Prozess wegen sexueller Nötigung „Ich bin auf Jagd gegangen, wie ein Tier der Beute hinterher“

Bonn · Der 21-Jährige Angeklagte ist im November und Dezember letzten Jahres zwei Mädchen aus dem Bus gefolgt und hat diese überfallen. Am ersten Prozesstag hat der an einer Psychose leidende Mann ein umfassendes Geständnis abgelegt.

Am ersten Prozesstag legte der an einer Psychose leidende Mann ein umfassendes Geständnis ab.

Foto: Barbara Frommann

Zwei Mal folgte der Mann, der sich seit Mittwoch vor der Bonner Jugendschutzkammer wegen sexueller Nötigung und Körperverletzung verantworten muss, jungen Mädchen in den Bus, verfolgte sie auf ihrem Heimweg und überfiel sie, um seine sexuelle Neigung zu testen.

Denn eine Stimme in seinem Kopf habe ihm immer wieder gesagt, er sei schwul, was er nicht sein wolle. Das gab der 21-jährige, der laut Anklage an paranoider Schizophrenie leidet, am ersten Prozesstag zu und erklärte: „Ich bin auf Jagd gegangen, wie ein Tier der Beute hinterher.“

Erster Vorfall im November

Im ersten Fall hatte er sich am Abend des 22. November 2016 an der Bushaltestelle am Bertha-von-Suttnerplatz eine 17-Jährige als Opfer ausgesucht und war ihr in den Bus gefolgt. Als sie in Schwarzrheindorf ausstieg, folgte er ihr, umschlang sie vor ihrem Haus von hinten, drückte sie gegen ein Auto und fasste sie an. Als die Hilfeschreie des um sich schlagenden Opfers einen Nachbarn alarmierten, ergriff er die Flucht.

Zweiter Vorfall im Dezember

Sein zweites Opfer nahm er am 17. Dezember an einer Haltestelle in Beuel ins Visier. Als die 15-jährige Schülerin mit ihrer gleichaltrigen Freundin in den Bus einstieg, stieg auch er ein, und als das Mädchen in Niederholtorf ausstieg, verfolgte er sie. Er zerrte sie auf ein Feld, setzte sich auf sie, entblößte sie, fasste sie an und küsste sie. Als sie sich wehrte, würgte er sie mehrfach und drohte ihr. Als ein Radfahrer sich näherte, flüchtete er.

Wenig später traf Hilfe ein. Denn als die 15-Jährige gemerkt hatte, dass sie verfolgt wurde, hatte sie ihre Freundin im Bus angerufen und das Handy eingeschaltet gelassen. So hörte die Freundin im Bus die immer drängender werdenden Angst- und Hilfeschreie der 15-Jährigen und bat in Panik den Busfahrer um Hilfe.

Der reagierte allerdings nicht. Doch ein 53-jähriger Fahrgast wusste sofort, als er die Schreie aus dem Handy hörte, „dass da ein Mensch in großer Not war“, wie er als Zeuge vor Gericht erklärte. Zusammen mit der 15-jährigen Freundin verließ er den Bus an der nächsten Haltestelle, sie baten eine Autofahrerin, sie zurückzubringen und trafen am Tatort auf das völlig aufgelöste und panische Opfer.

Prozess wird in einer Woche fortgesetzt

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 21-Jährige in seiner drogenbedingten Psychose gefährlich ist, und will seine Unterbringung beantragen. Der Prozess wird nächste Woche mit den Vernehmungen der beiden Opfer fortgesetzt.