WCCB-Desaster vor Gericht Ist Zwiebler zu krank für den Prozess?

BONN · Ist die wegen Beihilfe zur Untreue angeklagte frühere WCCB-Beauftragte Eva-Maria Zwiebler zu krank, um sich vor Gericht zu verantworten? Diese Frage stellt sich nicht nur die Justiz, nachdem die Leiterin der Bonner Bürgerdienste nach GA-Informationen nun schon zum zweiten Mal ein ärztliches Attest vorgelegt hat.

Die ärztliche Bescheinigung attestiert Zwiebler Verhandlungsunfähigkeit. Die Staatsanwaltschaft aber sieht diese angebliche Unfähigkeit, sich in einem öffentlichen Prozess den Vorwürfen zu stellen, mit Skepsis, wie der GA erfuhr: Schließlich gehe Zwiebler ihren Amtsgeschäften als Chefin von Hunderten von Mitarbeitern nach.

Wie sehr das Strafverfahren Eva Maria Zwiebler, die mit ihrem früheren Chef Arno Hübner angeklagt ist, belastet, wissen in der Stadt viele. Und vielen tut die Amtsleiterin, die sich nicht nur nach eigenen Angaben jahrzehntelang zum Wohl der Stadt engagierte, leid.

Für die Ermittler aber steht fest: Zwiebler hat zu dem finanziellen Desaster des WCCB beigetragen. Ob diese Einschätzung der Staatsanwaltschaft zutrifft, soll demnächst die Bonner Wirtschaftsstrafkammer klären, vor der sich seit einem Jahr "WCCB-Investor" Man-Ki Kim und Co. verantworten müssen.

Noch hat das Gericht das Strafverfahren gegen Hübner und Zwiebler nicht eröffnet. Bevor die Strafkammer das tut, muss sie nun prüfen lassen, ob Zwiebler tatsächlich psychisch so krank ist, wie die Atteste bescheinigen. Bevor es jedoch möglicherweise zur Hauptverhandlung gegen die beiden Ex-WCCB-Beauftragten kommt, wird noch einige Zeit ins Land gehen: Nach Abschluss des Strafprozesses gegen Kim und Co., der Ende des Jahres erwartet wird, hat die Strafkammer erst noch ein anderes umfangreiches Wirtschaftsverfahren zu führen.

Umfangreich dürfte auch ein Rechtsstreit aus dem WCCB-Komplex werden, in dem die Stadt den früheren WCCB-Bauunternehmer Young-Ho Hong auf fünf Millionen Euro Schadensersatz verklagt hat. Am 12. September sollte der Prozess vor der 1. Zivilkammer fortgesetzt werden.

Als Zeugen geladen: Man-Ki Kim, sein mitangeklagter früherer Rechtsberater Ha-S. C. und der frühere Stadt-Berater Michael Thielbeer, gegen den das Strafverfahren gegen Zahlung von 150.000 Euro eingestellt wurde.

Doch ob der Termin stattfinden wird, war am Montag noch fraglich. Wie der GA erfuhr, hat die Stadt eine Aussetzung des Schadensersatzprozesses beantragt. Grund: Es seien mittlerweile im Strafverfahren gegen Kim und Co. viele neue Erkenntnisse offenbar geworden, die in der Klage berücksichtigt werden müssten. Der Strafprozess gegen Kim wird am Dienstag, 11. September, fortgesetzt.

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