Karl Dall im Pantheon "Ich hab' die Leute ganz gut im Griff"

BONN · Karl Dall schlägt wieder zu: Als grantiger Opa in einer Ein-Mann-Show im Pantheon. Es ist die Rolle seines Lebens. Die Komik-Legende Karl Dall kommt als "Der Opa" ins Pantheon nach Bonn.

 Farbig und mit Gleitsichtbrille: Karl Dall in seiner neuen Rolle "Der Opa", in der er auch in Bonn gastiert.

Farbig und mit Gleitsichtbrille: Karl Dall in seiner neuen Rolle "Der Opa", in der er auch in Bonn gastiert.

Foto: Oliver Fantitsch

Am Dienstag und Mittwoch, 12. und 13. November, in einer Produktion des Hamburger Schmidt-Theaters unter der Regie von Corny Littmann. Geschrieben hat das ebenso witzige wie rührende Stück der isländische Erfolgsautor Bjarni Haukur Thorsson ("Hi Dad").

Hier ist der General-Anzeiger Bonn, Sie werden bei uns in Bonn auftreten...
Karl Dall: ... ja, im Pantheon, da war ich schon vor Jahren...

Am Bundeskanzlerplatz, direkt gegenüber vom großen Adenauer-Kopf...
Dall: Da erinnere ich mich. In Adenauer habe ich immer einen Indianer gesehen. Damals gab's doch so 'ne Verfilmung von "Lederstrumpf". Der hätte da mitmachen können. Das war von den Politikern her noch eine witzige Zeit. Mittlerweile gibt's ja nur noch die ganzen Gesichtslosen. Oder hat das mit dem Alter zu tun, dass man sich nicht mehr so dafür interessiert?

Da sind wir beim Thema. In Ihrem Ein-Mann-Bühnenstück wird Ihnen von Jüngeren erstmals ein Platz angeboten...
Karl Dall: Ja. Privat ist mir das aber noch nie passiert. Ich steh' noch auf für Jüngere.

Das Stück steht unter dem Motto: Alt werden wollen alle, nur alt sein will keiner?
Dall: Das ist natürlich die Crux. Man will erwachsen und reif werden, aber wenn's dann so weit ist, will das niemand. Was ich aber verlogen finde, ist, wenn Leute sagen: Ach, es ist so schön im Alter. Nein, es ist Scheiße. Ich mache einfach das Beste draus. Ich habe meine Therapie: Ich gehe also abends auf die Bühne, und die Leute gehen mit meinen Problemen nach Hause und zahlen noch Geld dafür.

Zum Opa-Stück. Das ist jetzt kein wirkliches Schmusestück, keine Familienidylle?
Dall: Nein, es ist der normale Wahnsinn, den ich in meiner Senioren-One-Man-Show schildere. Ich will das Wort Comedy nicht benutzen. Das reißt einen so runter. Das Stück stammt aus Island, funktioniert aber auch hier sehr gut. Da steht also ein grantiger Opa auf der Bühne: stimmt. In der letzten Zielgeraden: stimmt auch. Er ist einer, der seine Lebenserfahrung, seine Bitternis rüberbringt. Aber eigentlich möchte ich eine positive Stimmung verbreiten. Dass ältere Leute mit dem, was sie geleistet haben, zufrieden sein und sich noch ein paar schöne Jahre machen sollten.

Spielen Sie da zum Teil auch sich selbst? Sie haben ja eine kleine Enkelin?
Dall: Ja, sicher. Aber ich sage auch, solche süßen Enkelkinder sind nur begrenzt zu ertragen, weil wir Älteren ja gar nicht mehr die Nerven für sie haben. Man sollte sie also jederzeit wieder abgeben können.

Sie sagen, mit 70 sollte man keine Kinder mehr in die Luft schmeißen?
Dall: Ja, weil man mit 'ner Gleitsichtbrille plötzlich zwei Kinder durch die Luft fliegen sieht. Die Chancen stehen dann fifty-fifty, dass man das Kind fängt. Das ist eine lustige Szene.

Sie bieten aber nicht nur Unterhaltung?
Dall: Nein. Ich versuche, das Ganze unterhaltsam zu verpacken. Der Abend ist zu 80 Prozent eine Lachnummer mit meinem ureigenen Humor. Aber ich werde auch sentimental und komme zur Ruhe. Wenn es um Siechtum und Tod geht, fallen auch mir keine Witze mehr ein. Da habe ich die Leute ganz gut im Griff, dass die auch mal zuhören. Ich habe mich ja 45 Jahre dazu verdonnert gefühlt, die Leute zum Brüllen zu bringen. Und jetzt habe ich auf einmal eine kleine Ecke, in der ich sie zur Besinnung bringe. Da bin ich richtig stolz drauf.

Sie waren jetzt sogar in Florian Silbereisens Show. Von den anarchistischen Insterburg & Co-Zeiten in den Siebzigern ein weiter Weg...
Dall: Ja schon. Wir sind ja früher im Musikladen neben den internationalen Poplegenden aufgetreten. Heute gibt es so etwas nicht mehr. In den neuen Volksmusiksendungen war ich ein paarmal. Die sind alle sehr freundlich da. Aber eben auch sehr harmoniesüchtig. Auch bei der Musik ist das heute leider so: Alle werden gleich und gleicher.

Sie selbst hatten sich ja auch eigentlich von der Bühne verabschiedet...
Dall: Ach. Das war so der typisch deutsche voreilige Gehorsam. Ich dachte, ich bin 65, jetzt muss ich auch in den Ruhestand. Für 15 Jahre Schriftsetzer bekomme ich jetzt also 333 Euro Rente. Wenn ich jetzt arrogant wäre, könnte ich sagen, davon gehe ich einmal richtig essen, wobei ich bei der Auswahl des Weins schon aufpassen müsste. Das ist aber nicht der Grund, warum ich wieder auf der Bühne stehe. Ich wollte die eigene Lücke, die ich hinterlassen habe, wieder ausfüllen.

Den Alten gehört die Zukunft, haben Sie letztens gesagt.
Dall: Ein Kalauer. Aber mit diesem Jugendlichkeitswahn etwa in der Werbung, da stimmt doch irgendwas nicht. Denn wenn eine Generation wirklich noch Geld hat, sind es doch die Älteren. Die sollten also nicht so blöd sein, das ihren Erben zu hinterlassen. Die sollten es verballern. Also haut das Geld weg!

Und am besten geht Ihr zuerst noch zu Karl Dall ins Stück...
Dall: Genau.

Info

Karten für die Karl-Dall-Auftritte am Dienstag und Mittwoch, 12. und 13. November, ab 20 Uhr im Pantheon, Bundeskanzlerplatz, gibt es für 28 Euro in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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