben." Die Würstchen-Grillmeister nebenan waren von der Feuerwehr.

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