Hospitalisierungsrate Wie ist die aktuelle Corona-Situation an der Bonner Uniklinik?

Bonn · Wo steht Deutschland in der Corona-Pandemie? Ein wichtiger Indikator ist die Lage in den Krankenhäusern. Das Schlagwort ist hier die Hospitalisierungsrate. Was es damit auf sich hat und wie die Lage in Bonn aussieht.

Covid-19-Patient auf einer Intensivstation.

Covid-19-Patient auf einer Intensivstation.

Foto: dpa/Christoph Soeder

In den knapp zweieinhalb Jahren Corona-Pandemie haben die Regierungs- und Gesundheitsbehörden lange hauptsächlich auf die Infektionszahlen gesetzt, um die aktuelle Lage zu beschreiben. Mittlerweile treten andere Werte, insbesondere die Zahl der ins Krankenhaus eingewiesenen, an Covid-19 Erkrankten (Hospitalisierungsrate) in den Vordergrund bei der Bewertung der Pandemie-Lage. Was also sagt die 7-Tage-Hospitalisierungsinszidenz aus? Wo sind mögliche Schwachpunkte bei diesem Wert? Und wie ist die aktuelle Corona-Lage an der Bonner Uniklinik?

Wie ist die aktuelle Situation an der Uniklinik Bonn?

In den vergangenen Wochen war ein allmählicher Anstieg der Hospitalisierungen mit Covid-19 festzustellen,“ sagt die Sprecherin der Uniklinik Bonn, Verena Henn. Aktuell befinden sich demnach etwa 50 Patientinnen und Patienten mit oder wegen Covid-19 in stationärer Behandlung, davon etwa ein Viertel in intensivmedizinischer Betreuung. „Die Lage auf den Intensivstationen ist insgesamt stabil, der Anteil von Covid-19-Fällen hält sich zurzeit im Rahmen“, sagt Henn. Trotz der Tatsache, dass Bonn über eine hohe Dichte an Krankenhausbetten verfüge und dadurch ein größeres Einzugsgebiet abdecke, sei an der Uniklinik aktuell dennoch keine Steigerung schwerer Krankheitsverläufe erkennbar, so Henn weiter.

Wie berechnet sich die Hospitalisierungsrate?

Die Hospitalisierungsrate, auch als Hospitalisierungsinzidenz bezeichnet, ist die Zahl der Krankenhauseinweisungen pro 100.000 Einwohner in einem bestimmten Zeitraum (gängig ist aktuell ein 7-Tage-Zeitraum).

Warum werden die Hospitalisierungsraten durch Schätzungen ergänzt?

Die tagesaktuellen Hospitalisierungsraten werden vom Robert-Koch-Institut (RKI) seit dem Herbst vergangenen Jahres durch Schätzungen nach oben angepasst. Als Grund gab das RKI bei der Einführung dieser sogenannten Nowcasting-Maßnahme an, dass man oftmals erst mit zeitlichem Verzug von vielen Krankenhaus-Einweisungen der Covid-19-Patienten erfahren habe. Daher wird seit Herbst auf Basis der täglich eingehenden Infektionszahlen eine Hospitalisierung der Infizierten geschätzt, um damit näher an der tatsächlichen Hospitalisierungszahl zu liegen.

Das Nowcasting ist laut dem Bundesgesundheitsministerium ein gängiges Prognose-Verfahren, das Epidemiologen am RKI regelmäßig einsetzen. In der Pandemie kam es schon beim Reproduktionswert zum Einsatz. Damit schätzt das Institut die Dynamik der Neuinfektionen. Da die Nachbetrachtungen in den vergangenen Monaten gezeigt haben, dass die vorgenommenen Prognosen die später erfassten tatsächlichen Zahlen, inklusive der Fall-Nachmeldungen, vergleichsweise gut treffen, hat sich dieses Verfahren bewährt, bestätigt das Ministerium. Trotz der zu einem gewissen Maß unpräzisen Schätzungswerte stelle die Hospitalisierungsinszidenz neben anderen Indikatoren eine solide Basis für die Pandemie-Lage dar.

Das Land Nordrhein-Westfalen verzichtet bei ihren Angaben der landesweiten Hospitalisierungsrate jedoch auf die durch Schätzungen nach oben angepassten Werte. Die von der Landesregierung ausgegebene 7-Tage-Hospitalisierungsinszidenz setzt sich somit aus den tatsächlich eingegangenen Covid-19-Einweisungszahlen der NRW-Kliniken zusammen.

Können die Angaben zu den Klinik-Belastungen durch Covid-19 anderweitig verzerrt werden?

Die Uniklinik Bonn schätzt den Teil der Patienten, die nicht ursächlich wegen Corona in der Klinik behandelt werden, aber dennoch positiv sind, als relativ gering ein. Somit gebe die Hospitalisierungsrate die Belastung der Kliniken durch Covid-19 grundsätzlich gut wieder.

Warum wird die 7-Tage-Hospitalisierung nicht nach Stadt und Landkreis erfasst?

Die Hospitalisierungsrate ist ein landesweiter oder bundesweiter Wert. Laut den Angaben des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) des Landes Nordrhein-Westfalen wird die Rate deswegen nicht für einzelne Städte oder Kreise berechnet, da eine solche Berechnung den Wert zu sehr verzerren würde: Städte mit großen Kliniken wie auch Bonn, die viele Corona-Patienten aufnehmen, würden stets eine vergleichsweise hohe Hospitalisierungsrate aufweisen. Solche, in denen kaum oder keine Patienten behandelt werden, würden einen niedrigen Wert aufweisen – auch wenn es eigentlich viele Hospitalisierungen von Menschen aus dieser Stadt gäbe.

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