Zweiter Urnengang wieder möglich In Bonn gab es seit 1999 erst eine Stichwahl

BONN · Wenn am Wahlsonntag keiner der Oberbürgermeister-Kandidaten die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen erzielt, also über 50 Prozent kommt, gibt es zwei Wochen später, am 27. September, eine Stichwahl zwischen den beiden erstplatzierten Bewerbern.

Unter Experten gilt es als ziemlich sicher, dass es in Bonn zu einer Stichwahl kommen wird. Zumal die beiden Kandidaten von CDU und SPD, Ashok-Alexander Sridharan und Peter Ruhenstroth-Bauer, nach einer im Auftrag des General-Anzeigers kürzlich durchgeführten Dimap-Umfrage mit jeweils 19 Prozent gleichauf lagen. Allerdings waren noch 52 Prozent der Befragten unentschlossen oder kannten die Kandidaten nicht - es kann sich also noch viel verändern. Die Grünen setzen jetzt darauf, dass ihre Wählerklientel wegen der Möglichkeit einer Stichwahl auf jeden Fall im ersten Wahlgang ihrem Kandidaten Tom Schmidt ihre Stimmen gibt.

Seit der Einführung der Direktwahl der Oberbürgermeister beziehungsweise der Bürgermeister sowie der Landräte 1999 in NRW ist es in Bonn bislang erst einmal zur Stichwahl gekommen. Damals trat für die CDU der einstige Landtagsfraktionschef Helmut Stahl gegen die amtierende, 1994 noch vom Stadtrat gewählte OB Bärbel Dieckmann (SPD) an. Das Kuriose: Stahl hatte im Hauptwahlgang die Nase vorn, lag aber mit 47,6 Prozent nur knapp vor Dieckmann, die auf 45,2 Prozent kam. Bei der Stichwahl drehte sich das Blatt: Dieckmann kam auf 51,4 Prozent, Stahl nur auf 48,6. Die Grünen hatten ihre Mitglieder zur Unterstützung Dieckmanns in der Stichwahl aufgerufen. Die eigene Kandidatin Dorothea Paß-Weingartz war im ersten Wahlgang nur auf 2,8 Prozent gekommen.

Die FDP, die mit ihrem Kandidaten Werner Hümmrich nur 1,9 Prozent erzielt hatte, ließ ihrer Klientel die Entscheidung offen. Diesmal verzichten die Liberalen erstmals auf einen eigenen OB-Bewerber. Die Kreismitgliederversammlung hat sich für eine Unterstützung des CDU-Kandidaten ausgesprochen.

2004 schlug Dieckmann ihre CDU-Kontrahentin Pia Heckes auf Anhieb im Hauptwahlgang deutlich mit 56,8 Prozent. Heckes erhielt gerade einmal 31,06 Prozent. Immerhin kam die erneut für die Grünen ins Rennen geschickte Paß-Weingartz auf fast fünf Prozent.

2007 schaffte die schwarz-gelbe Landesregierung die Stichwahl ab. Man wollte der Wahlmüdigkeit in den Kommunen begegnen, hießt es als Grund. SPD und Grüne warfen der CDU dagegen vor, mit der Abschaffung der Stichwahl eigene Bewerber stärken zu wollen. In der Bundesstadt profitierte allerdings SPD-Kandidat Jürgen Nimptsch von der neuen Regelung, als er 2009 seinen CDU-Gegner Christian Dürig mit knapp 41 Prozent zu 35,5 Prozent schlug und ohne absolute Mehrheit Rathauschef wurde. Nach dem Regierungswechsel beschloss 2011 die rot-grüne Mehrheit im Düsseldorfer Landtag die Wiedereinführung der Stichwahl.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort