Pferderennen in Bonn Als die Bonner Königshusaren über die Tannenbuscher Düne ritten
Bonn · Kaum vorstellbar, aber die Tannenbuscher Düne war im 19. Jahrhundert Schauplatz von Pferderennen der Bonner Königshusaren. Christoph Rauscher hat dazu recherchiert und einen Aufsatz in den Bonner Geschichtsblättern veröffentlicht.
Heute springen ein paar Elstern über die Düne in Tannenbusch, vor 150 Jahren galoppierten dort Husaren mit ihren Pferden durch den Sand, sprangen über Gräben, Bäche, Hindernisse und Hecken.
Dass das Regiment der Königshusaren seit 1852 in Bonn stationiert war, ist bekannt. Die Husarenstraße in Bonn-Castell erinnert an den ehemaligen Standort der Kaserne. Christoph Rauscher, Sportlehrer im Ruhestand und Hobbyhistoriker, hat nun herausgefunden, dass die Husaren im 19. Jahrhundert einige Pferderennen in Bonn abhielten und darüber einen Artikel in der aktuellen Ausgabe der Bonner Geschichtsblätter veröffentlicht.
„In diesem Jahr feiern wir 200 Jahre deutsche Galopprennen“, erzählt Rauscher, der selbst schon bei Trabrennen mitgemacht hat. Dass es auch in Bonn Pferderennen gab, darauf stieß der Sportlehrer per Zufall: Ein Freund schickte ihm per E-Mail das Bild eines Dokuments von 1846 von einem Bonner Rennverein. Rauscher wälzte daraufhin „tage- und nächtelang“ alte Zeitungen und fand unter anderem die Einladung zum ersten Pferderennen, das der Verein 1847 veranstaltete. Danach gab es eine Pause, vermutlich wegen der politischen Unruhen durch die Märzrevolution 1848. Aber als das Husaren-Regiment „König Wilhelm I.“ 1852 nach Bonn kam, nutzte es die Düne als Exerzierplatz und veranstaltete auch Wettrennen.
Wer heute mit dem Rad über die hügeligen Wege durch das Naturschutzgebiet fährt, kann schon ein bisschen erahnen, dass sich diese Gegend zur militärischen Ausbildung der preußischen Soldaten zu Pferde eignete. „Die Tannenbuscher Düne hatte große Vorteile, weil sie mit dem Sand eine Allwetterbahn war“, sagt Rauscher. „Bei der vormilitärischen Ausbildung lernten Reiter und Pferde, unter schwierigsten Bedingungen schnell von A nach B zu kommen.“
An den Rennen nahmen Mitglieder der preußischen Armee, hochrangige Militärs und prominente Adlige teil, erzählt der Bonner. „Im ersten Rennkomitee saß zum Beispiel Herr Loe, nach dem in Bonn eine Straße benannt ist.“ Auch die Studentenverbindungen hätten engen Kontakt zu den Königshusaren gepflegt.
Nicht nur, weil Reiter über die Dünen preschten, war damals auf dem Gelände mehr los als heute. Die Pferderennen lockten laut Rauscher viel Publikum an. „Das war mit Sicherheit für Bonn ein Großereignis.“ Die Husaren seien sehr beliebt gewesen: zum einen, weil sie die Stadt von den Franzosen befreit hätten, aber auch wegen Veranstaltungen wie den Rennen oder Platzkonzerten auf der Hofgartenwiese.
Die Pferderennen waren für Tiere und Reiter gefährlich
Rauscher fand bei seiner Recherche auch einen ausführlichen Rennbericht, der beschreibt, wie die Pferde mit Namen wie Lady Gorgien, Hilde und Polka in knapp zehn Minuten unter anderem über den Dransdorfer Bach und eine Hecke an den „Endenicher Gärten“ sprangen. Es gab Flach- und Hürdenrennen sowie die sogenannte Steeplechase, bei der vor allem natürliche Hindernisse wie Gräben gemeistert werden müssen. Immer wieder wird auch berichtet, dass die Pferde ausbrachen. Rauscher schreibt in seinem Aufsatz, dass solche Jagden vor allem militärische Übungen waren und der Tierschutz dabei bedauerlicherweise nicht so wichtig war.
Wie gefährlich der Rennsport war, zeigt eine Meldung in der Bonner Zeitung vom Mai 1875, laut der „einer der ausgezeichnetsten Reiter“ bei einem Rennen stürzte, von seinem Pferd erdrückt wurde und starb.
Mit dem Bau der Rheinbrücke wechselten die Husaren mit ihren Übungen und Rennen von der Düne in Tannenbusch aufs andere Ufer nach Hangelar, auf die deutlich größere Fläche des heutigen Flugplatzes. Auch dort erinnert eine Husarenstraße an die Geschichte des Ortes.
Der Aufsatz von Christoph Rauscher ist im 71. Band der Bonner Geschichtsblätter erschienen. Der Band kostet 25 Euro und ist beim Stadtarchiv sowie dem Bonner Heimat- und Geschichtsverein erhältlich.