Herzseminar im Bonner Universitätsclub In vielen öffentlichen Einrichtungen gibt es bereits Defibrillatorstationen

BONN · In einigen Einrichtungen kann man sie bereits finden: Defibrillatorstationen hängen zum Beispiel am Bahnhof, in Bankfilialen, manchen Schulen und Schwimmbädern. Und im Stadthaus finden sich gleich mehrere.

 An einer Puppe zeigt Jörg Schwab, wie ein Defibrillator funktioniert und wie man ihn in Notfällen einsetzt.

An einer Puppe zeigt Jörg Schwab, wie ein Defibrillator funktioniert und wie man ihn in Notfällen einsetzt.

Foto: Horst Müller

"Im Raum Bonn gibt es mittlerweile um die 50 in öffentlich zugänglichen Gebäuden", sagte gestern Franz Busch von der Defibrillatorselbsthilfegruppe Bonn/ Rhein-Sieg. Was viele nicht wissen: Es gibt auch Menschen mit einem in die Brust implantierten Mini-Defibrillator.

Das trifft auf alle Mitglieder der Selbsthilfegruppe zu, die am Montag ein Herzseminar für Patienten, Angehörige und Interessierte im Bonner Universitätsclub durchführten. Dort ging es in Vorträgen um Herzschwäche. Neben den Oberärzten Dirk Skowasch und Jörg Schwab vom Herzzentrum der Uniklinik Bonn berichtete Dagmar Linke, Gründerin der Selbsthilfegruppe, als Betroffene vom Leben mit dem implantierten Defibrillator.

"Man stirbt, weil das Herz, nachdem es heftig angefangen hat zu rasen, plötzlich stillsteht", erklärte sie. "Dieses Kammerflimmern kann man mit einem Elektroschock beenden." Dafür bekommt man ein kleines Gerät in die Brust eingesetzt, das die Herzfunktion misst und notfalls eigenständig über Kabel, die ins Herz eingeführt werden, einen kleinen Schock abgibt. Das Gerät läuft mit einer Batterie, die je nach Einsatz bis zu fünf Jahre hält und dann ausgetauscht werden muss.

"Wenn sie leer ist, piept man", sagte Linke. Ein solcher "Implantierbarer Cardioverter-Defibrillator", kurz ICD, werde von den Krankenkassen bezahlt. Man müsse damit aber vorsichtig sein. "Das Implantat macht öfter Schwierigkeiten." Man solle sich am besten von Magneten, Hochspannungsleitungen, Lautsprechern und Diebstahlsicherungen in Geschäften fernhalten oder sie schnell passieren. Auch die Personenkontrolle am Flughafen könne gefährlich sein: Deshalb hat jeder Träger eines ICD einen Ausweis dabei. In der heutigen elektrotechnischen Welt klingt das nach einem ständigen Spießrutenlauf, aber dafür leben die Betroffenen ansonsten weitgehend risikofrei.

Die Veranstaltung wurde anlässlich der Herzwochen der Deutschen Herzstiftung durchgeführt. Die Schirmherrin der Stiftung, Barbara Genscher, lobte die Eigeninitiative und Eigenverantwortung, die die Mitglieder der Defibrillatorselbsthilfegruppe an den Tag legen: Um mit dem implantierten Gerät zurechtzukommen, sei der Austausch mit anderen Betroffenen sehr wichtig.

Zur Einleitung erhielten die vielen Gäste eine verständliche Einleitung in den Gebrauch des externen Defibrillators. Bei der Rettung eines Menschen ohne Atmung und Puls komme es darauf an, den Anweisungen zu folgen, die das Gerät gibt, so Schwab.

Die Elektroden brauchen direkten Hautkontakt auf der linken Brusthälfte und an der rechten Seite, so dass das Herz dazwischen liegt. Beim Schock sollte niemand den Patienten berühren, sonst müsse stetig der Brustkorb eingedrückt werden, um das Herz wieder ans Laufen zu bringen. In einer solchen Situation müsse man sich vor Augen halten: "Sie können nichts falsch machen." Nur Nichtstun wäre falsch.

Die Defi-Selbsthilfegruppe

Die Defibrillatorselbsthilfegruppe Bonn/Rhein-Sieg wurde vor fünf Jahren von Dagmar Linke gegründet. Sie bietet Menschen, die wegen einer Herzschwäche einen Defibrillator in der Brust haben, eine Plattform zum Erfahrungsaustausch sowie Rat und Hilfe. Die Treffen finden an jedem ersten Montag des Monats von 16.30 bis 18 Uhr im Universitätsklinikum auf dem Venusberg, Sigmund-Freud-Straße 25, Biomedizinisches Zentrum, Gebäude 344, Untergeschoss Nummer 16 statt. Wenn man Referenten hat, weicht man in den Universitätsclub Bonn, Konviktstraße 7, aus. Weitere Informationen gibt es unter der Rufnummer 02241/8810771 im Internet auf www.defibrillatorshgbonn.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort