Vorbereitungen auf den Tod Bonner Netzwerk berät zur Vorsorge zum Lebensende

Bonn · Das Netzwerk Hospiz- und Palliativversorgung Bonn Rhein/Sieg berät zum Thema Vorsorge fürs Lebensende. Viele Menschen sollten sich demnach auch mit unangenehmen Fragen frühzeitig auseinandersetzen.

 Beraten zum Thema Vorsorge: Lukas Radbruch, Martina Kern, Catrin Beu, Andrea von Schmude und Felix Grützner (von links im Uhrzeigersinn).

Beraten zum Thema Vorsorge: Lukas Radbruch, Martina Kern, Catrin Beu, Andrea von Schmude und Felix Grützner (von links im Uhrzeigersinn).

Foto: Meike Böschemeyer

Wer entscheidet für mich, wenn ich es nicht mehr kann? Darum geht es unter anderem bei der Vorsorge fürs Lebensende. Das Netzwerk Hospiz- und Palliativversorgung Bonn Rhein/Sieg bietet seit 2016 Beratungen, Trauerbegleitung und Fortbildungen an. Das Netzwerk wird durch die Vertreter verschiedener Einrichtungen wie Pflegeheimen und Krankenhäusern erweitert. „Nach meiner Erfahrung finden schwer kranke Menschen oft den Zugang zum Thema nicht. Gesunde Menschen beschäftigen sich erst gar nicht damit“, sagt Martina Kern, Mitgründerin des Netzwerks.

Dabei sei es wichtig, bestimmte Vorkehrungen vorab getroffen zu haben, bevor es hart auf hart kommt. Liegt keine Patientenverfügung vor, die vorgibt, welche Maßnahmen gewünscht sind, würden Ärzte grundsätzlich für das Leben ihrer Patienten entscheiden, so Kern. Dabei sei diese Entscheidung nicht immer im Interesse des Betroffenen. Laut Lukas Radbruch, Professor für Palliativmedizin, könne somit eine Vorsorge nie zu früh getroffen werden. „Ich kenne einige Studenten, die bereits eine Patientenverfügung besitzen. In der Gesamtzahl sind es dennoch sehr wenige“, sagt Radbruch.

„Für viele ist es schwer vorstellbar, was sie mit 80 Jahren möchten. Aber eine Patientenverfügung ist immer auch für jetzt gedacht“, sagt Andrea von Schmude, Koordinatorin des Netzwerks. „Deshalb sollte sie auch alle fünf Jahre aktualisiert werden.“ Ein Skiunfall könne beispielsweise schnell passieren und nicht jeder möchte in ein Leben mit schwerer Behinderung zurückgeholt werden.

Die Patientenverfügung sei dazu nicht nur ein Richtwert für Ärzte, sondern auch eine Entlastung für Familienangehörige. Da in solch einer Verfügung jedoch nie alle Situationen berücksichtigt werden können, sei eine zusätzliche Vorsorgevollmacht vorteilhaft. Die bevollmächtigte Person darf im Sinne des Patienten entscheiden. „Oft werden in diesem Fall Freunde ausgewählt, um die Familie nicht zu belasten“, so Radbruch.

Trotzdem sei es gut, sich in der Familie über seine Vorstellungen fürs Lebensende zu unterhalten. „So hat man die Sicherheit, dass im Notfall richtig entschieden wird“, sagt Kern. Die Großeltern darauf anzusprechen, falle nicht jedem leicht. Radbruch empfiehlt, immer vorsichtig nachzuhaken, falls die Großeltern selbst Andeutungen machen sollten. Hilfreich sei es auch, Formulare von Patientenverfügungen einfach mal mitzubringen.

Das Netzwerk schlägt mit dem „Notfallbogen“ einen einheitlichen Lösungsweg für vor allem bereits pflegebedürftige Menschen in Bonn vor. Dieser Bogen beinhaltet zusätzlich zur Patientenverfügung weitere detaillierte Wünsche zu künftigen medizinische Notfalltherapien. Dieser sei vom Arzt unterschrieben, sodass verifiziert ist, dass der Patient wusste, welche Entscheidungen er getroffen hat. „Die meisten sterbenskranken Menschen möchten das Gefühl von Kontrolle nicht verlieren“, so der Palliativmediziner.

Viele würden aber nicht immer wissen, welche Entscheidung welche Konsequenz hat und ob sie letztlich für sie vertretbar ist. „Dafür bieten wir im Netzwerk kostenfreie Beratungen an, um genaue Situationen und Vorstellungen durchzusprechen“, sagt Professor Radbruch. Am Samstag, 20. August, lädt das Netzwerk Hospitz- und Palliativversorgung Bonn Rhein/Sieg von 10 bis 13.30 Uhr zu einem Infotag in das Collegium Albertinum Bonn ein. Dort soll auf die Beratungs- und Vorsorgemöglichkeiten aufmerksam gemacht werden.

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