Streit um Straßen in Dottendorf Hindenburgplatz bekommt einen neuen Namen

Dottendorf · Der nach dem umstrittenen Reichspräsidenten benannte Platz in Dottendorf soll nach einer Frau benannt werden. An der Auswahl soll die Stadt die Anwohner beteiligen, von denen einige die Umbenennung in Loki-Schmidt-Platz vorgeschlagen haben.

 Eine Initiative hat zuletzt im März dieses Jahres für die Umbenennung des Hindenburgplatzes demonstriert.

Eine Initiative hat zuletzt im März dieses Jahres für die Umbenennung des Hindenburgplatzes demonstriert.

Foto: Martin Wein

Der Hindenburgplatz in Dottendorf bekommt einen anderen Namen. Eine entsprechende Mehrheit fand ein Antrag von Grünen, SPD und Linken in der Bezirksvertretung Bonn (BV). Wie der Platz künftig heißen wird, ist indes noch nicht ausgemacht.

Die Antragsteller haben aus der Straßenbenennungsliste drei Frauen ausgesucht, die zur gleichen Zeit lebten wie der zweite Reichspräsident der Weimarer Republik – als da wären die beiden Frauenrechtlerinnen Marie Juchacz und Lore Agnes sowie die Künstlerin und Journalistin Louise Straus-Ernst, die im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht wurde. Ein vierter Vorschlag, den Platz nach der Biologin Loki Schmidt, Gattin des Alt-Bundeskanzlers Helmut Schmidt, zu benennen, stammt aus der Anwohnerschaft selbst und lag als Bürgerantrag vor.

Das weitere Verfahren soll nun so aussehen, dass die Verwaltung die Anwohner nach ihren Wünschen fragt und das Ergebnis dieser Umfrage der BV ein weiteres Mal zum Beschluss vorlegt. Aus der Debatte ging hervor, dass sich das Gremium einem eindeutigen Votum aus der Bürgerschaft wohl anschließen wird.

Unstrittig verlief die Diskussion im Ratssaal am Dienstagabend nicht. Hanno von Raußendorf (Linke) und Rolf Beu (Grüne) vertraten die Auffassung, dass die Namensgebung eines Platzes eine Ehrbezeichnung sei, die Hindenburg nicht mehr zuteilwerden sollte. Raußendorf: „Natürlich ist die rückwärtige Betrachtung von Geschichte schwierig. Aber Hindenburg bleibt in Erinnerung als derjenige, der Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt hat.“ Der parteilose Thomas Fahrenholtz gab allerdings zu bedenken, dass Personen auch in die Öffentlichkeit gehörten, die für einen nicht rühmlichen Teil der Geschichte stünden. Er hielte es für angemessener, mit einer Informationstafel über Hindenburg zu informieren. Felix Alexander Cassel von der AfD warf den Antragstellern Revisionismus vor: „Erinnerungskultur muss es im Guten und Schlechten geben“.

Für einen anderen Namen des Platzes hatte sich zuletzt im März dieses Jahres eine Initiative stark gemacht. Die Benennung nach Hindenburg sei „ein Fehler, der jetzt endlich korrigiert werden sollte“, befand der pensionierte Historiker Gerd Pütz, der mit Armin Lauven und Martin Singe schon 2012 einen Versuch zur Umbenennung gestartet hatte.

Die Stadtverwaltung plant, sämtliche Straßennamen und Denkmäler der Stadt auf ihren historischen Kontext hin zu prüfen und der Politik Vorschläge zum Umgang damit vorzulegen. Federführend ist das Bonner Stadtarchiv mit dieser Aufgabe befasst.

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