Media Markt Bonn Hunderte Kunden standen um 5.30 Uhr Schlange

BONN · Es scheint, als habe es in Bonn eine Unterversorgung mit elektronischen Geräten gegeben. Wie Hungrige angesichts eines üppigen Buffets warten mehrere Hundert Kunden am frühen Donnerstagmorgen vor dem Sparkassen-Neubau am Friedensplatz - und das bei winterlichen Temperaturen.

 Ansturm auf den ersten Media Markt Bonns: Mehrere Hundert Kunden warten um kurz vor sechs Uhr vor dem Sparkassen-Neubau am Friedensplatz auf Einlass. Wenig später stürzen sie sich drinnen auf die Eröffnungsangebote.

Ansturm auf den ersten Media Markt Bonns: Mehrere Hundert Kunden warten um kurz vor sechs Uhr vor dem Sparkassen-Neubau am Friedensplatz auf Einlass. Wenig später stürzen sie sich drinnen auf die Eröffnungsangebote.

Foto: Volker Lannert

Um 6 Uhr öffnet dann der erste Media Markt Bonns seine Türen, und die Wartenden stürmen den Elektronikmarkt. Gestartet wird wie bei einer Sportveranstaltung. Mitarbeiter in roten Hemden stehen für die ersten Kunden Spalier. "Let me entertain you", schmettert Robbie Williams aus Lautsprecher-Boxen. Unter dem Jubel der Mitarbeiter läuft die Mannschaft der Schnäppchenjäger ein - oder besser gesagt: das Heer. Mehrere Hundertschaften marschieren in die schmalen Gänge zwischen den Regalen. Innerhalb weniger Minuten ist der 4000 Quadratmeter große Laden voll.

Die meisten dieser ersten Kunden haben keine Zeit, die Außenfassade des Gebäudes aus römischem Kalkstein und Glas zu bewundern oder die übersichtliche Beschilderung der Abteilungen im Inneren. Sie sind gekommen, um zu kaufen. Zielstrebig steuern die einen die Ecke mit den Fernsehgeräten an. Andere machen sich in einer breiten Ameisenstraße auf den Weg in die erste Etage, wo Haushaltsgeräte und DVDs zu finden sind.

Als Schlachtplan haben nicht wenige einen Prospekt mit den Eröffnungsangeboten in der Hand. Während die einen sich noch auf den Weg nach oben drängen, tragen andere schon Kaffeemaschinen und Staubsauger in Kartons die Treppe hinunter. Innerhalb weniger Minuten haben sich vor den vier Kassen im Erdgeschoss lange Schlangen gebildet.

Media Markt Eröffnung in Bonn
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Media Markt Eröffnung in Bonn

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Schon eine halbe Stunde zuvor, um 5.30 Uhr, stehen mehr als hundert Menschen in der Kälte vor dem Neubau. Unter ihnen auch Clemens Fontane. Der 23-Jährige macht eine Ausbildung und nutzt die Gelegenheit, auf dem Weg zur Berufsschule einen ersten Blick in den neuen Media Markt zu werfen. "Ich bin sehr gespannt, wie es drinnen aussieht und ob es besondere Angebote gibt", sagt er.

"Es war höchste Zeit, dass Media Markt nach Bonn kommt - vor allem, weil Kaufhof und Karstadt ihr Angebot im Bereich Elektronik enorm verkleinert haben." Auch Patrick Putzolu ist schon am frühen Morgen aus Hennef angereist. "Ich habe von meiner Frau den Auftrag, einen Herd zu kaufen", sagt der 46-Jährige. "Mir macht das frühe Aufstehen nichts aus."

Auf der anderen Seite der verschlossenen Glastüren wischt das Reinigungspersonal derweil noch schnell den Boden. Drinnen begrüßt der Bonner Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die 75 Mitarbeiter. Bonn habe immer viel zu bieten gehabt, sagt er, ob als Bundeshauptstadt, als Wirtschaftsstandort oder als Stadt mit wachsender Bevölkerung. Immer wieder habe er dagegen den Einwand gehört: "Aber ihr habt keinen Media Markt". Diese "schwere Last" sei nun beseitigt. Mit dem 258. Markt bundesweit habe der Technikriese endlich auch die letzte deutsche Großstadt erobert.

Auch zwei Stunden später hat Verkäufer Arat Karapekmez immer noch alle Hände voll zu tun. Ein Smart-TV für 444 Euro lockt reihenweise Kunden zu ihm. Die Stapel an metergroßen Paketen schrumpfen und schrumpfen. Nachschub wird palettenweise hereingefahren. "Kein Problem: Wir haben ja mit dem Andrang gerechnet", ruft der junge Mann eilig und wendet sich dem nächsten Wartenden zu. "Es läuft sehr gut. Ich bin überglücklich", sagt Dirk Schwaderlapp, der den Bonner Markt als geschäftsführender Gesellschafter leitet.

Für seine Mitarbeiter wird es ein langer Tag. Bis 22 Uhr hat der Elektronikmarkt ausnahmsweise geöffnet. Noch am späten Abend ist es in dem Geschäft rappelvoll. Zahlreiche Schilder werben für "33 Monate Laufzeit, null Prozent effektiver Jahreszins". Auch vor dem Büro, wo diese Ratenfinanzierung vereinbart werden kann, warten inzwischen mehrere Dutzend Kunden mit ihren Fernsehgeräten und Tablet-Computern.

Ganz anders ist die Atmosphäre im Untergeschoss. Dort ist zeitgleich eine Filiale der Drogeriemarktkette dm eingezogen. Eine Handvoll Kunden schlendert gemütlich durch die Gänge des 13. Bonner dm-Markts. "Wir freuen uns, dass einige Kunden auch den Weg von oben herunter zu unserer Eröffnung gefunden haben", sagt Filialleiterin Kerstin Fischer.

Vor dem Neubau am Friedensplatz zeugen achtlos fallengelassene Kaffeebecher noch von der frühmorgendlichen Invasion. Das Heer der Schnäppchenjäger verlässt nach und nach das Gebäude. Auch Clemens Fontane ist fündig geworden. Eine Staffel der Actionserie "Transporter" hat er auf DVD gekauft. "So billig habe ich die noch nicht gesehen." Kaum einer verlässt ohne Beute das Schlachtfeld. Allein oder zu zweit werden die Flachbildschirme und Staubsauger weggeschleppt, geschultert oder in roten Plastiktüten. Auf denen ist eine der berühmt gewordenen Werbebotschaften der Elektrohandelskette zu lesen: "Ich bin doch nicht blöd".

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