40 Jahre Verein für Gefährdetenhilfe Helfen statt wegsehen

Bonn · Rückblickend lassen sich die 40 Jahre Bestehen des Vereins für Gefährdetenhilfe (VFG) über einige Höhen und Tiefen als eine Erfolgsgeschichte für Bonn und vor allem für die betroffenen Wohnungslosen, Arbeitssuchenden oder Drogenabhängigen darstellen.

 VFG-JUbiläum: (v. l.) Friedrich Nettekoven, Nelly Grunwald, Susanne Fredebeul, Hans-Jürgen Flechsenhar, Joachim Krebs, Friedbert Schaaf, Doris Wahlen.

VFG-JUbiläum: (v. l.) Friedrich Nettekoven, Nelly Grunwald, Susanne Fredebeul, Hans-Jürgen Flechsenhar, Joachim Krebs, Friedbert Schaaf, Doris Wahlen.

Foto: Stefan Hermes

Alleine in dem Endenicher VFG-Haus Sebastian zählte man im vergangenen Jahr 28 229 Übernachtungen Wohnungsloser. Etwa 1200 hilfesuchende Menschen wendeten sich 2016 an die VFG-Beratungsstelle in der Quantiusstraße. Die Hälfte davon war ohne Wohnung. "In den Anfangsjahren des VFG", erinnert die Geschäftsführerin der VFG Betriebs-GmbH Nelly Grunwald daran, "dass Menschen zu uns kamen, die noch Kriegserfahrungen hatten und den Einstieg in die neue Zeit nicht schafften".

Es seien Menschen gewesen, die - im Gegensatz zu heute - noch aus familiären Strukturen kamen, die alle bereits Berufserfahrungen hatten. Meist brachte sie ein Alkoholproblem auf die Straße. "Heute hat ein Großteil unserer Klienten weder eine Schul- noch eine Berufsausbildung. Die meisten haben noch niemals gearbeitet. Sie haben das schon in ihren Familien nicht kennengelernt", sagt Grunwald.

Der VFG sei zudem der erste Träger in Bonn gewesen, der sich im Rahmen der Wohnungslosenhilfe auch um Drogenabhängige gekümmert habe. Seit Längerem habe man jetzt mit den Kindern der ersten Generation zu tun, die nichts anderes mehr kennengelernt haben, als dass man von Sozialleistungen lebt.

"Das Bild hat sich geändert", ergänzt Susanne Fredebeul, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins zuständig ist, "den klassischen Wohnungslosen mit grauem Bart, der auf der Straße sitzt und seinen Hut vor sich hat, den gibt es nicht mehr". Es habe eine Verschiebung hin zu jüngeren Menschen gegeben. Auch zu Drogenabhängigen.

Bundesweit sei es eine Notwendigkeit gewesen, die Menschen erst einmal sesshaft zu machen. "Früher", so Grunwald, "waren das Durchwanderer. Die gingen von Süden nach Norden. Im Winter waren sie in Stuttgart in den Obdachlosenunterkünften und gingen im Sommer auf Schiffen in der Nordsee arbeiten. Bei uns kamen sie nur vorbei, um ihre Tagessätze abzuholen".

Durch die VFG-eigenen Betriebe ist es dem Verein gelungen, die Hilfesuchenden zu einem Großteil sesshaft werden zu lassen. 2016 konnten 254 Gefährdete in Arbeitsverhältnisse gebracht werden. Mehr als 40 Prozent davon ohne Schulabschluss; 13 Prozent waren vorbestraft und nahezu die Hälfte litt unter erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen und hatten damit auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance.

Daraus ergibt sich auch vonseiten des VFG die Forderung an die Politik nicht nur dringend Wohnraum, sondern auch einen sozialen Arbeitsmarkt zu schaffen. Dabei ist es Geschäftsführer Joachim Krebs wichtig zu sagen, "wir spielen hier nicht Arbeit, sondern schaffen ernstzunehmende Qualifizierungen".

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