Hochwasser in Bonn Hochwasserschutzzentrale sieht keinen Grund zur Sorge

BONN · Reinhard Vogt sitzt entspannt in seinem Büro und blickt auf die Entwicklung des Rheinpegels: "Bonn hat Glück gehabt. Die Scheitelwelle fließt am Dienstag an der Bundesstadt vorbei. Der Bonner Pegel wird dann circa 7,70 Meter messen."

Der Leiter der Hochwasserschutzzentrale Köln gilt als Fachmann, und seine Prognosen sind sozusagen Gesetz: "Hätte sich die Regenfront 100 Kilometer weiter westlich entladen, dann hätten wir in Bonn jetzt einen Pegel von mindestens zehn Metern."

Dass die Bonner keine nassen Füße bekommen werden, glauben auch Hans Grützmann, Günther Burgunder und Friedel Fabritius. Die rüstigen Rentner treffen sich täglich am Beueler Rheinufer und blicken auf den Strom. "Der Rhein wird kräftig über die Basaltmauer schwappen, aber die Keller werden nicht voll laufen. Die neue Hochwasserschutzmauer hat sich rentiert. Wir leben jetzt ruhig, wenn der Rhein unruhig wird."

Hochwasser-Papst Vogt wagt sogar einen Blick in die Wetter-Zukunft: "Ich rechne mit einem ganz tollen Sommer. Vor 30 Jahren war es genauso: Erst gab es ein kräftiges Junihochwasser, dann folgte ein Jahrhundertsommer, der einen spektakulären Niedrigwasserstand im Rhein ausgelöst hat."

Er geht davon aus, dass sich der Rhein wieder schnell in sein Bett zurückziehen wird, weil von Lahn, Mosel und Sieg kein starker Zufluss zu erwarten sei. "Das Hochwasser in Süddeutschland wird sich nicht auf das Rheinland auswirken, weil am Oberrhein alle Rückhalteräume für das aus Süden kommende Hochwasser geöffnet worden sind", sagte Vogt.

Auch wenn Bonn weitgehend vom Hochwasser verschont bleibt, hat der Pegelstand von mehr als sieben Metern bereits Folgen für die Bürger: Am Sonntagabend stellte die Mondorfer Fähre den Betrieb ein. Auch die Stadtwerke Bonn (SWB) mussten am Montag die Fahrt der Stadtbahnlinie 66 verkürzen: Seit 17.15 Uhr fährt die 66 nur bis zur Clemens-August-Straße in Königswinter. Von dort geht es mit dem Bus weiter bis Bad Honnef-Endstation.

Wie die Stadt Bonn mitteilt, sind auf Bonner Seite die kleinen Lein- und Treidelpfade entlang des Rheins komplett gesperrt. Offen waren am Montag noch das Brassert-, Rathenau- und Fritz-Schröder-Ufer. "Das kann sich aber minütlich ändern", erklärte Isabel Klotz vom Presseamt. Deshalb seien auch die Stichstraßen zum Rhein gesperrt, da Autofahrer sonst in einer Sackgasse landen würden.

In der Ersten und Zweiten Fährgasse wurden die Kanaldeckel gesichert, damit sie nicht hochgespült werden können. In Beuel und Godesberg wurden die Schieber in den Kanälen geschlossen und so die Verbindungen zwischen den hochwassergefährdeten Bereichen und dem restlichen Kanalnetz gekappt.

Auch die Hochwasserpumpwerke laufen, so Klotz. Und die Hochwasserschutzwände seien für den Ernstfall einsatzbereit. Außerdem teilte die Mitarbeiterin des städtischen Presseamtes mit: "Die Feuerwehr hält alle relevanten Stellen bei der Stadt immer aktuell auf dem Laufenden, so dass jederzeit die erforderlichen Maßnahmen aus dem Gefahrenabwehrplan Hochwasser eingeleitet werden können."

Die Starter beim Bonn-Triathlon erfuhren gestern, dass es am Sonntag, 9. Juni, nur einen Duathlon aus Laufen und Radfahren gibt. Der Veranstalter sagte das Schwimmen im Rhein aus Sicherheitsgründen ab.

Die Aktiven der Kanuabteilung des Post SV Bonn haben eine unruhige Nacht hinter sich. Mitglied Gabriele Koch erklärte: "Unser Bootshaus liegt in Graurheindorf und wird in der Nacht zu Dienstag als erstes Haus in Bonn wohl wieder einmal Besuch von Vater Rhein bekommen. Bei einem Pegel von 7,15 Meter läuft das Wasser in die Bootshalle. Da wir einen Hochwasserstand von bis zu 7,80 Meter erwarten, müssen wir das Bootshaus leer räumen."

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