Hardtberger Jugendwoche „Ich will junge Leute von den PCs weglocken“

Es dauert nur noch ein paar Tage bis zur mittlerweile 14. Hardtberger Jugendwoche. Seit zwei Jahren kümmert sich Jugendpflegerin Shila Masoumi-Hefzabad vom Bonner Jugendamt um die Organisation. Über die Jugendwoche sprach sie mit Richard Bongartz.

 Die Hälfte ihrer Arbeitszeit sitzt Jugendpflegerin Shila Masoumi-Hefzabad in ihrem Beueler Büro. Ansonsten ist sie im Stadtbezirk Hardtberg unterwegs, für den sie nun die Jugendwoche organisiert hat.

Die Hälfte ihrer Arbeitszeit sitzt Jugendpflegerin Shila Masoumi-Hefzabad in ihrem Beueler Büro. Ansonsten ist sie im Stadtbezirk Hardtberg unterwegs, für den sie nun die Jugendwoche organisiert hat.

Foto: Horst Müller

Warum sollte ich als Jugendlicher unbedingt dabei sein?
Shila Masoumi-Hefzabad: Die Jugendlichen bekommen die Möglichkeit, viele verschiedene Angebote auszuprobieren. Vielleicht bekommen sie dabei neue Impulse und entdecken Interessen, derer sie sich bis dahin gar nicht bewusst waren. Sie sollten jede Chance nutzen. Unsere Zielgruppe liegt dabei von sechs bis 21 Jahren. Wobei das Alter die einzelnen Veranstalter selbst festlegen.

Nennen Sie drei besonders spannende Angebote.
Masoumi-Hefzabad: Die Angebote sind sehr vielfältig und jedes ist auf seine Art interessant und toll. Ich kann keines besonders herausstellen. Alle Anbieter sollten dieselbe Wertschätzung erhalten, da sie sich sehr engagiert haben.

Wieso ist die Hardtberger Jugendwoche aus dem Stadtbezirk nicht mehr wegzudenken?
Masoumi-Hefzabad: Sie ist eine Tradition geworden, habe sie vor zwei Jahren von Lou Krahnke übernommen. Vielleicht steckt bei der Organisation schon etwas Routine drin. Doch, wie gesagt, die Woche ist eine Chance für die Jugendlichen, aber auch die Einrichtungen, die so vielleicht neue Besucher gewinnen können. Da kommen ja auch immer neue. Wer vor 14 Jahren schon mitgemacht hatte, ist heute erwachsen.

Wie organisiert man solch ein Angebot mit so vielen Beteiligten?
Masoumi-Hefzabad: Die Woche muss zunächst immer im November im Jugendhilfeausschuss beantragt werden. Dann geht ein Anmeldeformular an mehr als 100 Einrichtungen. Ich arbeite eng mit Thomas Uhlich von der Bezirksverwaltungsstelle zusammen, der auch die Kontakte herstellt. Diesmal machen etwa zwanzig von ihnen mit, es gibt im Programm rund 40 Angebote. Wir geben da nichts vor, achten nur darauf, dass es kinder- und jugendgerecht ist.

Lohnt sich der Einsatz überhaupt? Haben Jugendliche heute denn nicht nur Mobiltelefon, Youtube, Chatten und ihre Spielekonsole im Kopf?Masoumi-Hefzabad: Er lohnt sich. Bei uns haben die Kinder und Jugendlichen Gelegenheit, außerhalb der Schule miteinander in Kontakt zu kommen. Das Glas ist immer halb voll oder halb leer.

Was meinen Sie damit?
Masoumi-Hefzabad: Ich sehe alles positiv. Ich hoffe, die jungen Leute von den PCs weglocken zu können. Es gibt solche und solche, einige sind kreativer und interessierter als andere. Dieser Unterschied existiert immer. Deshalb bin ich gegen das Klischee, dass sich alle nur mit Computern beschäftigen. Viele gehen aber auch sehr geschickt damit um. Das sehe ich bei den heutigen Anforderungen nicht als Nachteil. Aber nur wenn die Jugendlichen auch andere Angebote erhalten, können sie lernen, sich nicht nur auf die Technik zu konzentrieren, sondern auch auf die Menschen.

Es war also früher nicht alles besser…
Masoumi-Hefzabad: Aus meiner Sicht nicht. Aber es war damals auch eine andere Welt. Wir vergessen allzu schnell, wie wir als Kinder und Jugendliche selbst getickt haben.

Was reizt sie an der Arbeit mit und für Jugendliche?
Masoumi-Hefzabad: Als ich anfing, Pädagogik zu studieren, dachte ich: Wenn ich es schaffe, nur ein Leben positiv zu beeinflussen, dann bin ich zufrieden. Ich denke, die Arbeit gibt mir den Raum für diesen Vorsatz, in Bonn und im Hardtberg. Ich bin mit Leib und Seele Pädagogin.

Wird insgesamt für Jugendliche genug getan?
Masoumi-Hefzabad: Ich hoffe es. Wir sind sehr bemüht und engagiert. Deshalb bin ich stolz, dass ich dabei bin.

Was sollten sich Erwachsene an ihrem Umgang mit jungen Menschen zu Herzen nehmen?
Masoumi-Hefzabad: Mehr Verständnis haben. Sie sollten sie nicht nur fordern, sondern ihnen auch etwas anbieten. Ich hoffe, viele denken und handeln so.

Was ist Ihre schönste Kindheitserinnerung?
Masoumi-Hefzabad: Ich hatte im Alter von drei Monaten Kinderlähmung und bin behindert. Die schönste Erinnerung ist deshalb, dass ich mit den anderen Kindern damals spielen durfte, auch wenn ich nicht mit ihrem Tempo – etwa beim Fangen – mithalten konnte. Ich war dankbar, meine Kindheit so erleben zu können. Deshalb befürworte ich heute Inklusion, aus meiner Sicht ein Menschenrecht. Jeder sollte willkommen sein. Das ist meine persönliche Überzeugung.

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