Auszubildende fahren kostenlos Günstigeres Jobticket für 6800 Mitarbeiter der Stadt Bonn

Bonn · Die Stadt Bonn bietet Mitarbeitern ab November das Jobticket zum stark vergünstigten Einheitspreis an. Sie zahlen künftig 30 Euro pro Monat. Kostenlos gibt es das Ticket demnächst unter anderem für Auszubildende und Praktikanten.

 Eine Straßenbahn der Linie 62 überquert die Kennedybrücke. Die Stadtverwaltung will die Konditionen für Jobttickets ihrer Mitarbeiter von Herbst an verbessern.

Eine Straßenbahn der Linie 62 überquert die Kennedybrücke. Die Stadtverwaltung will die Konditionen für Jobttickets ihrer Mitarbeiter von Herbst an verbessern.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Stadt Bonn wird ihren rund 6800 Beschäftigten ab November ein stark subventioniertes Jobticket für alle Fahrten im VRS-Tarifgebiet anbieten. Das berichtet der Gesamtpersonalrat in einem Rundschreiben an die Beschäftigten. Im Rahmen eines Mobilitätspakets werde das Jobticket künftig zum Einheitspreis von 30 Euro pro Monat angeboten. Auszubildende, Praktikanten sowie Personen im Bundesfreiwilligendienst oder im Freiwilligen Sozialen Jahr bei der Stadt erhalten das Ticket dann kostenlos. Angehoben werden dafür die Preise für die rund 600 städtischen Parkplätze. Ein Garagenplatz kostet künftig 90 Euro monatlich, ein offener Parkplatz 65 Euro. Das Jobticket ist dabei inklusive. Die Zusatzleistung sei zudem steuerfrei.

Damit erfüllt sich für städtische Bedienstete de facto die politische Forderung nach einem 365-Euro-Ticket für Bus und Bahn. Das Ergebnis ist ein politischer Kompromiss: Nach der Ausrufung des Klimanotstands in Bonn hatte der Personalrat im vergangenen August ein kostenloses Ticket für städtische Mitarbeiter gefordert. 2,4 Millionen Euro sollte die Kommune dafür als Beitrag zum Klimaschutz und zur Entlastung des Straßenverkehrs jährlich beisteuern. Während SPD und Sozialliberale dafür plädierten, sträubten sich CDU und FDP zunächst gegen eine Bevorzugung einer bestimmten Gruppe. Die Grünen wünschten sich einen Mittelweg.

Ein Zuschussfall war das Jobticket ohnehin. Nach dem Tarifmodell des VRS muss die Kommune es nämlich für alle Beschäftigten abnehmen, egal, ob diese das Ticket auch buchen. 2,9 Millionen Euro kostet das nach Angaben des Presseamtes derzeit jährlich. Mit den Zusatzeinnahmen aus Parkgebühren würden die Kosten lediglich um 170 000 Euro im Jahr steigen, wenn dann mindestens jeder fünfte Mitarbeiter ein Jobticket nutzt. Die Verwaltung rechne in diesem Fall mit einem Subventionsbetrag von 17,43 Euro pro Ticket und Monat.

Interesse hält sich in Grenzen

In der Bonner Ratskoalition ist man zufrieden mit dem Ergebnis. CDU-Fraktionsgeschäftsführer Horst Gehrmann sagt: „Wenn man für das Klima etwas tun will, muss man dafür auch den Rahmen schaffen.“

Bislang hielt sich das Interesse an Jobtickets in Grenzen: Aktuell geben die Stadtwerke rund 40 115 Jobtickets aus, darüber hinaus 18 593 Großkunden-Tickets. Die Verträge laufen laut SWB mit 1964 Unternehmen und 149 Dienststellen des Bundes.

„Ich wünsche mir 100 Prozent Jobtickets für alle Beschäftigten, denn nur so wird die Anzahl der Fahrgäste wie erhofft erheblich steigen“, kommentiert Rolf Beu als verkehrspolitischer Sprecher der Grünen. Bei künftig einzustellenden Mitarbeitern solle das Ticket angesichts der günstigen Konditionen Teil des Arbeitsvertrages werden. Dann würde eine hohe Abnehmerquote mittelfristig die öffentlichen Zuschüsse senken. Für die SPD spricht Gaby Mayer von einem „erfrischend innovativen Ansatz mit Vorbildcharakter“. Vor allem die Koppelung der Parkraumbewirtschaftung mit dem Jobticket sei nachahmenswert. Zwar böten auch viele Bundesbehörden über ein Großkunden-Kontingent Jobtickets an. Andererseits seien die Parkplätze für Mitarbeiter kostenfrei. Der Zuspruch zu Jobtickets halte sich damit in Grenzen.

Selbst vom Bund der Steuerzahler aus Düsseldorf kommt ein Lob: „Wir Steuerzahler profitieren von qualifizierten und motivierten Mitarbeitern in der öffentlichen Verwaltung“, sagt Kommunalfinanzexperte Markus Perkenkopf aus dem Landesverband Nordrhein-Westfalen. In der Wirtschaft gehöre ein Jobticket mittlerweile fast flächendeckend zum guten Ton. „Nur ganz umsonst sollte es nicht sein“, findet Perkenkopf, „denn es bietet ja auch privat erheblichen Mehrwert.“

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