Tiergottesdienst in Endenich Hundeohren hören das Wort Gottes

BONN · Tochter Julia ist Single. Pfarrer Wolfgang Wallrich glaubt, dass Julias Hund Anton dazu beitragen wird, dass Julia bald nicht mehr alleinstehend ist. Denn Hundebesitzer seien durch ihre Tiere die kontaktfreudigsten Menschen weltweit. Schließlich kenne Julia mittlerweile mehr als ein Dutzend andere Herrchen durch das Gassi gehen.

 Während Frauchen und Herrchen beten, machen es sich die Vierbeiner in der Endenicher Trinitatiskirche gemütlich.

Während Frauchen und Herrchen beten, machen es sich die Vierbeiner in der Endenicher Trinitatiskirche gemütlich.

Foto: Barbara Frommann

Bei dieser Anekdote aus dem Privatleben des Pfarrers ging gestern Morgen ein zustimmendes Raunen und Nicken durch die Stuhlreihen in der Trinitatiskirche in Endenich.

Die Gemeinde hatte zum Tiergottesdienst eingeladen, so dass in der Kirche nicht nur Zweibeiner den warmen Worten des Pfarrers lauschten, sondern auch zahlreiche Vierbeiner, vornehmlich Hunde, der Andacht beiwohnten. "Wir veranstalten den Gottesdienst mit Tieren immer dann, wenn zwischen Weihnachten und Neujahr ein Sonntag liegt", sagte Küster Jürgen Knospe. Sonst seien Tiere eigentlich davon ausgeschlossen.

Vorab herrschte ein ungewohntes Gewusel in dem Gebäude. Über die Stuhlreihen hinweg tauschten sich die Tierbesitzer über Rasse und Schicksal der Tiere aus. "Das ist eine ganz wilde Mischung und keiner wollte ihn haben", hieß es da aus der einen Ecke. "Wirklich? Das kann ich gar nicht glauben. So ein Hübscher", kam es aus der anderen Ecke.

Andere waren mehr damit beschäftigt, das Haustier angemessen an dem Gottesdienst teilnehmen zu lassen. So wurden Deckchen auf die Stühle gelegt, kommentiert mit den Worten: "Du kommst in die Mitte." Leckerlis wurden von der rechten Jackentasche in die linke sortiert, um dem Vierbeiner zwischendurch schnell eine kleine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen - ohne wiederum die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu ziehen.

Während der Andacht hingegen war es mucksmäuschenstill. Nur ab und zu legte ein Hund durch Bellen oder Fiepen sein Veto ein. Oder stimmte zu. So ganz offensichtlich war es nicht, welche Absicht der Vierbeiner denn nun gerade verfolgte. "Ich fand den Gottesdienst eigentlich sehr ruhig", resümierte Wallrich anschließend. "Wir haben schon mal Menschen hier, die stören mehr."

Manche Hundebesitzer nahmen sogar eine recht weite Anreise auf sich, um in der Trinitatis-Kirche dabei zu sein. Frauchen Monika etwa kam aus Köln. Ihre Schwester aus Essen. Mitgekommen waren Bentje, ein Irish Setter, und Julie, ein English Setter. "Mir ist es wichtig, dass meine beiden Hunde dabei sind", begründete Monika. "Das hat natürlich keine rationalen Gründe, sondern ist absolut emotional. Es bedeutet mir was für mein Leben mit den Tieren."

Damit fasste die langjährige Hundebesitzerin zusammen, was die zentrale Aussage des Gottesdienst war: "Tiere sind ein Lebewesen Gottes, sie sind ein Partner für uns."

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