Wirtschaft in Bonn/Rhein-Sieg IHK fordert Strategiewechsel im Kampf gegen Corona

Bonn · Die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg kritisiert die Corona-Entscheidungen der Bundesregierung und fordert Strategiewechsel und Öffnungsperspektiven für Handel und Wirtschaft.

 Bei der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg sorgen die Entscheidungen der Bund-Länder-Konferenz für Unverständnis.

Bei der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg sorgen die Entscheidungen der Bund-Länder-Konferenz für Unverständnis.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit Unverständnis hat auch die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg am Dienstag auf die Entscheidungen der Bund-Länder-Konferenz reagiert, zu der auch die erneute Schließung des Einzelhandels ab nächsten Montag zählt. 

„Die Entscheidungen der Bundeskanzlerin und der Länderchefs sind nicht geeignet, das Vertrauen der Wirtschaft in eine besonnene Pandemie-Politik auf- oder auszubauen. Dem Land zwei zusätzliche Ruhetage zu verordnen, geht jetzt zu weit. Viele Unternehmen sind so gut organisiert, dass Corona-Infektionen dort keine Chance haben“, kritisiert IHK-Präsident Stefan Hagen. Es sei zudem unverständlich, dass diese Unternehmen nun Ruhetage einhalten müssen. „Das alles kostet die ohnehin gebeutelten Unternehmen doch noch einmal zusätzliches Geld, das sie nicht mehr haben.“ Viele Unternehmen stünden vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch. Die Industrie- und Handelskammer spricht sich in ihrer Presseerklärung deshalb für einen Strategiewechsel bezüglich der Corona-Regeln für die Wirtschaft aus. „Statt eines fortgesetzten Lockdowns und möglicher Notbremsen brauchen Wirtschaft und Unternehmen endlich Öffnungsperspektiven, die belastbar und planbar sind sowie endlich einen Weg aus der Wirtschaftskrise weisen“, so Hagen. Natürlich registriere man die steigenden Inzidenzwerte und verstehe auch die Sorgen vor einer weiteren Ausbreitung des Virus. „Wir müssen aber zugleich die Schäden im Blick haben, die durch den fortwährenden Lockdown entstehen. Der Fokus auf die Inzidenzwerte allein reicht nicht aus.“

So habe die regionale Wirtschaft seit rund einem Jahr vielfältige Anstrengungen zu Hygiene- und Abstandsregelungen unternommen und sei kein Treiber des Ansteckungsgeschehens. Ferner seien viele Unternehmen bereit, mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung und Selbst- und Schnelltests für Mitarbeitende einen weiteren Beitrag zur Verhinderung weiterer Infektionen zu leisten: Dazu gehörten aber auch genügend Tests und mehr Impfungen.

„Strategien für die Wirtschaft“

IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille fordert „dringend Strategien für die Wirtschaft“, die es Einzelhandel, Gastronomie und Hotellerie, aber auch der Veranstaltungs- und Kulturwirtschaft erlaubten, trotz Corona ihren Geschäften wieder nachzugehen: „In der Kombination von Schnelltests und digitalen Applikationen, die den negativen Schnelltest bestätigen, müssen wir es in einer gemeinsamen Anstrengung möglich machen, dass getestete Personen die Chance erhalten, in Geschäfte oder Restaurants zu gehen. Getestete treffen dann nur noch auf Getestete.“ Es sei nicht länger hinnehmbar und wirtschaftlich zu vertreten, dass Bund, Länder und Kommunen die Schließung vieler Betriebe aus gesundheitspolitischen Gründen anordneten und damit die gewerbliche Betätigung der Betriebe massiv einschränkten.

Hagen verweist unter anderem auf das Beispiel von Tübingen, wo durch eine ausgedehnte Teststrategie Lockerungen ermöglicht werden sollen. „Wir verfolgen die Entwicklung in Tübingen mit Aufmerksamkeit und würden einen solchen Modellversuch für Bonn etwa auch unterstützen“, so Hagen.

Die IHK hat zur Pandemie eine Resolution herausgegeben, die auf ihrer Webseite unter www.ihk-bonn.de zu finden ist.

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