Marie-Baum-Haus in Bonn Jedes Zimmer trägt den Namen einer Pflanze

Bonn · Jugendliche mit psychischen Erkrankungen werden im Marie-Baum-Haus betreut. Das diakonische Werk weihte die Einrichtung am Freitag ein. Das nach der Sozialpolitikerin Marie Baum (1874-1964) benannte Haus beherbergte vor Jahrzehnten mal eine Polizeistation.

 Einrichtungsleiter Martin Schmidt (r.) und Diakonie-Chef Ulrich Hamacher (3.v.l.) zeigen Gästen den Freizeitraum im Marie-Baum-Haus.

Einrichtungsleiter Martin Schmidt (r.) und Diakonie-Chef Ulrich Hamacher (3.v.l.) zeigen Gästen den Freizeitraum im Marie-Baum-Haus.

Foto: Stefan Knopp

Die Gänge sind schmal, aber freundlich gestaltet, jedes Zimmer trägt den Namen einer Pflanze, und hinter den Türen findet man einen gemütlichen Raum mit Bett, Sitzecke und Badezimmer vor: Die jungen Menschen, für die das Diakonische Werk das Marie-Baum-Haus in der Hohe Straße 56 eingerichtet hat, sind dort gut aufgehoben. Im Oktober lief der Betrieb dort an, gestern wurde das Gebäude offiziell eingeweiht.

„Es ist ein Angebot, das Jugendhilfe und Psychiatrie verzahnt“, erklärte Bereichsleiterin Andrea Elsmann. Junge Leute mit psychischen Erkrankungen finden dort eine Bleibe, in der sie professionell betreut werden. Dafür hat die Diakonie zehn Vollzeitstellen eingerichtet, die auf mehr als zehn Köpfe verteilt sind: Man müsse jeden Tag 24 Stunden lang Personal stellen können. Eine Fachärztin von der LVR-Klinik begleitet das Team, das sich aus Psychologen, Ökotrophologen, Sozialarbeitern und vielen anderen Spezialisten zusammensetzt.

Das alles, um psychisch erkrankten Jugendlichen zu helfen. „Es gibt nicht einmal eine Handvoll Häuser für diese Menschen in ganz Deutschland“, sagte der Bonner Superintendent Eckart Wüster. Dabei wisse man, dass die Zahl dieser Menschen zunimmt. Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller lobte die Professionalität der Mitarbeiter. „Wir alle wissen ja, dass Lebensläufe zu Sackgassen werden können“, sagte sie. „Es ist wichtig, dass dann jemand da ist, zuhört und hilft.“

Die Einrichtung umfasst zwölf Wohnplätze für Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren. In Einzelfällen kann diese Altersspanne auch unter- oder überschritten werden. Behandelt werden Schizophrenien, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen und andere Erkrankungen, auch in Kombination mit Suchtmittelkonsum. Im Haus gibt es außerdem drei Apartments zur Verselbstständigung und intensiv begleiteten Ablösung aus der Maßnahme. Derzeit wohnen dort drei jugendliche Flüchtlinge.

Ziel sei, den Jugendlichen „eine eigenständige Lebensführung unter Berücksichtigung ihrer psychischen Erkrankung zu ermöglichen“, sagte Ulrich Hamacher, Geschäftsführer des diakonischen Werkes Bonn und Region. Das nach der Sozialpolitikerin Marie Baum (1874-1964) benannte Haus beherbergte vor Jahrzehnten mal eine Polizeistation. Eine Eigentümergemeinschaft hat es in enger Abstimmung mit dem Mieter, dem Bonner Diakonischen Werk, umgebaut.

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