Krankenhauskeim am Venusberg Intensivstation der Uniklinik bleibt geschlossen

BONN · Nach der Entdeckung eines multiresistenten und potenziell tödlichen Krankenhauskeims arbeitet das Bonner Universitätsklinikum mit Hochdruck daran, die Situation unter Kontrolle zu bringen.

"Alles spricht dafür, dass wir die Situation im Griff haben", sagte Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit gestern dem GA. Der Keim mit dem Namen Acinetobacter baumannii wurde in der vergangenen Woche bei mikrobiologischen Routineuntersuchungen entdeckt. Die chirurgische Intensivstation ist seitdem geschlossen. Sechs Patienten sind betroffen.

Laut Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor des Uniklinikums, gibt es bei drei Patienten Infektionszeichen, bei drei weiteren lediglich den Keimnachweis im Blut. Der Zustand eines Patienten sei kritisch. Einen Zusammenhang zwischen dem Wassereinbruch beim schweren Unwetter vor anderthalb Wochen und dem Ausbruch des Keims schließt Holzgreve aus. Die Situation sei "hervorragend und besonnen" gelöst worden.

Den Vorwurf aus Mitarbeiterkreisen, dass mangelnde Hygiene, verursacht durch personelle Überlastung, Grund für den Ausbruch sei, beantwortet Holzgreve so: "Wir gehen allen Fragen nach und prüfen für uns auch selbst, ob noch weitere Optimierungen durchgeführt werden können. Bisher haben wir nach einem standardisierten Verfahren gearbeitet und arbeiten nach höchsten Sicherheitsstandards."

Nach Einschätzung von Experten gehört Acinetobacter baumannii zu den gefährlichsten Krankenhauskeimen, da nur wenige Antibiotika wirken. Infektionen verlaufen oft tödlich. "Was ihn auszeichnet, ist seine besondere Umweltresistenz und Desinfektionsmitteltoleranz", weiß Exner.

Die Kommission für Krankenhaushygiene des Robert-Koch-Instituts, der auch er angehört, habe deswegen 2012 zusätzliche Empfehlungen für die Bekämpfung des Keims gegeben. "Wir müssen davon ausgehen, dass wir künftig häufiger auch mit diesem Keim zu tun haben werden", sagte Exner. Insbesondere Patienten, die längere Zeit im Ausland mit Antibiotika behandelt wurden, seien potenzielle Überträger des Keims, sie müssten künftig vorab untersucht werden.

Exner war Leiter einer Arbeitsgruppe, die 2002 einen Handlungsleitfaden für Krankenhausinfektionen herausbrachte. "Aber die Situation ist in den letzten zehn Jahren eskaliert, das bereitet uns große Sorge", sagte er. Dass Keime zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika entwickeln, sei eine "sehr schwierige Situation, vor der alle Krankenhäuser stehen". Exner warnte vor dem leichtfertigen Einsatz von Antibiotika, dies sei in anderen Ländern jedoch "völlig ungeregelt".

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