Infostand in der Innenstadt Verschiedene Blickwinkel auf die geplante Bonner Seilbahn

Bonn · Die Stadt hat am Freitag den Informationsstand zur Seilbahn eröffnet. Bürger können sich auch am Samstag ein Bild von den verschiedenen Meinungen über das Projekt machen. Anwohner fragen nach Auswirkungen.

 Das Informationszelt auf dem Münsterplatz ist am Samstag noch einmal geöffnet.

Das Informationszelt auf dem Münsterplatz ist am Samstag noch einmal geöffnet.

Foto: Meike Böschemeyer

Es war mal so eine Möglichkeit, zu erfragen, was eigentlich die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt über das geplante Projekt einer Seilbahn zwischen Uniklinik und dem rechtsrheinischen Schießbergweg denken. Fernab also der bekannten Argumentationen von Seilbahnbefürwortern und -gegnern. Bei der Informationsveranstaltung im Zelt auf dem Münsterplatz, die am Samstag fortgesetzt wird, war beispielsweise Christine Jost anzutreffen. Sie lebt nicht in der Nähe der Trasse und sei aus Neugier gekommen. „Ich halte das für ein gutes Projekt, das in die richtige Richtung weist“, sagte sie. „Im Gegensatz zum Straßenbau ist der Eingriff in den Naturraum vertretbar und selbst beim Ausbau der S13 auf der rechtsrheinischen Seite fallen zahlreiche Bäume.“

Ein Paar aus Duisdorf, das im Bereich der Trasse eine Wohnung vermietet, ist, wie beide sagen, urteilsfrei aufgekreuzt. Ihr persönliches Interesse richtet sich einerseits an die Geräusche, die eine Seilbahn verursacht, in „anwaltlicher Vertretung“ der Mieter sozusagen. Und andererseits wollen sie wissen, inwiefern die veranschlagten 66 Millionen Euro Baukosten überhaupt zu halten sein werden. Die Antwort von Dirk Delpho aus dem Planungsamt, dass Kostensteigerungen zu vermuten sind, aber der hohe prozentuale Fördersatz von Bund und Land auch für einen höheren Preis gelten, empfinden die beiden „als ehrlich“ – und sie scheinen dem Projekt nicht abgeneigt.

Ab 17 Uhr starte Diskussionsveranstaltung im Zelt

Es gibt auch andere Stimmen. Wilfried Schmuck aus Auerberg, der eher zufällig den Weg ins Zelt gefunden hat, hält die Seilbahn angesichts der städtischen Haushaltslage und einer ganzen Reihe von Großprojekten wie der Beethovenhalle, dem sanierungsbedürftigen Stadthaus und der Stadthalle Bad Godesberg für keine so gute Idee. „Es wäre sinnvoller, den Bus- und Bahnverkehr in der Fläche zu stärken.“ Magdalena Dierck aus Beuel glaubt nicht, dass es eine gute Idee der Stadt ist, auf neue Parkhäuser und -garagen direkt an den fünf geplanten Seilbahnstationen zu verzichten. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das angesichts des jetzt schon hohen Parkdrucks gut gehen wird.“

Dieses Thema kam später noch einmal zur Sprache. Ab 17 Uhr hatte die Stadt zu einer Diskussionsveranstaltung im Zelt mit städtischen Planern und Vertretern der von der Stadt beauftragten Planungsbüros Spiekermann und Schweiger geladen. Angeschrieben hatte die Stadt Anwohnerinnen und Anwohner entlang der Trasse. Stadtbaurat Helmut Wiesner betonte auf Nachfrage: „Park & Ride-Parkplätze sind nicht angedacht. Sie sind auch nicht Bestandteil der Kosten-Nutzen-Analyse.“ Die Stadt sei davon überzeugt, dass die in den Nahverkehr eingebundene Seilbahn auch keine weiteren Parkplätze bräuchte. Fragen der Betroffenen zielten auf den Lärm ab, den eine Seilbahn verursachen wird. Seilbahnplaner Florian Schweiger betonte, eine ganze Reihe von Gutachten werde noch im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens zu erstellen sein. „Ein Lärmgutachten gehört dazu. Effiziente Schallschutzmaßnahmen gibt es.“

Oberbürgermeisterin hatte Infotage eröffnet

Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner hatte den ersten von zwei Informationstagen in der Bonner Innenstadt um 14 Uhr eröffnet. „Die Seilbahn ist ein wichtiger Baustein in unserer Verkehrspolitik, um die schwierige Anbindung der Stadtbezirke zu verbessern und in den ÖPNV zu integrieren“, warb Dörner für das Projekt. Die Stadt schaffe unter einem Dach die Möglichkeit, sich ein transparentes Meinungsbild zu verschaffen. Neben der Stadt informierten das Universitätsklinikum Bonn, Parents for Future Bonn, die Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg, die Initiative „Seilbahn für Bonn – JA!“, die Bürgerinitiative „Bonn bleibt seilbahnfrei!“, die Naturschutzinitiative Bonn, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Nordrhein, der Bund für Umwelt- und Naturschutz und der Stadtplaner Heiner Monheim mit einem Stand zu urbanen Seilbahnen.

Nach einem politischen Mehrheitsbeschluss im Jahr 2015 hat die Stadt für die Seilbahn zunächst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. In den vergangenen Jahren verhandelten Stadt, Land und Bund über eine sogenannte Kosten-Nutzen-Analyse (Standardisierte Bewertung) für eine solche Trasse, die nach den bisherigen Planungen am Schießbergweg neben der Telekom enden soll. Die Kosten-Nutzen-Analyse kam zu dem Ergebnis, dass das Projekt förderwürdig wäre. Der Kosten-Nutzen-Faktor liege nach Auswertung komplexer Parameter bei 1,6. Volkswirtschaftlich unterstützenswert ist ein Infrastrukturprojekt ab einem Wert von 1.

Die Baukosten schätzt die Verwaltung auf 66 Millionen Euro. Die meisten Bestandteile wären durch Land und Bund zu 95 Prozent förderfähig. Die Stadt hätte elf Millionen Euro beizutragen. Die Stadtwerke Bonn (SWB) sollen die Bahn betreiben. Die Betriebskosten hätten die SWB beziehungsweise die Stadt zu tragen. Samt Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens schätzt die Stadt, dass die Seilbahn 2028 fahren könnte.

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