In Sachen Straßenstrich lassen die Anlieger nicht locker

Mit einem Brief an Regierungspräsident Lindlar machen sie Druck auf die Stadt

In Sachen Straßenstrich lassen die Anlieger nicht locker
Foto: Volker Lannert

Bonn. Der Protestbrief an Regierungspräsident (RP) Hans Peter Lindlar geht am Dienstag raus: "Der RP soll die Frist, die er der Stadt bis 1. April gewährt hat, nicht verlängern", erläuterte ein Rechtsbeistand der Anlieger der Gerhard-Domagk-Straße, die sich seit Jahren über die Auswüchse auf dem Bonner Straßenstrich in dem Gebiet beklagen.

Vielmehr solle Lindlar darauf dringen, dass die Stadt kurzfristig eine Lösung für die Verlagerung der Straßenprostitution an eine andere Stelle präsentiert.

Wie berichtet, hatte der RP der Stadt eine Frist bis zum 1. April gesetzt. Ab dann sollte die Straßenprostitution in Bonn wieder rund um die Uhr möglich sein und nicht wie zurzeit nur von 20 bis 6 Uhr - an der Gerhard-Domagk-Straße und Am Propsthof.

Die Stadt jedoch hatte jetzt dem RP mitgeteilt, trotz erneuter Prüfung keine geeignete Stelle gefunden zu haben und um eine Verlängerung der Frist bis Ende des Jahres gebeten. Städte ab einer Einwohnerzahl von 50 000 müssen generell Möglichkeiten für Straßenprostitution bieten.

Doch den Anliegern - darunter Gewerbetreibende, die Chemischen Institute der Universität und das Technische Hilfswerk - reicht es schon lange: "Wer Prostitution in der Nähe einer Schule oder einer anderen Einrichtung für Jugendliche duldet, macht sich strafbar", zitierte der Anwalt der Anlieger Paragraf 184 b Strafgesetzbuch.

Diese weisen erneut darauf hin, dass beispielsweise an den Chemischen Instituten an der Domagk-Straße auch nach 20 Uhr Schülerstudenten unterrichtet werden. Auch ein Medienunternehmen an der gleichen Straße beschäftigt - zum Teil als Aushilfen - Minderjährige, die nach 20 Uhr nur noch begleitet zu den Bus- und Bahnhaltestellen gehen könnten. "Unsere Mitarbeiterinnen haben Angst, auch zum Teil die männlichen", schilderte am Montag die Chefin des Unternehmens. Immer wieder würden sie und ihre Mitarbeiter aggressiv von den Prostituierten und Freiern angegangen.

Die Stadt jedenfalls hat noch keine Antwort von RP Lindlar auf ihre Bitte hin, die Frist für die Suche nach einem neuen Standort für den Straßenstrich bis Ende des Jahres zu verlängern, sagte am Montag auf Anfrage des GA eine Mitarbeiterin des städtischen Presseamtes.

StrichDie Herkunft des Begriffes Strich ist nicht ganz geklärt: Eine Erklärung kommt aus der Prostitutionsverordnung Wiens zur Zeit der Jahrhundertwende, nach der die Straßendirnen sich nur innerhalb eines bestimmten Bereiches (hinter dem Strich) am Bordsteinrand aufhalten durften. In Hamburger Hafen gab es einen weißen Strich an den Anlegern der Schiffe. Weiter durften sich die Prostituierten den Schiffen nicht nähern. So standen die Damen "auf dem Strich" und warteten auf ihre ankommende Kundschaft.

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