15 Standorte im Stadtgebiet Hier gibt es besonders sehenswerte Krippen in Bonn

Bonn · Zahlreiche Krippen sind in der Zeit um Weihnachten in den Bonner Kirchen zu sehen. Sie zu besichtigen, ist vor allem für Familien eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Wir haben 15 besonders sehenswerte Exemplare zusammengestellt.

 St. Elisabeth im Süden Bonns kommt klassisch und sehr sehenswert daher.

St. Elisabeth im Süden Bonns kommt klassisch und sehr sehenswert daher.

Foto: Niklas Schröder

Ob unter dem Weihnachtsbaum, im Fenster oder in der Kirche: Weihnachtskrippen begegnet man zur Adventszeit überall im Stadtgebiet. Auf eine Ausführung scheinen sich die Bonner aber nicht geeignet zu haben, denn das vielfältige Spektrum an Farben, Größen, Herkunftsorten und Interpretationen der Weihnachtsgeschichte ist groß. Dabei braucht es eigentlich nur Maria, Josef und das Jesuskind, wie Krippenexpertin Hedwig Nosbers erklärt. „Die drei Figuren bilden den Kern einer jeden Krippe.“ Auch sei es nebensächlich, wie die drei gestaltet sind. Entscheidend sei aber, dass der Zuschauer auf „irgendeine Weise“ Maria, Josef und das Jesuskind erkennen kann. „Eine Krippe können auch drei Bauklötze sein, die entsprechend beschriftet sind.

Oft sind die Figuren aber klassisch dargestellt“, sagt Nosbers. In der Norm taucht Maria in hellblauen und rosafarbenen Gewändern auf, Josef wird dagegen mit Laterne in der Hand, in brauen Tönen dargestellt. „Josef steht meist neben seiner Familie und beschützt sie.“ Auch die Hirten seien häufig in erdigen Tönen dargestellt. Interessant ist auch die Symbolik hinter den heiligen drei Königen. „Sie symbolisieren die Lebensalter. Es gibt immer einen jungen König, einen mittelalten König und einen weisen alten König, der kniend dargestellt ist“, so Nosbers. Demnach vertreten die Könige und ihr Gefolge die verschiedenen Kontinente. „Der weise alte König symbolisiert Europa. Der mittelalte König steht für Asien und der schwarze König ist meistens der jüngste und symbolisiert Afrika“, sagt die Bonnerin. Das sehe man auch an ihren Reittieren. „Das Kamel steht für Afrika, der Elefant für Asien und das Pferd für Europa.“

Die Aufstellung einer Krippe sollte man übrigens wie bei einem Puppentheater angehen. „Meistens sind die Krippenfiguren so in ihrer Mimik und Gestik gefertigt, dass der Aufsteller schon eine Idee hat, wo er die Figuren platzieren könnte“, sagt Nosbers, die auch Kuratorin einer internationalen Krippenausstellung ist. Zurzeit ist die Ausstellung „Zwischen Ochs und Esel. Krippen aus aller Welt“ in der St. Elisabeth Kirche in der Bonner Südstadt zusehen. Die Exponate sind unter anderem Krippen aus Italien, Spanien, Frankreich, Malawi und Jordanien. „Im internationalen Vergleich sieht man, dass sich die Krippen je nach Herkunft deutlich unterscheiden können. In Frankeich stellen die Figuren ein großes Weihnachtsmenü zusammen, in Afrika liegt das Jesuskind auf einer Bastmatte und in Lateinamerika sind anstelle von Schafen Lamas vertreten“, beschreibt Nosbers.

Krippen in Bonn sehr unterschiedlich

Auch innerhalb von Bonn unterscheiden sich die Krippen von Standort zu Standort. Die Bonner Stadtkrippe verortet die uralten, überlieferten Geschehnisse um die Geburt Jesu zum Beispiel in unser heutiges Bonner Stadtbild. Anstelle von Hirten, Ochse, Esel oder Schafen sind moderne Menschen vor der bekannten Stadtkulissen zusehen. Zum Stadtpanorama gehören hier markante Bonner Bauwerke wie die Hauptpost, das Rathaus oder die Universität. Für die Bekleidung der aus Oberammergau stammenden Figuren ist Kriemhild Feikes verantwortlich. Die Bonnerin schneidert alle Kostüme selbst. „Das Kostüm des Beethoven war sehr aufwendig“, sagt Feikes. Ihre Lieblingsfigur sei hingegen der Bettler. „Ich stelle ihn mir wie einen verarmten Professor vor.“

Die Krippe in der St. Marien Kirche in der Altstadt zählt seit gut 20 Jahren zu den interessantesten Weihnachtsdarstellungen, die es in Bonn zu sehen gibt. Jedes Jahr wählt Karl Josef Dreesen eine aktuelle Thematik aus Politik, Gesellschaft und Kirche aus, die der Krippenbauer dann mit der Szenerie um die Geburt des Erlösers verbindet. In diesem Jahr lässt Dreesen seine Figuren in vier Schritten das Zelt Gottes bauen. Erwähnenswert ist auch ein in der Kulisse eingebetteter Spiegel, der für einen besonderen Effekt beim Betrachter sorgen soll. „Je nachdem wie man sich vor die Krippe stellt, ist man dann ein Teil von ihr“, erklärt Dreesen.

Blickfang in St. Elisabeth

Ein Blickfang ist auch die Krippe in der St. Elisabeth im Bonner Süden. Im Hintergrund leuchtet eine üppige Sternenkulisse, und über der ganzen Szenerie zieht ein großer Komet seine Bahn. Seitlich schafft ein schmuckes Häuschen die Verbindung zum Gotteshaus und zu den acht Engeln, die die Vierungskuppel zieren. In St. Johann Baptist und Petrus (Stiftskirche) stehen in der Weihnachtskrippe elf massive Figuren aus bemaltem Stein und Gips. Die Weihnachtsgestalten, bis zu einem Meter hoch sind, gehören in den Bonner Kirchen mit zu den ältesten. In St. Sebastian in Poppelsdorf lohnt sich ein mehrfacher Krippenbesuch, da sich die Szenerie ständig verändert. Sieben verschiedene Szenen lassen sich mit der Wandelkrippe darstellen, während im Hintergrund die Kulisse einer idealisierten Palästina-Landschaft mit Jerusalemer Stadtsilhouette gemalt ist.

 In St. Marien bauen die Figuren das Zelt Gottes beim Menschen. Derzeit stellen die Figuren einen Mast auf. An Weihnachten wird ein Zelt darüber gespannt.

In St. Marien bauen die Figuren das Zelt Gottes beim Menschen. Derzeit stellen die Figuren einen Mast auf. An Weihnachten wird ein Zelt darüber gespannt.

Foto: Niklas Schröder

Die umfangreiche Weihnachtsinszenierung in der St. Maria Magdalena in Endenich nimmt weite Teile des linken Querhauses ein. Vor dem Erscheinungsfest am 6. Januar zieht die königliche Karawane bereits vom gegenüberliegenden Querhaus heran. Die Weihnachtsgestaltung von St. Rochus in Duisdorf beweist, dass es nicht auf eine große Menge an Requisiten ankommt, um das Geschehen um die Geburt des Erlösers zu verdeutlichen.

Nicht nur die St. Maria und St. Clemens Doppelkirche in Schwarzrheindorf ist eine Attraktion, sondern auch die dort ausgestellte Weihnachtskrippe des Bildhauers Sebastian Osterrieder. Das große Anliegen des Münchners (1864 bis 1932) war die Erneuerung der Krippenkunst. Seine Krippenszenen haben einen realistischen und zugleich orientalischen Charakter. In St. Josef haben die Beueler ihrer Krippe einen ortsnahen Bezug verliehen. So ist unter den Holzfiguren auch die Beueler Wäscherin „Kathrinchen“ zusehen. Sie bringt dem Jesuskind ein Körbchen mit frischer Wäsche.

Die Figuren in der St. Gallus Kirche in Küdinghoven sind unter abenteuerlichen Bedingungen in den Kriegsjahren 1943 bis 1945 entstanden. Der damalige Dechant hatte die Figuren in Auftrag gegeben, obwohl das Herstellen religiöser Kunst verboten war. In St. Marien ist die Geburt Jesu in heimisch ländlicher Idylle angesiedelt: Heuschuppen als Stall, Pferdestall, Reh, Schafhirten mit Schäferhund erinnern an das Alt-Godesberg der 1960er-Jahre mit seinem ländlich geprägten Ausläufer, dem Marienforstertal. Zehn bewegliche Künstler-Gliederfiguren aus Ton stehen in der St. Andreas Kirche in Rüngsdorf. Die Schafe mit ihrer aufgebrachten Naturwolle als Fell zeigen sich sehr ansprechend.

Die Bad Godesberger Stadtkrippe ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. In diesem Jahr die sechseinhalb Meter messende Krippe zentral auf dem Theaterplatz. Seit 2017 kümmert sich Andreas Bluhm um die Restauration und den Aufbau der Krippe. Nicht nur das Innenleben wurde mit einigen Höhepunkten aufgepeppt, auch das Holzhaus erstrahlt in neuem Gewand.

Tanzbär, Nashorn und die Seherin Sybille – über 100 Figuren stehen in der Krippe der Evangelischen Heilandkirche in Mehlem. Das Eichenholz, teilweise sogar schwarze Mooreiche, gibt der Krippe ihren unverwechselbaren Charakter. Auf dem Venusberg hat Künstler Biagio D‘Addio eine neapolitanische Krippe im Gemeindehaus der Auferstehungskirche aufgestellt. Mannshoch türmt sich im Eingangsbereich des Gemeindehauses Szenerie auf Szenerie.

Weitere Krippen lassen sich im Krippenführer „Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen – Krippen und Kirchen in Bonn, Bad Godesberg und Beuel“ finden. Die Krippenausstellung „Zwischen Ochs und Esel. Krippen aus aller Welt“ kann noch bis zum 15.01.2021 in der St. Elisabeth, Schumannstraße/ Ecke Bernard-Custodis-Straße besichtigt werden.

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