Neues Buch über großen Dichter Hoffmann von Fallersleben und seine Jahre als Student in Bonn

Bonn · Georg Schwedt zeichnet mit vielen Originaltexten und Bildern im neuen Buch „Hoffmann von Fallersleben als Student in Bonn“ die wilden Jahre des Dichters nach. Der „Erfinder“ des Deutschlandlieds tat sich von 1819 bis 1821 auch als literarischer Detektiv hervor. Unter anderem entdeckte er eine wertvolle althochdeutsche Handschrift.

 Einst war sie im Uni-Hauptgebäude angesiedelt: Historische Ansicht der Universitätsbibliothek Bonn aus dem Jahr 1839.

Einst war sie im Uni-Hauptgebäude angesiedelt: Historische Ansicht der Universitätsbibliothek Bonn aus dem Jahr 1839.

Foto: BonnBuchVerlag

Der junge Mann aus dem niedersächsischen Fallersleben, der sich da seit 1819 am liebsten in der Bibliothek der gerade gegründeten Bonner Universität vergrub, war unter ihren Professoren nicht gerade als eifriger Student bekannt. Dieser 21-jährige August Heinrich Hoffmann (1798-1874) wurde zwar in Literaturvorlesungen der Koryphäen August Wilhelm Schlegel und Friedrich Gottlieb Welcker gesichtet. Aber ansonsten diskutierte der für Altertumswissenschaften immatrikulierte Student lieber in den Weinstuben mit Burschenschaftsfreunden über die politische Lage, über die kleinbürgerlichen Bonner – und über die hübschesten Mädchen im Dorf. Wenn sich der schon damals als „Poet“ verschriene Hoffmann eben nicht mal wieder in der Bibliothek auf die Spur alter Handschriften machte.

All das berichtet Georg Schwedt mit vielen Originaltexten und Bildern in seinem gerade erschienenen Buch „Hoffmann von Fallersleben als Student in Bonn“. Der junge Blonde, der in Bonn enthusiastisch nach alten deutschen Liedern und Literaturdokumenten suchte, hatte sich praktischerweise einen Job als Bibliotheksassistent verschafft. Für andere Nutzer „Bücher holen, verzeichnen und dergleichen“, notierte er selbst als seine Aufgabe. Und daneben stöberte er nach Funden.

Künftiger Dichter verreißt seine große Kollegen

Selbst beim berühmten Schlegel glaubte er, nicht von den Vorlesungen profitieren zu können. „Das war nicht viel besser, als wenn man gelegentlich einem Fremden erzählt, dass wir Deutschen auch eine schöne Literatur haben“, verriss der Student den Auftritt des Mannes, der, wenn er etwa auf den Weimarer Dichterfürsten Wolfgang von Goethe zu sprechen kam, immer ein eitles „mein unsterblicher Freund“ hinzugefügt habe.

Da bildete sich der junge Mann doch lieber im Selbststudium weiter, reiste zwischendurch, war in einem Singverein aktiv, ließ sich von einem Kessenicher Käthchen in den rheinischen Liederschatz einweihen und führte sein, wie es Zeitgenossen schilderten, „trostlos unstetes, rast- und ruheloses Poetendasein“ weiter.

„Burschenlieder“ auf dem Bonner Markt

Selbst auf dem Bonner Markt trieb sich der Literaturdetektiv herum. Und legte hier, wie er es selbst ausdrückte, „einen glänzenden Anfang“ seiner Mission hin, „Bonner Burschenlieder“ herauszugeben: Für eine eher geringe Summe erstand er eine Liederhandschrift aus dem 16. Jahrhundert. Bereits im Sommer 1819 wurden so von ihm redigierte 136 Lieder auf 300 Seiten gedruckt: Hoffmanns Erstling war erschienen und wurde mit stattlichen 50 Reichstalern belohnt.

Was der in winzigen Stübchen hausende Student bitter brauchen konnte. Hoffmann, der später als Bibliothekar, Philologe und Dichter des Deutschlandlieds Karriere machen, aber im restriktiven Preußen aus politischen Gründen seine Anstellung verlieren sollte, verließ 1821 den Rhein, „weil sich mir in Bonn keine weitere Aussicht auf Beförderung“ in der Bibliothek ergab.

Entdeckung in einem Buch aus dem 17. Jahrhundert

Sein erster Coup war dem Mann, der danach seinen Geburtsort Fallersleben an den Nachnamen hängte, 1821 aber noch in Bonn gelungen: In der Unibibliothek entdeckte er doch wirklich ein Fragment des frühen deutschen Dichters Otfrid von Weißenburg (790 – 875). Hoffmann hatte genau in den hölzernen Deckeln eines Bandes aus dem 17. Jahrhundert mit Schriften von Thomas von Aquin nachgeschaut: Und plötzlich lugten da sensationelle Bruchstücke einer Evangelienbearbeitung des althochdeutschen Dichterstars Otfrid hervor. Mit deren Herausgabe konnte „der Poet“ also erstmals richtig Furore machen. Und zwar in Bonn.

Im Handel erhältlich: Georg Schwedt, Hoffmann von Fallersleben als Student in Bonn, BonnBuchVerlag 2021, 24.50 Euro.

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