Verkehr in Bonn und der Region In Bonn gibt es immer mehr Verkehrsunfälle

Bonn · Radfahrer sind in Bonn besonders gefährdet. Das zeigt die aktuelle Verkehrsunfallstatistik von 2016. Der Rhein-Sieg-Kreis ist im NRW-Vergleich aber eine sichere Region.

Obwohl die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Zuständigkeitsbereich des Bonner Polizeipräsidiums deutlich gestiegen ist, gab es weniger Verkehrstote, verunglückte Kinder und schwerwiegende Sachschäden als zuvor. Zurückzuführen sei die dennoch angestiegene Zahl auf die vermehrten "Blechschäden", also Bagatellunfälle im Straßenverkehr. Das erklärte das Polizeipräsidium Bonn in seiner nun veröffentlichten Verkehrsunfallentwicklung 2016.

Zum Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums zählen die Bundesstadt Bonn und die linksrheinischen Städte Bornheim, Rheinbach, Meckenheim sowie die Gemeinden Swisttal, Alfter und Wachtberg. Hinzu kommen im Rechtsrheinischen die Städte Bad Honnef und Königswinter.

Die wichtigsten Ergebnisse der Statistik sind die Rückgänge und Zunahmen in der Unfallstatistik. Positiv entwickelt haben sich die Aufklärungsquote bei Unfällen mit Fahrerflucht, bei denen Personen zu Schaden gekommen sind, und die Zahl an Unfällen auf Schulwegen. Hier sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Allerdings ist die Zahl der Verkehrsunfälle insgesamt gestiegen. Dabei kamen mehr Personen zu Schaden als zuvor. Die Zahl der verunglückten Fahrradfahrer und Senioren hat sich ebenfalls erhöht. 2016 zählte die Polizei über 17.000 Unfälle, das ergibt eine Steigerung von rund drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bei etwa 2000 Fällen waren verunglückte Personen beteiligt.

Radfahrer sind besonders gefährdet

Besonders auffällig ist die höhere Zahl verunglückter Radfahrer in der Verkehrsunfallstatistik für Bonn. Zwar hatten sich die Zahlen im Jahr 2015 zunächst verringert, im vergangenen Jahr stiegen sie jedoch wieder an. 2016 war fast jeder dritte Verletzte im Straßenverkehr (745) auf einem Fahrrad unterwegs. Bei den Schwerverletzten stiegen die Zahlen sogar um 40 Prozent: 2015 wurden 82 Fahrradfahrer schwer verletzt, 2016 waren es 115.

Auch die Zahl der verunglückten Fußgänger ist auf 291 (plus elf Prozent) gestiegen – davon 45 Schwer- und der Rest Leichtverletzte. Die Anzahl von verunglückten Pkw-Insassen ist hingegen stark gesunken. Mit 962 Fällen wurden im vergangenen Jahr 72 Personen weniger verletzt als zuvor. Zum ersten Mal seit zehn Jahren wurde keiner getötet.

Insgesamt verzeichnete die Polizei im Jahr 2016 sieben Unfalltote (minus 40 Prozent). Fünf Radfahrer, ein Pedelecfahrer, ein Motorradfahrer und ein Fußgänger kamen ums Leben. Sie waren zwischen 59 und 78 Jahren alt.

Laut Polizeistatistik bewegt sich die Zahl der Verkehrsunfallfluchten auf Vorjahresniveau: 4376 Fälle gab es insgesamt, davon 233 mit verletzten Personen. Das bedeutet, dass sich fast jeder vierte Unfallverursacher vom Tatort entfernt. Die Aufklärungsquote insgesamt liegt weiterhin bei etwa 46 Prozent, die Erfolgsquote für Fälle mit Schwerverletzten konnte sogar um fast sieben Prozent gesteigert werden.

Bonn schneidet im Landesschnitt positiv ab

Im NRW-Vergleich liegen die Bonner Unfallzahlen deutlich unter dem Landesschnitt. Während in Bonn auf 100.000 Einwohner etwa 3000 Unfälle kommen, sind es im NRW-Schnitt mehr als 3500. Zudem starben auf den NRW-Autobahnen im vergangenen Jahr 80 Personen, das ist ein Drittel mehr als im Jahr 2015. Insgesamt wurde 2016 in NRW alle 17 Stunden ein Mensch im Straßenverkehr getötet.

Das Ministerium für Inneres und Kommunales (NRW) hat für Ende März gezielte Kontrollen auf Autobahnen angekündigt. Innenminister Jäger warnt vor "drei Todsünden auf der Autobahn: zu hohe Geschwindigkeit, Ablenkung und zu geringer Sicherheitsabstand." Vor allem der Blick aufs Smartphone stelle eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Jäger fordert deshalb strengere Gesetze für den Straßenverkehr.

Ein Blick auf die repressiven Maßnahmen gegen Hauptunfallursachen zeigt, dass diese Wirkung entfalten. 2016 wurden in NRW rund 1335 Geschwindigkeitsverstöße weniger geahndet als 2015. Auch Präventiv-Aktionen wie Crash-Kurse und Verkehrssicherheitstage zeigen Erfolge. Ein deutlicher Anstieg ist hingegen bei der Nutzung von Mobiltelefonen am Steuer zu verzeichnen. Um dagegen vorzugehen, ist 2016 eine landesweite Kampagne angelaufen. „Nicht im Auto online, sonst bist du für immer offline“, heißt der Slogan.

Rhein-Sieg-Kreis ist eine der sichersten NRW-Regionen

Die Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für 2016 der Kreispolizeibehörde begann zunächst mit einer Fehlerkorrektur für das Jahr 2015. „Über die außergewöhnlich niedrige Unfallzahl 2015 haben wir uns leider etwas zu früh gefreut“, verkündete Günter Brodeßer, Abteilungsleiter Polizei. Anstelle der ausgewiesenen 7648 Verkehrsunfälle der Vorjahresstatistik habe es insgesamt 8861 Unfälle gegeben. Grund für den Fehler sei ein Schnittstellenproblem der Software gewesen, durch das viele Bagatellunfälle nicht in die Statistik einflossen.

Die korrigierte Zahl stimmt nun nahezu überein mit der aktuellen Statistik: Für das Jahr 2016 vermeldete die Kreispolizeibehörde insgesamt 8858 Verkehrsunfälle, also drei weniger als im Jahr davor. Die Zahl der verunglückten Personen sank 2016 um 2,4 Prozent, von 1349 in 2015 auf 1316. Im Großen und Ganzen sei man mit der aktuellen Statistik zufrieden, so Brodeßer: „Die Verkehrsteilnehmer im Rhein-Sieg-Kreis bewegen sich in einer der sichersten Regionen in ganz Nordrhein-Westfalen.“

Besonders erfreulich finden Brodeßer und Petra Kaufmann, Direktionsleiterin Verkehr, den Blick auf die Langzeitentwicklung: Die Zahl der Verunglückten im Kreisgebiet ging seit 2007 um 12,3 Prozent zurück, während sie landesweit um 0,5 Prozent stieg. „Darauf können wir zurecht stolz sein“, findet Kaufmann. Leider gab es trotz rückläufiger Verunglücktenzahlen 2016 zwölf Unfälle mit tödlichem Ausgang. „Mindestens zwei Fälle davon gehen nicht auf ein Fehlverhalten im Straßenverkehr, sondern auf medizinische Vorfälle wie Schwindel oder Herzinfarkt zurück“, erklärte Kaufmann.

Mit Blick auf die Risikogruppen, also Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und Senioren im Straßenverkehr, zieht die Polizei eine positive Bilanz. Obwohl die Zahl der verletzten Kinder im vergangenen Jahr leicht anstieg von 111 (2015) auf 118, lag der Wert in den vergangenen zehn Jahren immer deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Zudem wurde im Rhein-Sieg-Kreis seit zehn Jahren kein Kind im Straßenverkehr getötet. Ein „historisches Tief“ verzeichnete die Polizei bei den verletzten Jugendlichen. Hier ging die Zahl im Kreis um 12,4 Prozent zurück, von 628 auf 550.

„Die Senioren werden uns in den nächsten Jahren noch stärker beschäftigen“, erklärte die Direktionsleiterin. Grund dafür sei der demografische Wandel, der einen Zuwachs an mobilen Senioren mit sich bringe. Dennoch verunglückten im vergangenen Jahr 15 Senioren weniger als im Vorjahr (254 zu 269). In den Gruppen der Fußgänger und Radfahrer stagnierten die Zahlen im Vergleich zu 2015. Den zweitniedrigsten Wert der letzten zehn Jahre erreichte die Statistik bei den Kradfahrern: 82 Kradfahrer verunglückten 2016. 20 weniger als 2015. „Nur im Jahr 2013 war die Zahl mit 74 Verunglückten noch geringer“, so Kaufmann.

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