100 Köpfe: Wir sind Bonn Josef Blatt: Ein kleines Stück Glück zurückgeben

BONN · Dass Josef Blatt heute auf ein erfülltes Leben zurückblickt, das war nicht abzusehen, als der kleine Josef Mitte der 1950er Jahre in Hürth eingeschult wurde.

 Josef Blatt engagiert sich ehrenamtlich als Projektleiter des „Bonner Bildungsfonds“.

Josef Blatt engagiert sich ehrenamtlich als Projektleiter des „Bonner Bildungsfonds“.

Foto: Barbara Frommann

„Ich hatte wirklich große Schulschwierigkeiten. Mit meinen Noten hatte ich kaum Zukunftschancen“, erinnert er sich. „Ohne Rektor Weber wäre alles ganz anders gekommen.“

Dankbar erinnert sich Blatt an den Lehrer zurück, der bereits seinen Vater auf die Meisterprüfung als Bäcker vorbereitet hatte. „Aber das habe ich erst viel später erfahren“, lacht der Personalberater. Als Josef Blatt nur schlechte Noten nach Hause brachte, nahm sich Volksschulrektor Weber dem Jungen an, förderte und forderte ihn und gab ihm Nachhilfeunterricht.

Im letzten Schuljahr hatte Josef Blatt dann doch noch die Kurve gekriegt. Schließlich machte er einen so guten Abschluss, dass er auf die Handelsschule wechseln konnte. „Ohne diese Unterstützung hätte ich meinen Lebens- und Berufsweg nicht so erfolgreich gehen können“, weiß der Bonner Betriebswirt ganz genau. Jetzt ist es für ihn an der Zeit, etwas von seinem Glück zurückzugeben: Seit drei Jahren engagiert sich Josef Blatt als ehrenamtlicher Projektleiter des „Bildungsfonds“ der Bürgerstiftung Bonn. Damit werden Kindertagesstätten und Grundschulen unterstützt und gefördert.

Mehrere Stiftungen, Unternehmen und Privatpersonen haben sich 2013 zu diesem Bündnis zusammengeschlossen, um neue Wege in der Bildungsförderung zu gehen. Allein in diesem Schuljahr werden 100.000 Euro für die Unterstützung von benachteiligten Kindern in sieben Grundschulen und 13 Tagesstätten bereitgestellt. „Damit erreichen wir aktuell rund 1000 Bonner Kinder“, freut sich Blatt. Jeweils 5000 Euro für Sprachförderung, Psychomotorik, Musik- und Erlebnispädagogik, Kunstprojekte sowie Gewaltprävention- oder Selbstbehauptungskurse überweist der Fonds dafür an die entsprechenden Einrichtungen.

„Das Besondere ist, dass Pädagogen und Erzieher selbst und unabhängig entscheiden, wofür das Geld ausgegeben wird“, so der Unternehmer. Diese unkomplizierte und unkonventionelle Art werde von allen geschätzt. „Verantwortung und Vertrauen kennzeichnen unsere Arbeit“, ergänzt Blatt. „Wir müssen so früh wie möglich in Bildung investieren. Dieses Geld ist wirklich sehr gut eingesetzt“, ist er sich sicher. „Wir springen dort ein, wo der Staat nicht unterstützen kann.“

Regelmäßig gehen Paten des Bonner Bildungsfonds in die entsprechenden Einrichtungen, um zu sehen, wozu das Geld verwendet wurde. „Dann werden wir immer fröhlich mit Musik und Aufführungen empfangen“, erzählt Blatt. Bei einem dieser Besuche entdeckt er auch einen kleinen Flüchtlingsjungen, der vollkommen traumatisiert immer unter Tische und Stühle krabbelte, sobald laute Geräusche zu hören waren. „Ihm konnte durch die Musikförderung geholfen werden. Heute hat er längst wieder Vertrauen zu anderen Menschen, lacht und spielt mit den Kindern.“

Auch wenn Josef Blatt eigentlich längst in einem Alter ist, in dem andere langsam kürzer treten, will er weder beruflich als Geschäftsführer einer Personalberatung noch bei seinem ehrenamtlichen Engagement für die Bürgerstiftung Bonn kürzer treten. „Ich mache das, weil mich das erfüllt und mir große Freude bereitet. Die Arbeit für den Bildungsfonds ist wirklich sehr befriedigend. Was will ich mehr?“ Wenn man mit ganzem Herzen bei einer Sache sei, dann sei die Arbeit schließlich „keine Last, sondern pure Lust.“ Allerdings könnte das Team noch ehrenamtliche Paten gebrauchen, die diese Arbeit unterstützen, Geld und Zeit investieren.

Weitere Informationen auf www.bonner-bildungsfonds.de.

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