Jugendzentrum Auerberg "Im Winter zu kalt, im Sommer zu heiß"

Auerberg · Dass die wärmeren Tage endlich kommen, wünscht sich wohl derzeit jeder, ganz besonders aber die Kinder und Jugendarbeiter im städtischen Jugendzentrum (JZ) Auerberg. "Im Winter ist es schon ziemlich kalt, vor allem, wenn man von einem Raum in den anderen gehen will", sagt Ezgi. Fast jeden Nachmittag trifft sich die 13-Jährige hier mit ihren Freundinnen.

 Spielen im Provisorium: Fast jeden Nachmittag sind die Schüler im Jugendzentrum Auerberg. Wollen sie von einem Raum in den anderen, müssen sie durch den Innenhof.

Spielen im Provisorium: Fast jeden Nachmittag sind die Schüler im Jugendzentrum Auerberg. Wollen sie von einem Raum in den anderen, müssen sie durch den Innenhof.

Foto: Marcel Dörsing

Wenn die Schülerinnen, die täglich die Einrichtung an der Stockholmer Straße besuchen, von der Küche in den Aufenthaltsraum gehen wollen, müssen sie nach draußen und den nur mit einem Vordach geschützten Containerhof überqueren. Der Gang auf die Toilette ist bei Regen nicht trockenen Fußes zu erledigen. "Wenn Sie zwei bis drei Monate allein auf die kleinen Räume angewiesen sind, wird man schon mal ungeduldig", sagt Yvonne Makarenko-Thesing, Leiterin der Einrichtung. "Im Winter ist es zu kalt und im Sommer ist es zu heiß", fasst sie das Problem zusammen.

Ein ganzes Jahrzehnt lang existiert das städtische Jugendzentrum nun schon als ein provisorischer Containerbau. Im vergangenen Sommer hatte die Einrichtung 10-jähriges Bestehen. "Gefeiert haben wir das Jubiläum nicht", sagt Makarenko-Thesing. Als sie vor acht Jahren ihre Tätigkeit in Auerberg begonnen hatte, habe es geheißen, die Unterbringung sei nur eine vorübergehende Lösung.

"Seitdem hoffen wir, dass sich etwas ändert und wir geben die Hoffnung nicht auf." Für die Jugendlichen, von denen viele aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, sei es wie ein Zuhause, so Makarenko-Thesing. Hier können sie ihre Freizeit selber gestalten, können jemandem ihre Sorgen anvertrauen, wenn sie Probleme in der Schule oder mit den Eltern haben. Nicht zuletzt fänden sie Hilfe bei Hausarbeiten und eine ordentliche Mahlzeit.

Die Einschätzung, dass sich an der wohnlichen Situation des Jugendzentrums etwas ändern muss, teilen auch Stadtjugendpfleger Peter Bröxkes und Christina Bertram-Mayer vom Amt für Kinder, Jugend und Familie, dem Träger der Einrichtung. Der Bedarf sei in der Haushaltsberatung angemeldet worden, sagt Bröxkes. Aber die Gelder seien schlichtweg nicht vorhanden.

"Wir müssen mit den Mitteln auskommen, die uns zur Verfügung gestellt werden." 20 bis 30 Kinder nutzen täglich das Jugendzentrum Auerberg. "In Tannenbusch, ein Jugendzentrum mit ähnlich sozial belastetem Umfeld, aber mit einem festen Haus - besuchen rund 150 Jugendliche die Einrichtung", erklärt Bertram-Mayer. Der Vergleich zeige, was vielleicht auch in Auerberg möglich wäre.

Nach einem Gebäude, das das Jugendzentrum in der Umgebung aufnehmen könnte, habe man gesucht, aber nichts Geeignetes gefunden. "Der Standort hier neben der Grundschule und der LEG-Siedlung ist außerdem ideal", sagt Bertram-Mayer. "Es muss ein richtiges Haus her". Doch mit der Finanzierung eines Neubaus alleine sei es nicht getan. "Angenommen, es kämen danach 60 bis 80 Kinder, bräuchte man auch mehr Personal", so Bröxkes. Bisher sei das Jugendzentrum mit drei Betreuern ausreichend besetzt.

CDU-Stadtverordneter Helmut Maiwaldt, der seit längerer Zeit die Unterbringung des JZ in einer "Blechbüchsen-Ansammlung" kritisiert, räumt ein, dass man die finanziellen Mittel nicht einfach aus dem Ärmel schütteln könne. Allerdings meint der Ratsherr: "Die Verwaltung schiebt so etwas gerne auf die Politik. Ich wünsche mir ein klares Statement, in dem die Verantwortlichen ein Konzept zur Jugendarbeit in Auerberg vorlegen und begründet Stellung zur Bedeutung des JZ beziehen."

Einen entsprechenden Antrag stellte er bereits im September letzten Jahres. Mit ersten Ergebnissen der von allen Fraktionen beschlossenen Konzeptionierung der Jugendarbeit in Auerberg rechnet er in diesem Herbst.

Trotz allem gefällt es Ezgi und ihren Freundinnen Awesta, Halima, Jasmin und Selin in ihrem Jugendzentrum. Gemeinsam können sie hier kochen, quatschen, Musik hören und singen. Auch Tanzen gehört zu der Lieblingsbeschäftigung der acht- bis 13-jährigen Mädchen, "dazu ist hier aber eigentlich nicht genug Platz", sagt eine von ihnen.

Ändern würden sie an ihrem Jugendzentrum nichts, außer einer Sache: "Wir wünschen uns ein festes Haus mit mehreren Räumen."

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