Gelände am Alten Schlachthof Hier könnte ein Rock- und Popzentrum mit Konzerthalle entstehen

BONN · Die Lage zwischen Endenicher Straße und Bahntrasse ist hervorragend. Aber ist das Areal des Alten Schlachthofs an der Immenburgstraße neben Müllverbrennungsanlage und Straßenstrich wirklich ein "Filetstück", wie manche in Politik und Verwaltung meinen?

Zumindest scheint die fast 23.000 Quadratmeter große Industriebrache ideal als Standort für Rock-, Pop- und Alternativkultur zu sein und bietet auch noch genügend Potenzial für Wirtschaft und Gewerbe.

"Eine kultur-wirtschaftliche Nutzung kann möglicherweise mit dem Wunsch, Ansiedlungsmöglichkeiten für mittelständische Unternehmen zu schaffen, korrespondieren", sagt Bonns Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe vorsichtig. "Wir haben Ideen für das Areal, aber sie müssen zu der perspektivischen Entwicklung der Müllverbrennungsanlage passen. Das muss im politischen Raum entschieden werden."

Genau das geht der Politik zu langsam. "Die Bemühungen für eine Weiternutzung des Geländes Alter Schlachthof scheinen nicht richtig voranzuschreiten", sagt Frank Thomas (FDP) und will wissen, wie der Stand der Gespräche mit den potenziellen Investoren ist und vor allem, ob der Wert des Grundstücks, das bereits seit mehr als zwei Jahren leer steht, mittlerweile ermittelt wurde. Auch die SPD will wissen, was es denn alles an "Perspektiven" für das Areal gibt.

Die Verwaltung soll das im Planungsausschuss am Dienstag, 18. März, darlegen. Doch Vorlagen gibt es bisher nicht. Dabei liegt der Verwaltung nach GA-Informationen bereits seit Dezember 2013 ein sogenanntes Störfallgutachten vor. Das sollte klären, ob eine kulturelle Nutzung in unmittelbarer Nähe zur MVA überhaupt möglich sei. Das Gutachten soll dafür grünes Licht geben, heißt es.

Das dürfte die Investorengruppe um den ehemaligen RheinKultur-Chef Holger Jan Schmidt freuen. Die Gruppe, die sich schlicht Kompetenzzentrum nennt, besteht aus Fachleuten aus der Region, die sich weitgehend mit Kulturveranstaltungen beschäftigen: etwa Sabine Funk, Geschäftsführerin des Internationalen Bildungs- und Trainingszentrums für Veranstaltungssicherheit (IBIT) GmbH und Fachfrau für Veranstaltungssicherheit und Crowd Management, Dirk Verseck, Geschäftsführer der Bonner Headlinie Concerts, und Jan Olbrich, unter anderem Geschäftsführer der Zack Umzüge und Bla Gastronomie GmbH. Mit dabei sind unter anderem auch das Meckenheimer PA Team Medientechnik.

"Wir brauchen rund 6000 Quadratmeter", so Schmidt. Die Gruppe würde das ehemalige Verwaltungsgebäude für Büros und Sitzungsräume nutzen, die dahinterliegende Halle würde sein Erscheinungsbild nach vorne behalten und neu gebaut werden. Die Halle würde für Konzerte und Events für rund 1500 Besucher, bestuhlt bis zu 800 Gäste ausgerichtet sein.

Die technisch komplett ausgestattete Halle würde aber nicht nur für Rock- und Popkonzerte genutzt, sondern könnte auch für Firmenevents oder Karnevalsveranstaltungen genutzt werden. "Sie würde außerdem Probemöglichkeiten für Tourneeproduktionen bieten. So etwas gibt es in NRW bisher kaum", so Schmidt.

Angedacht sind auch Proberäume für Bands, denn auch die Nachwuchsförderung steht auf der Agenda der Gruppe. Zudem will sie an diesem Standort ein Schulungszentrum mit Schwerpunkt Veranstaltungssicherheit und Nachhaltigkeit schaffen. "Das Zusammenspiel unseres Netzwerks würde Bonn einen prominenten Platz auf der deutschen Poplandkarte geben", meint Schmidt. Zudem würde solch eine Einrichtung das Viertel deutlich aufwerten.

Und: Die Lage wäre verkehrlich hervorragend angebunden. "Der Bahnhof liegt fußläufig, die Autobahnanbindung ist perfekt und auch der Öffentliche Nahverkehr fährt direkt dorthin", so Schmidt. Und praktisch gleich hinter den Bahngleisen ist ja im Zuge der Fortentwicklung des Nordfelds auch ein neues Parkhaus geplant.

Auch mit der Initiative NEWest, zu der sich die anliegenden Firmen Knauber, Eaton und die Stadtwerke Bonn (SWB) zusammengeschlossen haben, um das Gebiet gemeinsam zu entwickeln, habe es bereits Gespräche gegeben. Schmidt: "Ich denke, unsere Ideen sind dort auf fruchtbaren Boden gefallen." Auch die Fraktionen haben die Pläne wohlwollend zur Kenntnis genommen. Aus Sicht der Gruppe steht ihren Plänen praktisch nichts mehr im Weg. "Wir könnten sofort in die Kaufverhandlungen einsteigen", so Schmidt.

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