Fachwerkensemble Im „Burghof“ in Kessenich den Traum vom Wohnen erfüllt

Kessenich · Simone Düllmann-Peckert und Marcel Butin haben ein Fachwerkensemble an der Burbacher Straße in Kessenich restauriert und sich ihren Traum vom Wohnen erfüllt.

 Die alte Scheune wurde entkernt und wird bald als Wohnküche eingerichtet sein und den Übergang in den neu angebauten Wintergarten bilden.

Die alte Scheune wurde entkernt und wird bald als Wohnküche eingerichtet sein und den Übergang in den neu angebauten Wintergarten bilden.

Foto: Stefan Hermes

„Ich bin hier schon als 17-Jähriger mit dem Mokick aus Godesberg vorbeigefahren“, sagt Marcel Butin, „hatte durch die Hoftür geguckt und gedacht, so möchtest du mal wohnen“. Nun wird es nur noch wenige Tage dauern, bis Butins Lebensgefährtin Simone Düllmann-Peckert in die von beiden „Burghof“ genannte kleine Hofanlage an der Burbacher Straße 155 mit ihren Töchtern einzieht und Marcel Butin ihr folgt. Dann wird sich für den heutigen Betriebswirtschafts-Dozenten an den Fachhochschulen in Bad Honnef und Brühl und die Marketingfachfrau eines Bonner Wirtschaftsverlages ihr Wohntraum erfüllt haben. Auf einer Grundfläche von mehr als 1300 Quadratmetern und in zwei Häusern, die mit diversen Anbauten, Verbindungen und Verwinklungen zusammen einen Hof bilden, werden Düllmann-Peckert und Butin erstmals unter einem Dach oder besser mehreren Dächern wohnen.

Viele der älteren Kessenicher werden sich noch an Elli Schmitz erinnern können, die zu Zeiten, als Marcel Butin den Hof als Jugendlicher entdeckte, noch dort wohnte. Ihrer Familie gehörten seit Generationen die Ländereien, die bis in das Wasserland reichten. Heute weiß keiner die Hofanlage genau zu datieren. Es gibt nur wenige historische Daten dazu. Das straßenseitige Fachwerkhaus dürfte aus dem 18. Jahrhundert stammen, weitere Gebäude können durchaus hundert Jahre später hinzugekommen sein. Vor mehr als drei Jahrzehnten verkaufte Schmitz ihren Hof an einen Mediziner, dessen Vater dort nach 25 Jahren auf sein lebenslanges Wohnrecht verzichtete, nachdem der Denkmalschutz dem Eigentümer eine Restauration empfahl, da die Gebäude sichtbar vom Verfall bedroht waren. Weitere acht Jahre, die nur der weiteren Zerstörung dienlich waren, blieben die Gebäude unbewohnt.

2015, das heutige Eigentümerpaar kam spät abends nach Hause und Butin sah gewohnheitsgemäß noch einmal auf eine Immobilienseite im Internet, als er seiner Frau zurief, „Guck mal, hier ist der Hof, den wir schon immer bewundert haben!“. „Den nehmen wir! Schreib sofort hin“, war die spontane Reaktion von Simone Düllmann-Peckert. Doch der Weg über den Makler brauchte noch Zeit. Unter den vielen Interessenten bei der Besichtigung musste sich Butins beherzte Spontanreparatur eines Fallrohrs, das augenscheinlich jahrelang einen Kellerraum flutete, bei dem Makler derart positiv eingeprägt haben, dass er den Zuschlag bekam.

Erfahrungen mit Altbausanierungen

Wer sich so fachkundig um das verwahrloste Objekt kümmern konnte, würde auch mit größeren Problemen fertig werden, muss der Makler gedacht haben. Natürlich kam auch all das Unvorhergesehene auf die neuen Besitzer zu, das manch einen potenziellen Käufer abgeschreckt hatte. Da waren Wände mit Blechen verkleidet, um die Feuchtigkeit draußen zu halten. Holzbalken wurden freigelegt, die zu Staub zerfielen. Hätte Butin nicht schon Erfahrungen mit Altbausanierungen im Denkmalschutz gemacht, wäre es sicher zu Enttäuschungen gekommen. Für das Paar muss jedoch schon weit im Voraus die Maxime gegolten haben, dass es für alles eine Lösung gibt.

Wo selbst Handwerker und Architekten scheiterten, recherchierten Düllmann-Peckert und Butin im Internet und fanden Wege, Altes zu bewahren und mit Hightech zu verbinden. So konnten in guter Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz neue Bauteile eingebracht und Veränderungen herbeigeführt werden, die ein zeitgemäßes Wohnen überhaupt erst möglich werden ließen.

Die historische Anmutung ist geblieben und in der nahezu als „minimalistisch“ zu bezeichnenden Formensprache der Um- und Einbauten ist an der Burbacher Straße ein kleines Juwel entstanden, das auch in den nächsten hundert Jahren noch seine Bewunderer finden wird.

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