Schusssichere Türen geplant Die Heroinambulanz in Bonn soll in zwei Jahren umziehen

Bonn · Der künftige Investor auf dem alten Poliklinik-Areal drückt aufs Tempo. Die Stadt rechnet mit erheblichen Mietkosten für den Umzug der Suchtambulanz in speziell zu sichernde Räume am Annagraben.

Eine Spritze wird in Bonn mit Diaphin aufgezogen.

Eine Spritze wird in Bonn mit Diaphin aufgezogen.

Foto: AP/Hermann J. Knippertz

Die Heroinambulanz am Annagraben soll in zwei Jahren ein Haus weiter ziehen in die Hausnummer 72. Der Sozialausschuss hat sich in seiner nächsten Sitzung noch einmal inhaltlich mit einer Beschlussvorlage der Verwaltung zu den Details zu befassen. Den Beschluss hat der Stadtrat allerdings schon in seiner jüngsten Sitzung gegen die Stimmen von Bürger Bund Bonn und AfD gefasst.

23 Euro Miete pro Quadratmeter

Den Ausführungen der Verwaltung ist zu entnehmen, dass der Umzug mit erheblichen Kosten verbunden sein wird. Die Stadt rechnet mit einer Miete von 185.000 Euro jährlich. Auf Nachfrage teilte Markus Schmitz aus dem Bonner Presseamt mit, dass die künftigen Räume eine Fläche von 660 Quadratmeter umfassen werden. Macht also eine Monatsmiete von rund 15.000 Euro: 23 Euro pro Quadratmeter.

Das ist selbst für Bonner Verhältnisse ein üppiger Mietzins, den die Stadt als gerechtfertigt ansieht, weil erhebliche Umbauten nötig werden, um das Gebäude zu sichern. Dazu zählen der Einbau schusssicherer und einbruchssicherer Türen und Fenster, aber auch die Verstärkung von Böden und Decken, nicht zuletzt für den Einbau eines schweren Tresors, in dem die Betäubungsmittel gelagert werden.

Der Mietvertrag soll über einen Zeitraum von 15 Jahren laufen. Die Investitionen, die nach Auskunft der Stadt der künftige Vermieter tragen würde, „amortisieren sich ab einem Zeitraum von 15 Jahren Mietdauer“, begründet die Verwaltung eine derart lange Laufzeit.

Dass die Zustimmung der Kommunalpolitik durch den Stadtrat bereits erfolgt ist, bevor der Fachausschuss eine Empfehlung aussprechen kann, geht offenbar auf den Investor zurück. In der Beschlussvorlage heißt es: „Der Vorhabenträger hat vor wenigen Wochen erklärt, den Kaufvertrag für das Areal mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) erst dann abschließen zu wollen, wenn alle entscheidungsrelevanten Aspekte in Bezug auf die Diamorphinambulanz geklärt sind.“

Investor namentlich nicht bekannt

Wer der künftige Projektentwickler des ehemaligen Poliklinik-Geländes zwischen Wilhelmstraße und Annagraben ist, daraus wird ein großes Geheimnis gemacht. Namentlich in Erscheinung treten will der Investor erst, wenn die Kaufverträge unterschrieben sind. Der BLB hatte das von der Uniklinik vor zehn Jahren aufgegebene Gelände zum Verkauf ausgeschrieben.

Geplant sind laut Bonner Architekturbüro BauWerkStadt, das im Investorenauftrag das Areal untersucht und Vorschläge für die künftige Nutzung unterbreitet hat, in erster Linie Wohnungen. Für die Umsetzung der Pläne sei der Umzug erforderlich.

Ambulante Suchthilfe soll als Mieter auftreten

Was die Diamorphinambulanz betrifft, will die Stadt in der neuen Unterkunft ab 2024 nicht mehr als Mieterin auftreten. Die Bonner Uniklinik wollte nicht übernehmen. Nun soll die von Caritas und Diakonie betriebene Ambulante Suchthilfe als Träger der Psychosozialen Betreuung in diese Rolle schlüpfen.

Die Verwaltung hatte neben der jetzt vorgestellten Variante verschiedene Optionen für den Umgang mit der Diamorphinambulanz geprüft, aber verworfen. Die Schließung kam aus Sicht der Stadt nicht infrage, weil das vor 20 Jahren an der Poliklinik begonnene Modellprojekt unterm Strich zur Stabilisierung der Schwerstabhängigen geführt habe. Die Verteilung der Patienten auf niedergelassene Ärzte sei schwierig, weil viele Praxen keine Erlaubnis zur Verabreichung hätten.

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