Linke und SPD scheitern mit Antrag Inklusions-Debatte um Gymnasien

BONN · Es war nur ein unscheinbarer Antrag der Linken, zu dem die Verwaltung nur mit einem unverbindlichen Satz Stellung bezogen hatte, der den Schulausschuss dann aber aufmischte: Linken-Geschäftsführer Anatol Koch hatte gefordert, dass alle Schulformen unverzüglich mit der Umsetzung von gemeinsamem Lernen und Inklusion Ernst machen sollten.

Die Verwaltung solle also beauftragt werden, intensiv um die Bereitschaft aller Gymnasien zu werben und für die praktische Realisierung in einem ersten Schritt gleich drei Gymnasialstandorte auszuwählen. Mit über 15 000 Schülern seien die Gymnasien die wesentliche weiterführende Schulform in Bonn. Dennoch gebe es dort keine einzige Klasse, in der sonderpädagogische Förderung im Sinne von Inklusion ermöglicht werde. Gemeinsamer Unterricht in Bonn finde fast ausschließlich an vier Haupt- (219 Plätze) und fünf Gesamtschulen (308 Plätze) sowie in geringerem Maße an drei Realschulen (46 Plätze) statt.

Schulamtsleiter Hubert Zelmanski verwahrte sich sofort dagegen, die Verwaltung richte das Inklusionsanliegen nicht an Gymnasien. "Das tun wir gebetsmühlenartig. Da braucht es keinen Beschluss." Andererseits riet er davon ab, Gymnasien ad hoc zur Inklusion verpflichten zu wollen. "Unter den Direktoren findet da gerade ein Generationswechsel statt.

Die Bereitschaft, sich zu öffnen, nimmt zu", erläuterte er. Dem schlossen sich Sprecher der Jamaika-Koalition an. Inge Stauder (CDU) forderte, dass weiterhin der Elternwille im Vordergrund stehen solle. Eltern von Kindern mit Förderbedarf wünschten fast ausschließlich Plätze an Gesamtschulen und nicht an Gymnasien. "Wir sind gegen eine Zwangsverordnung." Stauder ist Schulleiterin des Hardtberg-Gymnasiums und Sprecherin der Bonner Gymnasialdirektoren.

Klaus Lütkehaus und Ulrich Meier von der Stadtschulpflegschaft votierten ebenfalls dafür, um die Inklusionsbereitschaft der Gymnasien intensiv zu werben. "Sonst ist das Ganze zum Scheitern verurteilt." Andererseits müssten die Gymnasien endlich Verantwortung übernehmen. "Denn sie sind meilenweit von Inklusion entfernt", sagte Lütkehaus. Was Dörte Ewald (SPD) zum Anlass nahm, dem Antrag der Linken beizupflichten. Wenn nicht endlich Zeichen gesetzt würden, werde es mit dem Tragen von Verantwortung bei allen Schulformen nie etwas.

Man könne nicht länger warten, weil die Bürde, die auf den Gesamt- und Hauptschulen läge, nicht von ihnen allein getragen werden könne, ohne dass die Qualität des Unterrichts verloren gehe, argumentierte Koch. Der vom GA kürzlich zu Recht als Brandbrief bezeichnete Appell der Elternvertreter der fünf Bonner Gesamtschulen habe die Stimmung richtig gespiegelt.

Die Koalition aus CDU, FDP und Grünen ging darauf jedoch nicht ein. In ihrem Änderungsantrag heißt es jetzt nur noch, die Verwaltung möge bei allen Gymnasien intensiv um Inklusionsbereitschaft werben und abfragen, welche Hindernisse sie sehen. Die SPD enthielt sich, Linke und Bürgerbund stimmten dagegen.

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