Internationales Paralympisches Komitee "Im wahren Geist der Sportlichkeit"

BONN · Das Internationale Paralympische Komitee organisiert von Bonn aus die Weltspiele des Behindertensports. Sir Philip Craven übernimmt als Präsident die Leitung.

 Xavier Gonzalez, der die IPC-Geschicke in Bonn leitet, an seinem Schreibtisch.

Xavier Gonzalez, der die IPC-Geschicke in Bonn leitet, an seinem Schreibtisch.

Foto: LEIF KUBIK

Sir Philip Craven war schon gut in seinem Sport, als der noch gar nicht olympisch war. Oder besser gesagt paralympisch: Der Brite wurde mit der Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft des Vereinigten Königreichs bereits im Jahr 1973 Weltmeister - zwei Jahre später errang er mit seiner Mannschaft die Bronzemedaille. Außerdem gewann er zweimal EM-Gold und einmal EM-Silber und war 1970 bei den Commonwealth Games siegreich mit seinem Team.

Beste Voraussetzungen also, die Leitung des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) zu übernehmen. Craven ist als Präsident wegen seiner internationalen Verpflichtungen jedoch nur selten in Bonn. Am 22. September 1989 in Düsseldorf gegründet hat der Zusammenschluss internationaler Behindertensportverbände seit 1997 seinen offiziellen Sitz in der Adenauerallee.

Was sind die Hauptaufgaben des IPC?

Im Paralympischen Eid versprechen die Athleten, dass sie sich "im wahren Geist der Sportlichkeit" für den Ruhm des Sports und die Ehre ihrer Mannschaft einsetzen. "Ich würde zwar andere Worte wählen", lächelt Xavier Gonzalez, der als Chief Executive Officer die Geschicke der Organisation in Bonn leitet, "aber im Prinzip ist auch das Teil unserer Aufgaben."

Das IPC ist der Dachverband der Paralympischen Bewegung. "Wir organisieren als internationaler Verband neben den Paralympischen Sommer- und den Paralympischen Winterspielen auch die Weltmeisterschaften in zehn Sportarten sowie viele andere Wettbewerbe", erläutert Gonzalez weiter. Die Bandbreite reicht von der Behinderten-Ski-WM über Sledge Eishockey bis zum Rollstuhltanz.

Warum und für wen ist diese Arbeit wichtig?

Das IPC unterstützt mit seinen Mitarbeitern die Paralympische Bewegung und deren Bemühungen um die Förderung des Inklusions-Gedankens durch Sport. "Unsere Arbeit ist daher nicht nur für die Athleten mit Behinderung von Bedeutung, die sich während der Spiele mit anderen messen wollen, sondern übt einen Einfluss auf die gesamte Gesellschaft weltweit aus", meint Gonzalez.

Wo liegt der Schwerpunkt der Arbeit im Moment?

Bis zu den Spielen in Brasilien ist es nur noch ein gutes Jahr: Vom 7. bis 18. September 2016 werden die Paralympics in Rio de Janeiro ausgetragen. "Unser Fokus richtet sich daher Tag für Tag stärker auf die Spiele in Südamerika." Aber als internationaler Dachverband richtet man beim IPC in diesem Jahr auch noch von den zehn betreuten Sportarten ganze sieben Weltmeisterschaften aus:

"Das hält uns ganz schön in Trab - das Team muss ja ständig Kontakt zu den Organisationskomitees halten, um eine möglichst perfekte Veranstaltung für unsere Athleten auf die Beine zu stellen", sagt Gonzalez. Und dann gibt es noch die "Parapan American Games" in diesem Jahr, mit denen man nicht nur einen wichtigen Schritt Richtung Rio tut, sondern auch den Einfluss der Paralympioniken in der Neuen Welt steigern will.

Die Veranstaltung folgt alle vier Jahre auf die Panamerikanischen Spiele, eine Art Miniolympiade für den amerikanischen Kontinent. Und "ganz nebenbei" beanspruchen die Sportfunktionäre auch noch die "Agitos Foundation": Deren Vision ist es, den Behindertensport vom Breitensport zum Spitzensport zu entwickeln: "Damit wollen wir dazu beitragen, unsere Vision einer inklusiven Gesellschaft voranzubringen", so Gonzales.

Wer finanziert die Arbeit?

Fast 50 Prozent der Gelder stammen aus den Einnahmen der Paralympischen Spiele. Das IPC erhält im Austausch für die Vergabe der Vermarktungsrechte an die lokalen Organisationskomitees eine feste Vergütung. "Zudem werden wir von unseren Sponsoren unterstützt", erläutert der CEO weiter.

Warum ist das IPC in Bonn?

Als das Paralympische Komitee nach einer Heimat für sein neues Hauptquartier Ausschau gehalten hat, war Bonn eine von sechs Bewerberstädten: Neben der deutschen Bundesstadt standen noch Oslo, Colorado Springs und Madrid zur Auswahl - Frankreich war neben Paris noch mit der Stadt Ferney-Voltaire bei Genf im Rennen.

"Bonn hatte die attraktivste Bewerbung und so entschied sich die Generalversammlung 1997 in Sydney, den Sitz der Organisation an den Rhein zu verlegen", sagt Gonzales freudig lächelnd. Nach 15 Jahren fühlt man sich in der behindertengerecht umgebauten Doppelvilla am Bundeskanzlerplatz offenbar gut aufgehoben.

Sie haben nationale oder internationale Bedeutung und komplizierte Namen: Bonn ist Standort vieler Institutionen, Bundesämter und Forschungseinrichtungen. Unter dem Motto "Was macht eigentlich...?" nimmt der GA sie unter die Lupe. Als nächstes stellen wir das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) vor. Alle Folgen zum Nachlesen auf www.ga.de/Institutionen

Steckbrief

Adresse: Adenauerallee 212/214

Seit wann in Bonn: 1989 gegründet, seit 1999 in Bonn

Mitarbeiter: 74 (Stand April 2015)

Leitung: Sir Philip Craven (Präsident), Xavier Gonzalez (CEO)

Berufsgruppen: Sport- und Eventmanager, Wirtschafts-, Sport- und Medienwissenschaftler sowie weitere Dienstleistungsberufe

Jahresbudget: 12,5 Millionen Euro

Finanziert durch: Einnahmen aus Vermarktungsrechten , Sponsorengelder, Zuschüsse des IOC, Mitgliedsbeiträge und Sportveranstaltungen

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