Empfang in Bonn "Integration ist kein Sprint, sondern ein Triathlon"

bonn · Beim Neujahrsempfang des Integrationsrates spricht Staatssekretär Klute über Herausforderungen und Erfolge. Gleichzeitig mahnen alle Redner davor, alle Migranten über einen Kamm zu scheren.

 Rahim Öztürker

Rahim Öztürker

Foto: Roland Kohls

Keiner der drei Redner beim Neujahrsempfang des Integrationsrates gestern Abend sparte in seinen Grußworten die Überfälle und Übergriffe von Migranten auf Hunderte von Frauen und Kindern in der Silvesternacht aus. Doch zugleich warnten Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Rahim Öztürker, Vorsitzender des Integrationsrates, und Thorsten Klute, Staatssekretär im NRW-Integrationsministerium, davor, alle Migranten und speziell die Flüchtlinge über einen Kamm zu scheren und sie unter einen Generalverdacht zu stellen.

Man dürfe auch nicht vergessen, dass die Zahl der fremdenfeindlichen Straftaten in NRW deutlich zugenommen habe, sagte Öztürker vor den Gästen im Gobelinsaal des Altes Rathauses. Gleichwohl müsse jedem Mann, egal woher er komme, klar gesagt werden, dass er Frauen Respekt bezeugen müsse: "Er hat gar keine andere Wahl", so Öztürker.

Auch in Deutschland sei die Gleichberechtigung von Frauen noch nicht allzu lange eine Selbstverständlichkeit. Das Bürgerliche Gesetzbuch schrieb beispielsweise bis 1977 vor, "dass der Ehemann seiner Frau erlauben musste, wenn sie arbeiten wollte".

Sridharan hob die Eigenschaft Bonns als weltoffene Stadt hervor, die zurzeit mehr als 4000 Flüchtlinge beherberge. Sie hätten noch einen langen Weg in Sachen Integration vor sich. Dass man die Kommunen dabei unterstützen werde, stellte NRW-Vertreter Klute in Aussicht. "Wir stehen vor großen Aufgaben in der Integration, und die nächsten Jahre müssen Jahre der Teilhabe der Migranten werden."

Doch trotz aller Anstrengungen und finanzieller Unterstützung - unter anderem auch für den Wohnungsbau in den Kommunen - warnte der Staatssekretär davor zu glauben, Integration gelänge wie in einem Sprint. "Sie ist eher ein Triathlon, bestehend aus den Disziplinen Bildung, Arbeit und Wohnen." Dabei betonte Klute, dass es in NRW durchaus Erfolge in der Integration gebe: Die Zahl der Bildungsabschlüsse bei jugendlichen Migranten steige seit Jahren. Und damit nehme auch die Erwerbstätigkeit bei den Einwanderern zu.

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