Uniklinikum auf dem Bonner Venusberg Joe Bausch eröffnet Ambulanz für Kinder ohne Diagnose

Bonn · Der unter anderem aus dem Tatort bekannte Schauspieler und Mediziner Joe Bausch eröffnet auf dem Venusberg in Bonn die Ambulanz für Kinder ohne Diagnose. Am Uniklinikum gehen die Ärzte seltenen Krankheiten wie die Detektive auf den Grund.

Für Eltern von Kindern, die zwar Beschwerden, aber keine Diagnose von den Ärzten erhalten haben, gibt es ab sofort eine Anlaufstelle am Universitätsklinikum Bonn. Wer leidet und keine wirkliche Hilfe erhält, hat meist eine lange Odyssee hinter sich.

Dank der Stiftung Kinderträume, die das Projekt mit etwa 300.000 Euro pro Jahr für insgesamt sieben Jahre unterstützt, konnte das Klinikum nun eine Ambulanz für Kinder ohne medizinische Diagnose einrichten.

Es trägt den etwas sperrigen Namen Interdisziplinäre Kompetenzeinheit für Patienten ohne Diagnose, kurz InterPoD. Eröffnet wurde es am Mittwochnachmittag im Hörsaal des Deutschen Zentrums für Degenerative Erkrankungen (DZNE) mit dem Schauspieler und Facharzt für Allgemeinmedizin Joe Bausch.

Der ist Schirmherr des Zentrums und weiß aus eigener Erfahrung, wie schrecklich es für Eltern ist, wenn das eigene Kind krank ist. Handelt es sich dann auch noch um eine seltene Erkrankung, die nicht auf Anhieb erkannt wird, sei es umso schlimmer.

Bis zu 8000 seltene Erkrankungen

Als selten gilt eine Erkrankung dann, wenn weniger als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind. Nach Schätzungen gibt es bis zu 8000 seltene Erkrankungen, die oft vererbt werden. Laut Ärzten betreffen 75 Prozent der seltenen Erkrankungen Kinder, und von denen stirbt etwa jedes Dritte vor dem Erreichen des fünften Lebensjahrs.

Das InterPoD ist nun das einzige in Nordrhein-Westfalen, das Erwachsene, Kinder sowie Jugendliche gleichermaßen behandelt. Seit 2014 gibt es die Ambulanz für Erwachsene. „Wir haben nun Dank der Spende Zeit, uns auch richtig intensiv mit den Erkrankungen der kleinen Patienten auseinanderzusetzen, sagte Dr. Christiane Stieber, Koordinatorin des Zentrums für seltene Erkrankungen (ZSEB) am Uniklinikum. Und das ist auch nötig, unklaren Befunden auf den Grund zu gehen: „Ohne Diagnose können wir nicht die Behandlung einleiten“, sagte Bausch.

Der ärztliche ZSEB-Leiter, Dr. Martin Mücke, nennt es „um die Ecke denken“, wenn Mediziner und Wissenschaftler der Sache auf den Grund gehen. „Man muss, wenn man Pferde sieht, auch an Zebras denken“, fügte er hinzu.

Zwar könnten sie als Ärzte auch in der Ambulanz nichts versprechen, aber sie nähmen sich die Zeit, sich alles genau anzuschauen und nachzuforschen. Und weil eine solche Ambulanz auch kindgerecht gestaltet sein soll, haben Lina und Leon ihre Sicht der Dinge erklärt. Die beiden moderierten mit Bausch die Eröffnung.

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