Nachbarschaftsinitiative Dünenfüchse Hilfe für Flüchtlinge in der Nachbarschaft

TANNENBUSCH · Kartons mit Geschirr, Kleidung und Spielzeug stapeln sich derzeit im Pavillon der Nachbarschaftsinitiative Dünenfüchse. Mit einer Spendenaktion wollen die Ehrenamtlichen Alltagsgegenstände sammeln, um sie den in der Hicog-Siedlung lebenden Flüchtlingen zu schenken.

 Der Vorsitzende der Dünenfüchse, Achim Könen, sortiert im Vereinspavillon die abgegebenen Spenden für die Flüchtlinge.

Der Vorsitzende der Dünenfüchse, Achim Könen, sortiert im Vereinspavillon die abgegebenen Spenden für die Flüchtlinge.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Wenn sie hier ankommen, haben sie nur das, was sie tragen können und ihnen die Stadt mitgegeben hat", sagte Vereinsvorsitzender Achim Könen. In den meisten Fällen ist das nur ein Scheck, den die Flüchtlinge bei der Bank einlösen können. Weil sie aber oft freitags einziehen, stehen sie teilweise ein Wochenende ohne Essen da. "Das konnte so nicht weitergehen", sagt Könen.

Die Flüchtlinge, die nach Tannenbusch kommen, seien hilflos: Sie sprechen kein Wort Deutsch, verstehen die Briefe und Formulare der Stadtverwaltung nicht. Wie die junge Frau aus dem Irak, die erst seit wenigen Tagen in der Siedlung lebt. Dafür haben die Dünenfüchse Dolmetscher wie Itan Mustafa. Sie war schon vor 17 Jahren in Deutschland, wanderte zwischenzeitlich wieder aus und ist nun in den Tannenbuscher Hochhäusern zu Hause. "Ich will helfen und der Gesellschaft etwas zurückgeben", erzählt sie. Was in den Köpfen der Flüchtlinge vorgeht, kann sie nachvollziehen und verstehen. Itan Mustafa ist so etwas wie ihre Stimme, um sich ausdrücken zu können.

Bis sie selbst Deutsch lernen. Dafür organisiert Martina Soesters vom Stadtdekanat kostenlose Sprachkurse im Pavillon. Unterstützt werden sie von der Aktion "Neue Nachbarn" des Erzbistums Köln, die Rainer Maria Kardinal Woelki im November 2014 startete. Ziel sei, die Willkommenskultur für Flüchtlinge zu fördern, ihre Bedürfnisse in das Bewusstsein zu rücken sowie alle kirchlichen und nicht-kirchlichen Akteure zu vernetzen. "Deshalb werden wir hier in Tannenbusch Schulungen für die Ehrenamtlichen anbieten", sagt Soesters.

Dass es nicht immer einfach ist, mit den Flüchtlingen umzugehen, zeigt sich bei Helfern und Nachbarn im Alltag. "Die Menschen sind traumatisiert, die Kinder wachen nachts auf und schreien", erzählt Könen. Das hat schon dafür gesorgt, dass sich einige Anwohner beschwerten. Die Flüchtlinge leben in den kleinen Zwischenhäusern, für die es lange Zeit keine Verwendung gab und deshalb auch nicht renoviert wurden.

Trotz der Probleme ist das Engagement für die Flüchtlinge groß: Anwohner wie Petra Eckstein bringen beispielsweise gleich mehrere Tüten Kleidung. "Das sind Dinge, die bei mir rumliegen, mit denen andere aber noch etwas anfangen können", sagt sie. Selbst Möbel spendet Eckstein. Auch der SPD-Ortsverein unterstützt mit Sachspenden, das Haus Heisterbach aus Königswinter lud sogar ein ganzes Auto voll. "Es ist bemerkenswert, wie aufgeschlossen und unkompliziert geholfen wird", sagt Achim Könen. Demnächst ist ein Mittagstisch geplant, bei dem die "Dünenfüchse" auch für die Flüchtlinge kochen und am Pavillon ausgeben werden.

Dann wollen die Nachbarn auch den größten Teil der Spenden verteilen. Was zu viel ist, wird direkt weitergereicht. In die andere Hicog-Siedlung in Muffendorf sollen demnächst ebenso Flüchtlinge einziehen.

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