Abschied von Zoo-Fachhandel Jägers Zoo in Bonn hat am Mittwoch letztmals geöffnet

Bonn · Jürgen Jäger schließt an diesem Mittwoch nach 32 Jahren seinen Zoo-Fachhandel in der Bonner Innenstadt. Damit verliert die City eine echte Institution.

 Jürgen Jäger schließt am Mittwoch seinen Zoo-Fachhandel in der Acherstraße.

Jürgen Jäger schließt am Mittwoch seinen Zoo-Fachhandel in der Acherstraße.

Foto: Martin Wein

Zwei Meerschweinchen haben Dankes-Karten geschickt, auch ein Wellensittich und mehrere Hunde. Eine Kundin bringt am Dienstagmorgen noch vor der offiziellen Ladenöffnung Bienenwachskerzen vorbei und ringt mit der Fassung. Andere fragen nach, ob es vielleicht doch noch frische Mückenlarven fürs Aquarium gebe – oder ein Katzenklo. Wenn Jürgen Jäger diesen Mittwochabend sein Zoo-Fachgeschäft an der Acherstraße für immer schließt, verliert Bonns Innenstadt nicht nur das einzige Angebot dieser Art, sondern eine echte Institution.

„Ich habe viele Tiere ihr Leben lang begleitet“, sagt Jäger. Manchem Papagei habe er zwei Jahrzehnte oder länger regelmäßig den Schnabel gekürzt. „Natürlich kenne ich den dann auch persönlich.“ Unter vielen Hundehaltern oder Katzen- und Vogelfreunden gilt Jäger seit Jahren als Tierflüsterer von Bonn. Mancher Hund findet ganz selbstverständlich alleine seinen Weg in den Laden, wo der Vierbeiner mit Namen begrüßt und mit ein paar Streicheleinheiten und einer Knabberei verwöhnt wird.

1986 hat Jäger den Weg in Selbstständigkeit gewagt

Krallenpflege, einfache Behandlungen der Frontzähne – so etwas hat Jäger stets mit erledigt, und auch jenen Kunden beruhigt, der seinen Rammler von zwei Tumoren oberhalb der Hinterbeine befallen sah. „Der verließ mit hochrotem Kopf den Laden“, schmunzelt der Experte.

1986 hat Jürgen Jäger den Weg in die Selbstständigkeit gewagt. Vorher war er bei Knauber Abteilungsleiter für den Zoo-Bereich und ehrenamtlicher Prüfer bei der IHK für Zoo und Garten. Auch eine seuchenrechtliche Zuchterlaubnis für Ziervögel besaß er.

Schon 1962 hatte in den heutigen Räumen Hans Pleimes sein Zoo-Geschäft eröffnet und es später an Karl-Heinz Pütz übergeben. Als es dem gesundheitlich nicht gut ging, sprang Jäger in die Bresche. Seither klingelt sein Wecker um 3.45 Uhr. Eine 80-Stunden-Woche ist für den Bad Godesberger, der weder Auto noch Mobiltelefon besitzt, normal.

Dafür nahm er sich Zeit für seine Kunden. „Es war mir immer wichtig, auch die Nachteile eines Haustiers aufzuzeigen“, erklärt er. Hunde- und Katzenhaare, mausernde Vögel, Exkremente, Lärm – das sollten die Leute vorher wissen, bevor sie zugriffen. Bei Jägers Zoo gingen nur domestizierte Zuchttiere über die Ladentheke – keine importierten Wildfänge. „Jedes Tier sollte es möglichst gut haben, darauf habe ich immer geachtet“. Lieber nahm er ein Kaninchen oder einen Wellensittich mal zurück, als ihn leiden zu sehen. Auch die Anfrage einer Veganerin nach veganem Futter für ihre Katze lehnte Jäger ebenso konsequent ab wie Schneeanzüge für Hunde im Sortiment. „So etwas ist gegen die Natur“, findet er.

Neue Vermieter plant Kernsanierung

Nach 32 Jahren ist nun trotzdem Schluss. Der neue Vermieter plant eine Kernsanierung des Hauses. Staub und Dreck möchte Jäger nicht mitmachen und bräuchte nach jeder räumlichen Veränderung auch wieder eine aufwendige veterinärrechtliche Zulassung. Zeitweise hat er noch einem neuen Domizil gesucht. Nun sucht er stattdessen einen neuen Job, denn mit 61 Jahren kann und will er noch nicht in Rente.

Was bleibt, sind neben vielen Karten die Erinnerungen. Viele Tierfreunde verlieren dagegen ihren Berater und Ansprechpartner. Weil Jürgen Jäger, der Tierflüsterer, um die starke emotionale Bindung vieler Menschen mit ihrem vierbeinigen oder gefiederten Hausgenossen weiß, hat er auch persönlich viel investiert – im Einzelfall bishin zur kleinen Trauerfeier nach Ladenschluss.

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