Ärger über gesperrte Straßen So lief der Tag des ersten Hofgartenkonzerts in Bonn

Bonn · Am Freitagnachmittag sind die Straßensperrungen für die Bonner Hofgartenkonzerte eingerichtet worden. Das sorgte für Ärger bei Autofahrern und Geschäftsleuten. Es gibt aber auch Anwohner, die dem Ganzen etwas Positives abgewinnen können.

 Am Beldeberg und an der Oper bildeten sich vor und und am Abend während des ersten Hofkonzerts (wie oben zu sehen) lange Staus.

Am Beldeberg und an der Oper bildeten sich vor und und am Abend während des ersten Hofkonzerts (wie oben zu sehen) lange Staus.

Foto: Meike Böschemeyer

Ernst-Ludwig Hartz ist nicht vor jeder Show so entspannt. „Gar nichts kann schiefgehen“, sagt der Veranstalter der Hofgartenkonzerte. „Entscheidend ist, dass der Künstler da ist.“ Es ist kurz nach 11 Uhr am Freitag, in zehn Stunden gehen hier im Hofgarten die Fantastischen Vier auf die Bühne – laut Hartz die größte, die Bonn je gesehen hat. 40 Meter breit, 19 Meter hoch.

Hartz, kurze Hose, T-Shirt und Kaffee in der Hand, steht vor der Bühne, auf der gerade das Team der Fantastischen Vier aufbaut. Er erinnert sich auch an Auftritte, bei denen die Dinge weniger glatt liefen: Der Sänger der Band Velvet Revolver verpasste seinen Flug in London, als er abends bei einer Show von Harz im Kölner Palladium auftreten sollte. „Der ist dann mit dem Auto nach Köln gekommen“, sagt Hartz. Was geht da in einem vor? „Es war spannend. Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass er es schafft“, sagt Hartz. Schaffte er dann auch – allerdings nur, weil das Konzert für 23 Uhr angesetzt war.

Nach dem Konzert der Fantastischen Vier folgen bis Dienstag noch Deichkind, Kraftwerk und Robbie Williams – zu Letzterem Auftritt werden 25.000 Besucher erwartet. An den Tagen der Show sind ab 14 Uhr einige Straßen um den Hofgarten gesperrt. Geht er von einem Verkehrschaos aus und macht ihm das Sorgen? Hartz schüttelt den Kopf. „Wir haben die Besucher darauf hingewiesen, besser nicht mit dem Auto zu kommen“, sagt er. Natürlich werde es Staus geben, aber das sei nach jedem Fußballspiel und jedem Arena-Konzert so.

Was denken die Händler in der Kaiserstraße?

Die Kaiserstraße ist von den Sperrungen betroffen. Wie finden das die Inhaber der Geschäfte dort? Christoph Knippertz ist Inhaber des Fahrradgeschäftes Rückenwind. Er hat noch nicht mal etwas davon gehört, dass die Straße dicht ist. „Ich bin aber eh dafür, dass die Innenstadt für Autos gesperrt wird“, sagt er. „Die nächsten Tage können wir als Experiment betrachten.“

Hofgartenkonzert in Bonn​: Ärger über gesperrte Straßen​
Foto: GA-Grafik

Nebenan im Buchladen 46 blickt auch Holger Schwab gelassen auf die nächsten Tage. Er habe aus der Zeitung von der Sperrung erfahren. „Aber es ist doch toll, dass mal etwas Leben in der Stadt ist“, sagt er. „Autoverkehr ist immer, Spaß ist nicht immer.“

Diana Bamunu hingegen ist der Spaß vergangen. Sie ist Assistentin der Geschäftsleitung in einer Werkstatt an der Adenauerallee. „Ich bin sauer“, sagt sie. „Für heute habe ich allen Kunden gesagt, dass sie vor 14 Uhr ihre Autos abholen oder bringen sollen.“ Die Sperrung bedeute für die Werkstatt Einbußen. Sie habe sich an den Veranstalter gewandt, aber keine Rückmeldung bekommen, wie ihre Kunden durchkommen sollen. Das Presseamt teilt dazu mit: Bei allen Fragen zur Verkehrsregelung solle man sich an den Veranstalter wenden.

Ziemlich verärgert ist auch Steffen Kunsch, der mit seiner Frau ein Restaurant in der Stockenstraße betreibt. Er habe bis Freitag keine Information dazu bekommen, wie Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten das Geschäft erreichen sollen. „Das ist ein Unding“, sagt er. „Wie soll der gekühlte Fisch zu uns kommen, oder die warme Suppe zu den Kunden?“

Die ersten Fans warten schon drei Stunden vor dem Einlass

Fragen, die Nele wahrscheinlich nicht sonderlich berühren. Sie steht mit ihrer Begleitung um 13.25 Uhr an einem der Eingänge zum Konzertgelände – drei Stunden bevor die Tore sich öffnen. „Wir sind schon hier, weil wir uns so freuen – und vorne stehen wollen“, sagt sie. Zwei Jahre habe sie auf das Konzert gewartet, das eigentlich schon 2020 stattfinden sollte, dann aber wegen der Pandemie verlegt wurde. Eigentlich geht sie nicht so gerne zu Konzerten, aber für die Fantas macht sie eine Ausnahme. Zum Konzert ist sie mit dem Zug gekommen, das Neun-Euro-Ticket hatte sie ja eh.

Nebenan auf der Adenauerallee rollen zu diesem Zeitpunkt noch die Autos, knapp eine halbe Stunde lang ist das noch erlaubt. Mit etwas Verspätung stehen um 14.15 Uhr dann die Absperrungen. An der Kreuzung von Oxfordstraße und Belderberg stellen zwei Männer vom Sicherheitsdienst die rot-weißen Baken auf. Und es dauert nicht lange, bis sie den Zorn der ersten Autofahrer auf sich ziehen. Keine fünf Minuten, um genau zu sein. Verwirrend an der Kreuzung ist, dass die digitale Anzeige des Parkleitsystems die Autofahrer vom Bertha-von-Suttner-Platz per Pfeil Richtung Tiefgaragen in der City schickt – und damit prompt vor die Absperrung am Belderberg.

Nicht nur der Belderberg ist an den Tagen der Konzerte für Autos gesperrt, sondern auch die Adenauerallee zwischen Koblenzer Tor und Zweiter Fährgasse sowie Kaiserstraße zwischen Weberstraße und Hofgarten. Die Sperrung gilt von 14 Uhr bis zwei Stunden nach Ende der Shows.

Autofahrer ärgern sich über die gesperrten Straßen

Das Schauspiel, das nach der Sperrung an der Oxfordstraße zu beobachten ist, hat drei Varianten. Die Hauptfiguren sind der Erzürnte, der Verständnisvolle und der Glückliche. Der Erzürnte biegt rechts von der Oxfordstraße ab, merkt das gesperrt ist, hält an und fängt an zu schimpfen. Hilft meistens nichts und er muss trotzdem geradeaus weiterfahren. Die Sicherheitsleute ertragen die Tiraden überwiegend gelassen. Der Verständnisvolle wird langsamer, erkennt dass er mit dem Auto hier nicht durchkommt und fährt weiter. Der Glückliche hält an, erklärt den Männern, dass er Anwohner ist oder ein Geschäft hat und darf passieren.

Gerade haben die beiden Männer mit den neongelben Warnwesten wieder einem Autofahrer erklärt, warum hier gesperrt ist, da taucht ein Typ in Blaumann und Unterhemd auf und lässt sie wissen: „Wenn ihr mir beim nächsten Mal nicht zuhört, dass ich Anwohner bin, fahre ich euch über den Haufen.“

Ein Fan der ersten Stunde

Mittlerweile ist am Eingang, an dem Nele wartet, etwas mehr los. Um kurz nach 15 Uhr, stehen elf Leute dort, darunter auch Peter Weber und seine beiden Töchter. Sie sind mit dem Auto aus Ahrweiler gekommen. „Das lief problemlos“, sagt der 51-Jährige. „Wir sind direkt in die Friedensplatzgarage gefahren.“ Jetzt freuen sie sich auf das Konzert. Weber sagt, er sei Fan der ersten Stunde, bei fünf Konzerten der Fantastischen Vier ist er schon dabei gewesen. „Das beste Konzert, das ich bisher gesehen hab, war in der Lanxess-Arena in Köln“, sagt er. „Aber Open-Air ist ja noch mal ein ganz anderes Flair.“

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