Holunder und Brombeeren kostenlos Hier kann man in Bonn Früchte sammeln

Bonn · Wildfrüchte können vielerorts kostenlos gesammelt werden. Was beim Sammeln von Holunder und Brombeeren zu beachten ist.

Früchte des schwarzen Holunders.

Früchte des schwarzen Holunders.

Foto: picture alliance / dpa-tmn/Mascha Brichta

Wildfrüchte auf öffentlichen Flächen darf man generell pflücken, doch es gibt dabei einiges zu beachten. In Bonn und der Region lassen sich Holunder und Brombeeren an vielen Spazierwegen finden.

Wo gepflückt werden darf und wo nicht

Brombeeren und Holunder dürfen auf städtischen Flächen in Bonn gepflückt werden. Das bestätigt Isabell Klotz vom städtischen Presseamt. Wobei sie in Absprache mit dem Grünflächenamt die Erwartungen dämpft. In städtischen Parks sind diese Pflanzen eher selten zu finden.

Pflücken in der freien Natur ist nicht verboten, so weist das Bundeszentrum für Ernährung auf die sogenannte Handstraußregel im Bundesnaturschutzgesetz hin: Darin heißt es im Paragraf 39 , Absatz 3: „Jeder darf (...) wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.“

Dabei weist die Anlaufstelle für Ernährungsfragen vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausdrücklich darauf hin, dass nicht in Naturschutzgebieten gesammelt werden darf. Verboten ist es auch, Früchte vom Nachbarn, aus fremden Gärten oder gar Obstanlagen zu stehlen. Über entsprechende Beschwerden von Obstbauern hat der GA in den vergangenen Jahren berichtet.

Holunder enthält viel Vitamin C

Im Spätsommer ist Holunderzeit. In der freien Natur findet man den Schwarzen Holunder vor allem in Hecken und am Waldrand in Form von Sträuchern oder kleinen Bäumen. Wo sich in Bonn Wildfrüchte sammeln lassen, hat das Portal Mundraub.org notiert. Demnach ist Holunder etwa bei einem Spaziergang am Leinpfad in Bonn-Castell zu finden, gleichermaßen gegenüber auf der anderen Rheinseite in Schwarzrheindorf. Auf den früheren Gleisen der Wesselbahn in Höhe der Endenicher Allee wachsen dem Portal zufolge mehrere Holundersträucher. Wie das städtische Presseamt bestätigt, können Lärmschutzwälle und Böschungen mögliche Standorte von Holunder und Brombeeren sein.

Laut Nabu ist der Holunder „eine der am vielseitigsten verwendbaren Wildsträucher“. Die Früchte enthalten der Naturschutzorganisation zufolge 180 Milligramm Vitamin C je Kilo. Wer Holunder sammelt, um ihn etwa zu Saft, Gelee oder Marmelade zu verarbeiten, soll darauf achten, dass alle Früchte reif sind, denn unreife Früchte enthalten ebenso wie die Blätter und die Rinde den Giftstoff Sambunigrin. Der Genuss kann zu Erbrechen, leichten Krämpfen und Durchfall führen. Reife Früchte sind zwar weitgehend Sambunigrin-frei, bei empfindlichen Menschen löst der Rohverzehr dennoch Übelkeit aus. Erst Erhitzen über 80 Grad Celsius zerstört das Sambunigrin und andere unbekömmliche Stoffe. Rezepte mit Holunder stellt der Nabu zur Verfügung.

Brombeeren werden zu Rebellenblut

Auch Brombeeren haben gerade Saison. Cornelia Löhne, wissenschaftliche Leiterin der Botanischen Gärten der Universität Bonn sagte dazu 2019: "Nicht nur innerhalb von Städten, beispielsweise auf brachliegenden Flächen, wachsen Brombeeren.“ In der Region gedeihen sie auch prächtig im kommerziellen Anbau. Der Brombeerwein „Rebellenblut“ aus Alfter zeigt, was in den Beeren alles steckt.

Wer selbst ernten, aber nicht gleich selbst in die Weinherstellung einsteigen möchte, kann mit wenig Aufwand Brombeerlikör selbst machen. Der Nabu beschreibt das Prinzip: Als Trägersubstanz eignet sich demnach etwa 96-prozentiger Weingeist oder neutral schmeckende Brände wie Korn und Wodka. Zum Süßen sei Haushaltszucker ebenso geeignet wie Gelierzucker oder Kandis.

Brombeeren lassen sich auch in Bonn leicht finden. In Ramersdorf etwa gibt es im alten Wingert üppige Sträucher. Etwas steil ist es in Poppelsdorf am Hospitalweg in der Nähe der Johannesschule, so Mundraub.org. In Dransdorf bieten sich die Wege rund um die alte Stadtgärtnerei an. Wer auf den öffentlichen Flächen in der Stadt die Beeren findet, darf sich gerne bedienen, so das Presseamt.

Äpfel und Naschhecken in Bonn

Das Grünflächenamt erntet Obst wie etwa Äpfel grundsätzlich zwar selbst oder organisiert Pflück-Aktionen, doch in diesem Jahr haben Selbstpflücker freie Bahn. Wie das Presseamt bestätigt, sind in 2022 keine kommunalen Pflück-Aktionen in Bonn geplant. Wer also einen leckeren Apfel, Pflaumen, Nüsse und so weiter auf einem städtischen Baum ernten möchte, darf zugreifen. Die Stadt möchte zusätzlich mit „Naschhecken“ vergessene Fruchtsträucher wie die Stachelbeere, die Kornelkirsche, Apfelbeere, Japanische Scheinquitte, Felsenbirne, Maibeere oder Mahonie bekannter machen. Im Grünzug Buschdorf Rosenfeld können Spaziergänger solche Früchte finden. Doch allzu groß dürfte die Ausbeute nicht sein, so das Presseamt. Nach dem trockenen Sommer gehen die Gärtner davon aus, dass die Ernte eher mager wird. Für Marmelade eignen sich laut der Stadt auch folgende Wildfrüchte: Vogelbeere, Schlehe, Sauer-, Sand- und Weißdorn.

Schmutzig, gefährlich oder giftig? Worauf Sammler bei Wildfrüchten achten sollten

Botanikerin Cornelia Löhne sagt dazu: "Von Wildobstpflanzen kann man bedenkenlos essen." Gedankenlos sollten Spaziergänger dabei trotzdem nicht vorgehen: "Wenn diese Beeren am Straßen- oder am Feldrand wachsen, sollten vor dem Verzehr mögliche Ablagerungen vom Verkehr oder der Landwirtschaft heruntergespült werden."

Generell rät die Expertin: "Was (Beeren-)früchte angeht, sollte man bei dem bleiben, was man kennt." Von allem anderen, auch wenn es noch so schmackhaft aussieht, sollte man die Finger lassen. Eine typische Pflanze, bei der Verwechslungsgefahr bestehen kann, sei die Tollkirsche, erklärte die Wissenschaftlerin. "Die Früchte sind kirschengroß, schwarz und sehr giftig." Im Kontext von Pflanzenvergiftungen würden Vergiftungen mit diesen Beeren eine führende Position einnehmen. Vor einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm, so das Bundeszentrum für Ernährung, helfe es, bodennah gesammelte Früchte sorgfältig zu waschen.

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