Klimaprojekt In Bad Godesberg steht die erste begrünte Haltestelle Bonns

Bonn · Das Kölner Unternehmen Ströer und die Stadt haben einen Unterstand am Bad Godesberger Bahnhof bepflanzt. Jetzt sollen weitere folgen.

 Stellen das Projekt in Bad Godesberg vor: (v.l.) Alexander Stotz, Ashok Sridharan und Anja Wenmakers.

Stellen das Projekt in Bad Godesberg vor: (v.l.) Alexander Stotz, Ashok Sridharan und Anja Wenmakers.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer an der Bushaltestelle Bad Godesberg Bahnhof/ Löbestraße seinen Blick nach oben richtet, wird sich wohl verwundert fragen, warum das Haltestellenhäuschen mit Pflanzen bedeckt ist. Es handelt sich dabei nicht um eine Laune der Natur – sondern vielmehr um ein Begrünungsprojekt des Kölner Werbeunternehmens Ströer. Im Rahmen einer Kooperation unter dem Titel „Smart City Partnerstadt“ mit der Stadt Bonn sollen künftig weitere Projekte erprobt werden, die die biologische Vielfalt erhöhen und im Umgang mit dem Klimawandel helfen sollen.

„Heute können wir zwei Ziele Bonns miteinander verbinden“, erklärt Oberbürgermeister Ashok Sridharan, „nämlich Nachhaltigkeit und das Ziel, Smart City zu werden.“ Unter dem Begriff „Smart City“ versteht Sridharan eine Stadt, die Vorreiter beim Thema Digitalisierung ist, aber auch eine Stadt, in der ein gesundes Stadtklima mit möglichst wenig Emissionen herrscht. „Es ist eine Stadt, in der sich die Menschen wohlfühlen“, so der Oberbürgermeister.

Sowohl Stadt als auch das Unternehmen Ströer betonen, dass es bei der Kooperation vor allem darum gehe, verschiedene Ansätze auszuprobieren. „Wir sind immer auf der Suche nach sinnvollen Lösungen für Städte“, sagt der Geschäftsführer Ströers, Alexander Stotz. Durch die Möglichkeit, solche Lösungen nun in Bonn zu testen und umzusetzen, bekomme seine Firma auch die Chance, ihre Lösungen anderen Städten zu präsentieren. „Wir haben die Möglichkeit, die Projekte anderen Städten und Verkehrsunternehmen zu zeigen“, betont auch Anja Wenmakers, Geschäftsführerin von SWB Bus und Bahn.

 Für die Begrünung der Haltestelle wählte Ströer zwölf verschiedene Pflanzenarten aus der Gruppe der Sedume. Charakteristisch für Pflanzen dieser Gruppe sind ihrer dickfleischigen Blätter, in denen die Pflanzen Wasser speichern. Durch Verdunstung kühlen die Pflanzen die Luft. Dadurch, dass zwölf verschiedene Arten gepflanzt wurden, bietet die Haltestelle Insekten über einen langen Zeitraum des Jahres Nahrung. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Pflanzen sehr pflegeleicht sind. Für Wenmakers stellen begrünte Haltestellen auch ein optisches Highlight dar: „Sie sind ein Farbtupfer im Stadtbild.“

Ein Problem der Dachbegrünung ist jedoch ihr Gewicht. Mit Wasser vollgesogen wiegt die begrünte Fläche 50 Kilogramm pro Quadratmeter – ein Gewicht, was derzeit nur 19 der insgesamt 420 Wartestellenhäuschen in Bonn aushalten würden. Die verbliebenen 18 sollen jetzt nach und nach ebenfalls begrünt werden. Nicht überall in der Stadt sei jedoch eine Begrünung vonnöten, so Stotz. „Es geht hauptsächlich um den innerstädtischen Sektor, der meist besonders versiegelt ist.“ Außerdem solle man die Begrünung auch als Zeichen und Anreiz für Privatpersonen verstehen, selbst für mehr Grün in der Stadt zu sorgen.

Diese Wirkung erhofft sich auch die Stadt. Entsprechende Fördergelder, zum Beispiel für die Begrünung von Dächern oder Fassaden, können Privatpersonen über ein vom Rat beschlossenes Förderprogramm voraussichtlich ab Mitte 2021 beantragen. „Wir hoffen, damit sowohl das Mikroklima, aber insgesamt auch das Makroklima der Stadt verbessern zu können“, sagt Oberbürgermeister Sridharan.

Die genauen Kosten der Begrünung des Wartehäuschens in Bad Godesberg hält das Unternehmen Ströer geheim. Stotz sagt lediglich, dass es sich um mehrere tausend Euro handele. Wer die Kosten der zukünftigen Projekte der Kooperation trage wird, ist noch unklar. Darüber müsse dann verhandelt werden. „Wir wollen aber weiter investieren“, verspricht der Geschäftsführer.

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