Nachhaltiges Bauen Hightech-Studentenwohnheim aus Holz in Bonn

Bonn · Das Studentenwohnheim in der Karl-Frowein-Straße besteht zu einem großen Teil aus dem natürlichen Rohstoff Holz und verbindet diese nachhaltige Bauweise mit modernster Technik.

 Mira Draeger führt durch das Wohnheim.

Mira Draeger führt durch das Wohnheim.

Foto: Benjamin Westhoff

„42!“ lautet die Antwort des Supercomputers „Deep Thought“ im Science-Fiction-Klassiker „Per Anhalter durch die Galaxis“ auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“. Eine Antwort, die den Protagonisten nach 7,5 Millionen Jahren Rechenzeit viel zu vage ist. „Projekt 42!“ hat der Wachtberger Architekt Kay Künzel sein ambitioniertes innovatives Studentenwohnheim in Endenich genannt, das konkrete Antworten auf Fragen nach dem Bauen der Zukunft geben will.

Seit April vergangenen Jahres haben Studenten die 32 rund 30 Quadratmeter großen Apartments des überwiegend aus Holz gebauten Wohnheims an der Karl-Frowein-Straße bezogen und zahlen 560 Euro Warmmiete pro Monat. „Durch die nachhaltige und innovative Bauweise bleiben die Nebenkosten dauerhaft niedrig“, sagt Künzel, der auch Miteigentümer des drei Millionen Euro teuren Studentenwohnheims ist. Am Tag der Architektur beteiligt sich der auf ökologisches Bauen spezialisierte Architekt mit seinem „Leuchtprojekt“ mit mehreren Führungen, weil er zum Nachahmen des Bauens mit dem Fokus auf Holz motivieren möchte.

Brandschutz trotz Holz und Zeitungspapier

Holzfertigelemente aus Fichte, Tanne und Buche bilden das Skelett des fünfgeschossigen Studentenwohnheims in Sichtweite der Viktoriabrücke. Die Elemente aus einheimischem, regionalem Holz wurden im Westerwald vorgefertigt und vor Ort in Endenich zusammengebaut. „Der Rohbau stand in zwölf Wochen“, sagt Künzel. Gedämmt wurde mit Zellulose, also recyceltem Zeitungspapier. „Da sieht man mal, wie wertvoll und wichtig der analoge Zeitungsleser ist“, sagt der Architekt unter schmunzelnder Zustimmung der Führungsteilnehmer. Holzelemente und Zellulose als Dämmung vertragen sich, so Künzel, durchaus mit dem Brandschutz, der mit der Stadt Bonn und einem staatlichen Brandschutzbeauftragten einvernehmlich geregelt worden sei. Künzel: „In der Baulücke haben wir zur Nachbarbebauung Brandwände aus Holz eingesetzt. Die qualmen im schlimmsten Fall, brennen aber nicht.“ Lediglich das Treppenhaus besteht aus Sicherheitsgründen ganz aus Beton.

Durch Sensoren fühlt das Gebäude den Bedarf an Temperatur, Luftqualität und Beleuchtung und regelt die Haustechnik energieeffizient. „Damit verbunden ist ein Informationssystem, das dem Nutzer monatlich seine Verbrauchsdaten übermittelt“, erläutert Künzel. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und Erdwärmetauscher ermöglichen ein Gebäude ohne konventionelle Heizungsanlage. Für Energie sorgt auch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und ein Batteriespeicher mit Energiemanagement.

Die fachkundigen Teilnehmer der ersten Führung am Samstag zeigen sich von der Verbindung eines seit Jahrtausenden nachwachsenden Rohstoffs mit moderner Technik beeindruckt. „Das Projekt macht Sinn und gibt viele Impulse für zukünftiges Bauen. Sehr gut finde ich auch den Einsatz von Zellulose und den Verzicht auf Styropor“, meint Britta Winkel, die an der TH Aachen Architektur studiert. „Ein vorbildlicher Umgang mit Ressourcen und ein durchdachtes ganzheitliches Konzept“, ergänzt Bauingenieurin Heike Prasse.

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